Wie andere Impfungen auch, lösen die Covid-19-Schutzimpfungen bei vielen Menschen Nebenwirkungen aus. Müdigkeit, ein schmerzender Arm, Fieber und Kopfschmerzen gelten als die häufigsten Reaktionen. Oft wird das damit begründet, dass das Immunsystem besonders gut arbeitet. Aber was ist mit den Personen, die keine Nebenwirkungen verspüren – bildet ihr Immunsystem nicht die gewünschten Antikörper?
Wirksamkeit der Impfungen hoch
Dass ausbleibende Impfnebenwirkungen Zeichen mangelnden Schutzes sind, ist – zum Glück – ein Trugschluss: Studien der Impfstoffhersteller Pfizer/BioNtech und Moderna beobachteten bei nur 50 beziehungsweise 10 Prozent der Geimpften Nebenwirkungen. Trotzdem kamen beide Präparate auf eine Wirksamkeit von über 90 Prozent. Somit kann man trotz ausbleibender Impfreaktion getrost von einer Schutzwirkung ausgehen, erklärt Dr. Veenu Manoharan, Dozentin für Immunologie an der Cardiff Metropolitan University, in einem Beitrag auf der Plattform „The Conversation“. Auch lassen sich geschlechts- und altersabhängige Unterschiede erkennen: So berichteten Männer und Menschen über 65 seltener von Krankheitsanzeichen nach der Impfung. Doch Untersuchungen der Antikörperspiegel konnten keinen Zusammenhang zwischen dem Schweregrad von Impfnebenwirkungen und dem Immunitätslevel herstellen.
Zwei Arten von Immunsystemen
Die Diskrepanz bei den erlebten Nebenwirkungen lässt sich durch die Art und Weise erklären, wie der Körper nach einer Impfung eine Immunantwort bildet. Dabei muss zwischen dem angeborenen und dem erworbenen Immunsystem unterschieden werden: Das angeborene, welches auch als unspezifisches Immunsystem bezeichnet wird, antwortet immer als erstes. Das erworbene Immunsystem hingegen richtet sich gezielt gegen die jeweiligen Erreger – nachdem es sie als solche erkannt hat. Es bildet dann spezifische Antikörper und T-Zellen, die die Körperzellen vor den Eindringlingen schützen. Wenn dieselben Erreger aber wieder entdeckt werden, erinnert sich das erworbene Immunsystem und kann sie schnell gezielt bekämpfen. Nur so kann spezifische, langanhaltende Immunität erreicht werden.
Keine Sorge bei ausbleibenden Nebenwirkungen
Ziel der Covid-19-Impfungen ist es das erworbene Immunsystem für die Abwehr des Coronavirus zu trainieren. Die Nebenwirkungen, die frisch Geimpfte häufig erleben – Müdigkeit, Gliederschmerzen, Fieber -, sind aber vom angeborenen Immunsystem ausgelöst. Diese Symptome sagen daher nichts darüber aus, wie effizient der Körper in Zukunft Coronaviren erkennt und bekämpft. Einige Studien berichten zwar, dass auch das erworbene Immunsystem zu Entzündungsreaktionen beitragen kann, die sich in manchen Personen als Nebenwirkungen äußern. Wie genau es zu den Unterschieden in der Reaktion kommt, ist noch nicht vollständig geklärt. Dr. Manoharan resümiert abschließend, dass Impfnebenwirkungen in keinem Fall als Maß der Effektivität des Vakzins genommen werden sollten. Trotz der verschieden ausgeprägten Symptome erzielten die meisten Menschen durch die Impfung einen guten Immunschutz gegen das Coronavirus SARS-CoV-2, unabhängig vom Auftreten, Ausbleiben oder dem Schweregrad von Nebenwirkungen.
Was meinen Sie?