Sogenannte BARF-Menüs sind bei fleischfressenden Haustieren wie Hunden und Katzen äußerst beliebt. Die Portionen setzen sich aus frischem oder tiefgekühltem Fleisch, Fisch, Innereien und Knochen zusammen. Schweizer Wissenschaftler analysierten kürzlich verschiedene Tierfutter mit Rohfleisch und fanden bei jedem zweiten Produkt gefährliche multiresistente Bakterien. Diese können zuerst die Haustiere befallen, dann jedoch auch auf den Menschen übergehen.
Jeder zweite Futterartikel ist verseucht
Ein Forschungsteam der Universität Zürich machte eine erschreckende Entdeckung bei Tiernahrungsprodukten mit Rohfleisch: Zunächst fanden die Wissenschaftler heraus, dass Hunde und Katzen besonders anfällig für Antibiotika-resistente Keime sind. Als sie die Ursache dafür ergründen wollten, fanden sie Rohfleisch-Artikel, die auffallend häufig mit den multiresistenten Bakterien verseucht sind. Die Studienergebnisse wurden vor Kurzem in dem Fachblatt „Royal Society Open Science“ veröffentlicht.
Die Lage bezüglich der multiresistenten Erreger verschlechterte sich innerhalb der letzten Jahre immer weiter, Antibiotika werden zunehmend unnütz. Auf Grund der exzessiven und falschen Anwendung von Antibiotika verbreiten sich immer mehr Keime, welche das Enzym ESBL (Extended Spectrum Beta-Lactamasen) herstellen. Dieses Enzym bewahrt Bakterien vor vielen Antibiotika. Bei Hunden und Katzen sind tendenziell besonders viele resistente Keime vorhanden.
Haustiere können ESBL-bildende Erreger übertragen
Damit ESBL-bildende Keime sich nicht immer weiter ausbreiten sind unbedingt Gegenmaßnahmen erforderlich. Dafür braucht es jedoch ausreichend Wissen über die Aus- und Verbreitungswege derartiger Keime. Um diesbezüglich einen Überblick zu bekommen, gingen die Wissenschaftler der Frage nach, wieso resistente Keime so häufig in fleischfressenden Haustieren vorhanden sind. Zuerst wurde rohes Fleisch als möglicher Übertragungsweg angesehen. Das Forschungsteam untersuchte deshalb diverse Futtermix-Artikel, welche rohes Fleisch, Schlachtabfälle oder Knochen enthielten. Derartige Produkte werden oftmals mit dem Kürzel „Barf“ (Biologically Appropriate Raw Food“) versehen. 51 Proben unterschiedlicher Anbieter wurden analysiert, mit erschreckendem Fazit: 61 Prozent der Produkte beinhalteten multiresistente Keime.
Auch für Menschen eine Bedrohung
Die Tatsache, dass mehr als 60 Prozent der Proben ESBL-bildende Bakterien enthielten, ist schockierend. Zudem haben 73 Prozent der Produkte die Richtwerte für Enterobakterien überschritten, zwei Proben waren mit Salmonellen kontaminiert und zwei weitere mit Escherichia coli mit dem Colistin-Resistenzgen mrc-1. Das Gen wurde erst vor Kurzem zum ersten Mal in China entdeckt und überträgt Resistenzen gegen das Antibiotikum Colistin.
Die Wissenschaftler betonen, dass die resistenten Keime im Tierfutter auch für Menschen eine Gefahr darstellen. Beim Zubereiten der Tiermahlzeit kämen die Halter in Berührung mit den multiresistenten Bakterien, genauso wie durch den engen Kontakt mit den Tieren. Dies erhöht das Infektionsrisiko enorm. Tierbesitzer sollten sich über diese Bedrohung unbedingt im Klaren sein, denn jedes Haustier kann die Erreger in sich tragen. Daher sollte unbedingt vorsichtig mit Barf-Futter umgegangen und auf strenge Hygiene geachtet werden.
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