Am 28. Mai ist der „International Menstrual Hygiene Day“ , ein Tag, an dem der weibliche Zyklus gefeiert wird – und damit die Aufmerksamkeit bekommt, die ihm gebührt, denn: etwa die Hälfte der Weltbevölkerung ist weiblich und die meisten von ihnen haben ihre Periode. Monatlich menstruieren somit ca. 1,9 Milliarden Personen auf der ganzen Welt. Manche von ihnen haben ihre allererste Periode (Menarche) während andere die letzte erleben (Menopause). Die Menstruation galt lange als Tabu und niemand durfte öffentlich darüber sprechen – obwohl die monatliche Blutung notwendig ist, um sich fortzupflanzen und die Spezies Mensch überhaupt zu erhalten. Die daraus elementare Menstruationshygiene ist ein wesentlicher Bestandteil der sexuellen und reproduktiven Gesundheit – und ein Recht, das Aufmerksamkeit und Aufklärung verlangt.
Der weibliche Zyklus
Das Wort „Menstruation“ kommt aus dem Lateinischen und bezieht sich auf die ständige Wiederkehr der weiblichen Blutung. Einmal im Monat wachsen Eizellen in den Eierstöcken heran und das Gewebe der Gebärmutterhaut wird gebildet. Der Körper wäre nun bereit schwanger zu werden. Sollte die Eizelle allerdings nicht befruchtet werden, stirbt diese ab und die Gebärmutterschleimhaut baut sich wieder ab. Infolge dessen wird vom Körper mit Hilfe des Periodenblutes die unbefruchtete Eizelle und die Gebärmutterschleimhaut ausgeschieden und es kommt zur Menstruation. Ein weiblicher Menstruationszyklus dauert ca. 28 Tage, beinhaltet pro Zyklus ca. 80ml Blut und wiederholt sich ca. 400x im Leben.
Die Periode dauert durchschnittlich fünf Tage und ist oftmals mit starken Schmerzen verbunden. Einige Frauen haben u.A. Bauchkrämpfe, Schwindel und Übelkeit kurz vor und während ihrer Periode. Prostaglandine, Hormone die zum Abstoßen der Gebärmutterschleimhaut gebraucht werden, verursachen Krämpfe im Unterleib. Bei jeder 10. Frau wächst die Gebärmutterschleimhaut in den Bauchraum hinein und kann dort Zysten bilden, die sogar Blase und Darm angreifen. Diese Symptome werden Endometriose genannt und benötigen eine spezielle Therapie. Dem Schmerz vollständig zu entkommen ist selten, aber es gibt Methoden ihn zumindest zu reduzieren.
Die hygienische Versorgung
In der Menstruationshygiene hat sich einiges getan und heutzutage gibt es viele Möglichkeiten, wie sich menstruierende Personen während ihrer Periode hygienisch versorgen können:
- Einweg-Binden: diese Methode wird häufig verwendet, da sie relativ einfach anzuwenden ist. Eine mit Kunststoff beschichtete saugfähige Binde wird in die Unterhose geklebt und unterscheidet sich nach Form, Saugfähigkeit und Duft. Der Duft und die Kunststoffbeschichtung führen allerdings häufig zu einer Infektion, da es durch einen möglichen Hitzestau immer wieder zu einer Bakterienbildung kommt. Allerdings sind die Einweg-Binden praktisch für unterwegs und auf Reisen, da sie sich beliebig oft wechseln und einfach entsorgen lassen.
- Stoff-Binden: eine Stoffbinde ist wesentlich nachhaltiger und lässt sich mit kaltem Wasser gut ausspülen. Allerdings ist ein Wechsel unterwegs eher unpraktisch und die Anschaffungskosten sind anfänglich etwas teurer, als bei den einmal zu verwendenden Binden. Für die Stoffbinden spricht wiederum, dass man sie beliebig oft waschen und wiederverwenden kann.
- Tampons: sind heute nicht mehr wegzudenken und sind sehr beliebt, da sie u.A. für Sport gut geeignet sind. Man führt den Tampon in die Vagina ein und er bleibt genau dort und saugt das Menstruationsblut auf. Das ist allerdings nicht das einzige, das er aufsaugt – auch die guten Bakterien, die eine Pilzbildung vermeiden, werden praktisch „entfernt“, sodass das Risiko einer Pilzinfektion steigt. Außerdem sind Tampons für leichte Blutungen weniger geeignet, da das Einführen aufgrund von Trockenheit zu Reizungen der Vagina führen kann. Es gibt verschiedene Saugstärken, einen Tampon sollte man nach maximal sechs Stunden jedoch immer wechseln, weil er sonst den gegebenen Schutz nicht mehr bietet und das Infektionsrisiko steigt.
