Schwere Verläufe von Covid-19 können jeden treffen, doch manche Faktoren erhöhen das Risiko deutlich. So wurde etwa schon früh in der Corona-Pandemie klar, dass starkes Übergewicht ein solcher Risikofaktor ist. Eine neue Studie aus Großbritannien zeigte nun jedoch, dass selbst ein gesunder BMI die Gefahr für einen schweren Verlauf erhöhen kann.
Erhöhtes Risiko auch mit Normalgewicht
Adipositas (Fettleibigkeit) beschreibt Übergewicht, bei dem der Body-Mass-Index (BMI) über 29 liegt. Grund dafür muss nicht die Ernährung sein, auch Krankheiten oder die Gene können das hohe Gewicht bedingen. Normalgewicht hat jemand mit einem BMI zwischen 18,5 und 25. In ihrer Studie stellten die britischen Forschenden jedoch fest, dass das Risiko für schwere Verläufe einer SARS-CoV-2-Infektion bereits bei einem BMI von 23 ansteigt. Die Ergebnisse veröffentlichten sie kürzlich im Fachmagazin „The Lancet Diabetes & Endocrinology„.
Viele Daten analysiert
Für die Studie analysierten Min Gao, Carmen Piernas und ihr Team von der University of Oxford Daten von sieben Millionen Menschen. Davon waren 20.000 während der ersten Welle der Pandemie an Covid-19 erkrankt, 15.000 mussten infolgedessen hospitalisiert werden. Zum Großteil waren dies Menschen über 80, doch auch Jüngeren wurde der Krankenhausaufenthalt nicht erspart. Bei ihnen zeigten die Analysen einen gewissen Einfluss des Gewichts auf den Covid-19-Verlauf: Ab einem BMI von 23 erhöhte sich mit steigendem Gewicht auch das Risiko für eine Hospitalisierung. Dieser Effekt zeigte sich besonders stark bei schwarzen Personen, berichten die Studienautoren. Bei älteren Menschen hingegen spielte dieser Faktor kaum eine Rolle.
Auch Untergewicht ist gefährlich
„Unsere Studie zeigt, dass selbst sehr geringes Übergewicht mit einem größeren Risiko für schwere Covid-19-Komplikationen verbunden ist, und die Risiken steigen mit zunehmendem BMI stark an“, sagte Carmen Piernas, Erstautorin der Studie. Doch wer nun abnehmen möchte, sollte aufpassen: Dünner heißt nicht gesünder, auch in diesem Zusammenhang nicht. Die Analysen des britischen Forschungsteams zeigten, dass Personen mit einem BMI unter 18,5 ebenfalls häufiger schwer erkrankten als normalgewichtige Personen.
Impfpriorisierungen anpassen
Obwohl es bisher keine Studien zu dem Effekt von Gewichtsänderungen auf das Covid-19-Risiko gibt, bezeichnen die Studienautoren das Gewicht als „wichtigsten modifizierbaren Risikofaktoren“ und gehen davon aus, dass eine Gewichtsreduktion (bei Übergewicht) auch die Gefahr eines schweren Verlaufs reduziert. Sie empfehlen weiterhin, diesen Risikofaktor bei dem Beschluss über Impf-Reihenfolgen zu berücksichtigen. Außerdem lohne es sich auch auf längere Sicht, den BMI zwischen 19 und 25 zu halten. Das reduziere das Risiko für Diabetes Typ 2, kardiovaskuläre Krankheiten sowie einige Krebsarten, resümieren die Forschenden.
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