Schon seit sieben Wochen in Folge steigen die weltweiten Zahlen der registrierten Covid-19-Fälle und auch die Todesfälle nehmen seit vier Wochen wieder stetig zu. Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, sagt, dass diese Zahlen auf eine dritte Infektionswelle und einen anhaltenden Ausnahmezustand hindeuten. Es sei ein kritischer Punkt im Kampf gegen das Virus erreicht. Trotz der regelmäßig steigenden Zahlen der verteilten Impfdosen ist die Gefahr durch das Virus SARS-CoV-2 noch nicht zurückgegangen. Vielmehr scheint das Pandemiegeschehen derzeit wieder an Fahrt aufzunehmen: Letzte Woche wurde die vierthöchste Zahl von Neuinfektionen seit dem Ausbruch des Virus gemeldet, so die Fachleute der WHO.
Verordnete Schutzmaßnahmen unverzichtbar
Zwar sei der Impfprozess ein wichtiger Schritt und Bestandteil im Kampf gegen das Coronavirus, jedoch nicht der einzige, so der Fachmann der WHO. Die Maßnahmen zum Schutz, wie die Einhaltung des Mindestabstands und die sorgfältige Handhygiene, sollten mittlerweile jedem bekannt sein. Trotzdem weist der Experte explizit auf die hohe Wirksamkeit dieser Regelungen hin. Auch die Belüftung von Innenräumen zählt zu einem erfolgreichen Hygienekonzept. Genauso wie Überwachung, Tests, Kontaktverfolgung, „Social Distancing“ und die unterstützende Quarantäne. Neben den Impfungen seien diese Maßnahmen unverzichtbar zur Bekämpfung des Virus.
Warum bleibt der Erfolg aus?
Der Generaldirektor betont, dass die herrschende Verwirrung, Selbstgefälligkeit und Inkonsequenz der geltenden Maßnahmen und ihre Anwendung die Übertragung des Virus kaum verringern. Am Beispiel anderer Länder könne man sehen, dass durch eine konsequente Anwendung von Gegenmaßnahmen der öffentlichen Gesundheit und einem starken System das Infektionsgeschehen eingedämmt und sogar gestoppt werden kann. So gelang es diesen Ländern, die Infektionszahlen drastisch zu senken. Die Menschen dort können teils wieder ein normales Lebens genießen. Die betroffenen Nationen hatten eine sinnvolle und evidenzbasierte Kombination von angepassten Maßnahmen ergriffen und so die gewollten Erfolge erzielt. Es sei zwar auch ein Anliegen der WHO, dass sich die internationale Wirtschaft erholt und das Reisen wieder ohne Einschränkungen möglich ist. Jedoch lassen die aktuelle kritische Lage und die überfüllten Intensivstationen dies nicht zu.
Bedrohung durch Sorglosigkeit junger Menschen
Da in vielen Ländern trotz des anhaltend hohen Infektionsgeschehen bestimmte Freizeiteinrichtungen, Restaurants und Märkte geöffnet sind, könnten die Vorsichtsmaßnahmen kaum eingehalten werden. Von dieser Nichteinhaltung der Maßnahmen sind hauptsächlich Jugendliche betroffen. Sie gehen anscheinend davon aus, dass eine Covid-19-Infektion für sie keine große Rolle spiele. Die WHO warnt jedoch vor dieser Sorglosigkeit. Nicht nur vorerkrankte oder alte Menschen können schwer an dem Virus erkranken. Auch junge Personen können daran sterben oder Langzeitschäden davontragen. Diese Langzeitschäden werden unter dem Begriff Long Covid zusammengefasst. Laut der WHO sei eine Aufklärung hier wichtig, da derartige Folgen bei Überlebenden noch nicht komplett erforscht seien. Betroffene berichten von Symptomen wie anhaltender Schwäche, Schwindel, Zittern, Schlaflosigkeit, Depressionen, Angstzustände, Gelenkschmerzen und einem Engegefühl in der Brust.
Optimismus soll nicht verloren gehen
„Die Pandemie sei zwar noch lange nicht vorbei, aber es gebe trotzdem viele Gründe für Optimismus“, heißt es in einer Pressemitteilung der WHO. Die Erfolge, die am Anfang des Jahres zu verzeichnen waren, zeigen, dass es durchaus möglich ist, das Virus und seine Mutationen einzudämmen. Die Pandemie könnte also mithilfe von gezielten Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens – was die Impfungen miteinschließt – in wenigen Monaten unter Kontrolle gebracht werden. Die WHO weist noch einmal darauf hin, dass dies nur möglich sei, wenn alle an einem Strang ziehen. Regierungen sowie Einzelpersonen sollten Entscheidungen dementsprechend mit Bedacht treffen.
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