Die Krankenkasse BARMER GEK moniert in ihrem aktuellen Arzneimittelreport das deutsche Ärzte zu schnell Psychopharmaka verschreiben würden. Besonders Frauen seien davon betroffen. Bei richtiger Verschreibung könnten Millionenbeträge eingespart werden.
Aktuelle Statistiken haben in der Vergangenheit belegt, dass Frauen öfter zum Arzt gehen als Männer, da sie eine bessere Vorsorge betreiben. Allerdings sind Frauen wirklich krank, erhalten sie vom behandelnden Arzt auch deutlich mehr Tabletten als Männer verschrieben. In einer aktuellen Untersuchung fanden Forscher ebenfalls heraus, dass Frauen drei Mal so viele Psychopharmaka verschrieben bekommen.
22 Prozent mehr Verordnungen
So bekamen im Jahr 2011 100 Frauen etwa 937 Verschreibungen. Bei den Männern waren es gut 22 Prozent weniger, die nur ungefähr 763 Verordnungen von ihrem behandelnden Atzt bekamen. Das berichtet der aktuelle Arzneimittelreport der gesetzlichen Krankenkasse BARMER GEK. Außerdem wurde mitgeteilt, dass Frauen bis drei Mal öfter Psychopharmaka erhalten als Männer.
Aus medizinischer Sicht lassen sich die gravierenden Unterschiede allerdings kaum erklären, wie die Krankenkasse betonte. Zudem betonten die Autoren der Krankenkassenstudie, dass Psychopharmaka schnell süchtig machen könnten.
Studie bestätigt
Bereits im Jahr 2004 wurde von einer Expertenkommission der Nordrhein westfälischen Landtages aufgezeigt, dass Herzinfarkte bei weiblichen Patienten deutlich später erkannt werden, als bei den männlichen Patienten. Zu einem ähnlichen Ergebnis soll nun auch der Arzneimittelreport der gesetzlichen Krankenkasse gekommen sein.
Eine weitere Bestätigung, dass Männer und Frauen von den deutschen Medizinern unterschiedlich behandelt werden kam jetzt von dem Berliner Robert- Koch- Institut. In der aktuellen Studie „Gesundheit von Männern und Frauen in mittleren Lebenslagen“ stellten Wissenschaftler fest, dass Mediziner bei Männern und Frauen unterschiedlich Maßstäbe ansetzen.
Unterschiedliche Behandlung
Demnach ist es keine Seltenheit, dass bei denselben Symptomen auf unterschiedlich Krankheiten geschlussfolgert wird, so die Autoren der Studie vom Robert- Koch- Institut in Berlin. Zudem forderten in der Vergangenheit auch schon die Grünen, dass bei der Zulassung und Prüfung von Medikamenten stärker auf die Unterschiede der beiden Patientengruppen geachtet wird.
Durch die vorschnelle Verabreichung von Antidepressiva und Schlafmittel gibt es in Deutschland schon jetzt etwa 1,2 Millionen Abhängige. Zwei Drittel von ihnen sollen Frauen sein. Der Grund hierfür liegt eigentlich auf der Hand, Frauen trauen sich gegenüber eines Arztes eher über psychische Probleme zu sprechen.
Einsparungen von vielen Millionen Euro
Die Studie zeigt allerdings auch auf, dass Männer eher Mittel gegen körperliche Störungen verschrieben bekommen, hingegen Frauen Mittel mit Wirkung auf die Psyche. Doch nicht nur die Verschreibung von Psychopharmaka ist ein großes Problem laut der Krankenkassenstudie.
So sollen auch Zahnärzte viel zu teure Antibiotika und falsche Schmerzmittel verschreiben. Bei korrekter Verordnung könnte allein die Krankenkasse BARMER GEK 480 Millionen oder 12 Prozent ihrer Ausgaben einsparen.
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