Bis heute gilt ein generelles Blutspendeverbot für homosexuelle Männer. Diese Richtlinie will die Bundesärztekammer ändern. Dafür will sich die Bundesärztekammer auch auf EU- Ebene einsetzen. Auch SPD und Grüne fordern Änderungen dieser Regelung.
Blutspenden sollte eigentlich jeder Bundesbürger, dass belegt vor allem die Statistik, dass 80 Prozent aller in Deutschland lebender Bürger einmal in ihrem Leben eine Blutspende benötigen. Doch gerade im Sommer klagen viele Kliniken und Krankenhäuser über zu wenig Blutspender. Durch diesen Engpass erwägt die deutsche Ärzteschaft erstmals das generelle Spendeverbot für Schwule zu überdenken.
In Deutschland ist es bis heute so, dass Schwule generell kein Blut spenden dürfen. Die einen sehen darin eine Diskriminierung, andere glauben nur so sich vor HIV schützen zu können. Dadurch, dass immer weniger Menschen Blut spenden, denkt die Bundesärztekammer offensichtlich darüber nach, die Regelung zu lockern. Unter Umständen will sich die Bundesärztekammer bis auf EU- Ebene einsetzen, wie es am Montag hieß.
Menschen mit riskanten Sexleben ausgeschlossen
Nach Angaben der Bundesärztekammer will man sich dafür einsetzen, den bis heute geltenden Ausschluss von Menschen mit riskanten Sexleben zu beenden. So sollte auch Blutspenden für männlich homosexuelle Menschen erlaubt sein, wenn sie über einen bestimmten Zeitraum keinen riskanten Sex mehr hatten. Der genaue Zeitraum müsse allerdings erst geklärt werden.
Den aktuellen Richtlinien zufolge sind derzeitig Personen vom Blutspenden ausgeschlossen, deren Sexleben ein erhöhtes Übertragungsrisiko für HIV birgt. Neben homosexuellen Männern gehören dazu auch heterosexuelle Menschen, die häufig ihren Partner wechseln oder Prostituierte. Ob ein eventueller Blutspender zu einer Risikogruppe gehört, wird vor der Spende per Fragebogen abgeklärt.
Neuansteckung wird nicht angezeigt
Grund für das generelle Verbot ist das etwa 100-fach höhere Risiko einer HIV- Neuinfektion bei Männern, die mit anderen Männern Geschlechtsverkehr haben. Damit begründet die Bundesärztekammer auch den Dauerausschluss von homosexuellen Männern. Aber diese Regelung ist schon seit Jahren umstritten.
Um dem Vorwurf einer Diskriminierung zu minimieren, wurden die Formulierungen Homo- und bisexuelle Männer aus dem Fragebogen gestrichen. Stattdessen findet man an dieser Stelle jetzt Männer die mit Männern Sex haben. Trotzdem bleibt das Problem, dass selbst mit dem besten Testverfahren ein Zeitfenster von drei bis vier Wochen bleibt, in dem eine HIV- Neuansteckung in einem Test nicht angezeigt werden würde.
Bundesgesundheitsministerium kontaktieren
Der Bundesgesundheitsminister, Daniel Bahr, begrüßte am Montag den Vorstoß der Bundesärztekammer. Wir brauchen mehr Menschen die Blut spenden, so der Minister. In vielen deutschen Bundesländern fordern vor allem die Grünen Änderungen. Auch die SPD forderte, dass man nicht generell bestimmte Personengruppen ausschließen könne.
Aber eine Änderung der Richtlinie ist wegen der europäischen Rechtslage derzeitig nicht möglich. Die Bundesärztekammer will nun das Bundesgesundheitsministerium und das Robert- Koch- Institut einschalten.
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