- Menstruationstassen: haben den Vorteil, dass sie 12 Stunden in der Vagina bleiben können – ohne Infektionsrisiko. Das Entleeren kann aber sehr blutig werden und man benötigt zum Abwaschen der Tasse immer fließendes Wasser. Aufgrund des entstehenden Vakuums in der Vagina ist das Entfernen der Menstruationstasse nicht immer einfach. Hin und wieder kann es zudem vorkommen, dass diese nicht ganz abdichtet und das Blut am Rand trotzdem etwas hinaus rinnt. Wenn die Menstruationstasse aber die richtige Größe hat und richtig eingesetzt wurde, kann man sich frei bewegen und braucht sich keine Sorgen machen.
- Menstruationswäsche: diese Art der saugfähigen Unterwäsche ist noch relativ neu, aber dafür sehr praktisch. Die Unterwäsche ist vor allem bei nicht zu starken Blutungen gut geeignet. Man kann die Höschen, ebenso wie bei den Stoffbinden, beliebig oft waschen und wiederverwenden und hat einige Stunden einen guten Schutz. Es gestaltet sich allerdings schwierig die Unterwäsche unterwegs zu wechseln oder auf Reisen mitzunehmen, da man die mit Blut gefüllte Hose irgendwie transportieren bzw. gut reinigen muss.
- Alternativen: einige Frauen wenden mittlerweile die Methode des „Free Bleedings“ an, wo gänzlich auf Hygieneprodukte verzichtet wird. Diese Methode bedarf viel Übung, da hier das Abfließen des Blutes vom Menschen selbst reguliert wird. Wenn man weiß, worauf man achten muss, ist ein Kontrollieren des Blutflusses aber wirklich möglich und man benötigt keine anderen Hilfsmittel. Nicht beeinflussbare äußere Faktoren können allerdings dazu führen, dass man doch unkontrolliert Blut verliert, wie z.B. beim Niesen oder Lachen, wo das Blut trotz Übung ungehindert nach außen dringen kann.
Ungeachtet dessen, dass viele Methoden nicht ideal für jede/n sind, sind die Hygieneartikel auf Dauer enorm kostenintensiv und Frauen können sich diese manchmal nicht leisten. Manche von ihnen müssen deshalb unhygienischere Alternativen wie beispielsweise Stoffstücke verwenden – oder sie sind gezwungen Hygieneartikel zu lange zu benutzen, was – wie bereits erwähnt – zu gesundheitlichen Folgen wie Pilz- und Bakterienbildung führen kann.
Chancenungleichheit aufgrund von Menstruation
Auf vielen Teilen der Erde gilt Blut als unrein, gehört vertuscht und gilt sogar als das Werk von Hexerei. Dieser Glaube ist vor allem immer wieder auf dem afrikanischen Kontinent zu finden. In vielen Ländern ist das Thema „Menstruation“ sowieso noch ein Tabu und es wird selten öffentlich darüber gesprochen. Es kommt sogar vor, dass sich menstruierende Personen häufig zu Hause verstecken müssen und von niemandem gesehen werden dürfen. Vor allem für jüngere Frauen stellt dies ein Problem dar, da sie in dieser Zeit nicht zur Schule gehen können. Häufig ist eine hygienische Versorgung vor Ort nicht möglich. Die Schülerinnen verpassen deswegen einmal im Monat durchschnittlich fünf Tage lang den Schulunterricht. Diesen Lehrstoff können sie schwer aufholen, was zur Folge hat, dass viele Mädchen die Schule frühzeitig abbrechen.
Einige NGOs haben es sich zum Ziel gesetzt sogenannte „Changing Rooms“ an Schulen einzuführen, wo sich Mädchen während ihrer Periode hygienisch versorgen können und entsprechende Hygieneartikel kostenfrei bereit liegen. Diese neue Möglichkeit für Mädchen und Frauen führt dazu, dass sie nicht gezwungen sind jeden Monat Schulstunden zu verpassen.
Die Ausgrenzung, die einige Frauen und Mädchen aufgrund ihrer Periode erfahren sowie die negativen Folgen für ihre Ausbildung, Chancen auf dem Arbeitsmarkt und für ihre Gesundheit, ist auch in den 17 Sustainable Development Goals wie „Gesundheit und Wohlergehen“, „Hochwertige Bildung“, „Geschlechtergleichheit“, „Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum“ und „Sauberes Wasser und Sanitäranlagen“ enthalten. Mittlerweile bekommt das Thema „Menstruation“ gesellschaftlich viel mehr Aufmerksamkeit, es liegt jedoch noch ein langer Weg vor uns echte Chancengleichheit zwischen menstruierenden und nicht-menstruierenden Menschen zu erlangen.
*In diesem Text wird immer wieder das Wort „Frau“ benutzt, obwohl ein Bewusstsein darüber herrscht, dass nicht alle Frauen menstruieren und sich wiederum nicht alle, die menstruieren, als Frau identifizieren.
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