Ein Smartphone als Aufpasser? Unser ständiger digitaler Begleiter könnte schon bald dafür genutzt werden, den Alkoholkonsum beim Feiern zu überwachen. Forschende zeigten nun, dass Smartphones anhand der Veränderung in der Gangart feststellen können, ob der Besitzer oder die Besitzerin zu viel getrunken hat.
Konsum kontrollieren mittels Smartphone
Die im “Journal of Studies on Alcohol and Drugs” veröffentlichten Untersuchungsergebnisse zeigten, dass Handys tatsächlich das Potenzial haben, den Alkoholkonsum zu überwachen. Mittels Sensoren im Gerät messen sie Abweichungen in der Gangart, die Aufschluss über den Alkoholspiegel geben. Das Smartphone kann so erkennen, ob die Person leicht torkelt oder bereits stark angetrunken schwankt.
Informationen in Echtzeit über den Alkoholpegel von Feiernden könnten einen wichtigen Beitrag leisten, um den Konsum zu reduzieren, Alkoholvergiftungen zu vermeiden und Alkohol am Steuer zu verhindern, so Forschungsleiter Dr. Brian Suffoletto. Zusätzlich besteht auch die Möglichkeit, eine vorher festgelegte Person automatisch zu informieren, wenn der Alkoholkonsum außer Kontrolle gerät.
Handy erkannte die Fahrtauglichkeit
An der Studie nahmen 22 Freiwillige im Alter von 21 bis 43 Jahren teil. Im Labor erhielten sie ein Mischgetränk mit Vodka, welches genug Alkoholgehalt hatte, damit sie eine durchschnittliche Atemalkoholkonzentration von 1 mg/l erreichten – das entspricht etwa 2,0 Promille. Während der folgenden sieben Stunden wurde der Pegel regelmäßig analysiert und die Probanden mussten stündlich eine einfache Aufgabe bewältigen: 10 Schritte entlang einer geraden Linie gehen, dann umdrehen und wieder zurück. Dabei wurde ein Smartphone mit einem elastischen Band an ihrem unteren Rücken befestigt. Es erkannte die horizontalen sowie vertikalen Abweichungen vom „geraden“ Gang und konnte so den Alkoholspiegel der Person feststellen. In etwa 90 Prozent der Fälle erfasste es erfolgreich, wenn die Teilnehmenden einen Pegel über 0,8 Promille hatten – die gesetzliche Grenze zum Autofahren in den meisten US-Staaten.
Jedes Smartphone kann es
Der Vorteil daran: Fast jeder Erwachsene besitzt ein Smartphone. Die Sensoren zur Bewegungsmessung sind bereits darin enthalten. Denn die meisten Geräte haben einen sogenannten Beschleunigungssensor, der etwa für das Umschalten des Bildschirms von Hoch- auf Querformat verantwortlich ist. „Wir haben leistungsstarke Sensoren, die wir überall mit uns herumtragen“, so Suffoletto. Diese sollten auch genutzt werden, um der öffentlichen Gesundheit bestmöglich zu dienen.
Vielleicht schon bald im Einsatz
Die Anzahl der Studienteilnehmer war relativ klein, da es sich um eine „Proof-of-Concept“-Studie handelte. Sie sollte lediglich zeigen, ob Smartphones für einen solchen Zweck überhaupt geeignet wären. Außerdem befand sich das Handy am unteren Rücken der Probanden, was nicht der alltäglichen Realität entspricht. Weitere Untersuchungen müssen demnach noch folgen.
Forschungsleiter Suffoletto ist jedoch überzeugt: Digitale Interventionen bieten vielversprechende Möglichkeiten, übermäßigen Alkoholkonsum und seine Folgen zu vermeiden. Sein Engagement für dieses Thema ist dabei nicht nur ein akademisches, sondern auch ein persönliches Anliegen. Er habe bereits einen engen Freund durch Alkohol am Steuer verloren. Mit den aktuellen Forschungen hofft er nun, einen Beitrag zu leisten, um Menschen vor übermäßigem Konsum und den damit verbundenen Folgen wie Alkohol am Steuer, Gewalt und sexuellen Missbrauch zu schützen. Dabei steht aber nicht nur das Feststellen von alkoholbedingten Beeinträchtigungen im Vordergrund. Die Betroffenen sollen neben der Warnung auch Strategien erhalten, die ihnen beim Aufhören helfen.
Hier erklärt Dr. Weigl, warum wir bei Alkoholkonsum öfter aufs Klo müssen und inwiefern die Urinfarbe damit zusammenhängt:
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