Wer gedacht hätte, dass der Magen-Darm-Trakt gesondert vom gesamten Körper funktioniert, der irrt. Neben einem physiologischen Darmmikrobiom sorgt das Nervensystem des Magen-Darm-Trakts, das sogenannte enterische Nervensystem für einen gesunden Darm. Der Aufbau ist sehr komplex, da es die essenziellen Prozesse im Verdauungsablauf steuert – diese beginnen bereits im Mund mit der Einspeichelung der Nahrung durch das Enzym Amylase, setzen sich dann im Magen sowie im Dünn- und Dickdarm fort und werden mit der Entleerung unverwertbarer Abfallbestandteile der Nahrung beendet.
Zusammenhang zwischen schlechter Zahngesundheit und krankem Darm
Bei Erkrankungen im Verdauungstrakt entsteht eine Mikroentzündung des enterischen Nervensystems. Diese hängt auch indirekt mit einer schlechten Zahn- und Zahnfleischgesundheit zusammen. So leiden rund drei Millionen Erwachsene in Europa unter chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn. Forscher konnten diese in einer veröffentlichten Studie im Juni 2020 mit Zahnfleischentzündungen – der sogenannten Parodontitis – in Verbindung setzen. Nobuhiko Kamada ist Professor für Innere Medizin an der University of Michigan. Er konnte bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen die Verbreitung von Bakterienstämmen des Mundes im Darm feststellen.
So wirkt Parodontitis auf einen geschwächten Darm
Bei einer Parodontitis sind das Zahnfleisch sowie der Zahnhalteapparat entzündet. Die dabei entstehenden entzündungsfördernden Bakterien wandern nun von der Mundhöhle in den Darm und siedeln sich hier an. Bei einer geschwächten Darmflora, wie im Falle der chronisch entzündlichen Darmerkrankung, können diese sich ungestört ausbreiten und die Entzündung weiter vorantreiben.
Bei einer Parodontitis werden sogenannte TH-17 Zellen aktiviert. Diese Immunzellen können Autoimmunprozesse auslösen, welche negative Auswirkungen auf einen bereits belasteten Darm mit sich bringen können. Dabei wandern diese Zellen aus der Mundschleimhaut in den Darm. Dort ist das gesunde Milieu bereits gestört, da zu wenige regulatorische Zellen vorhanden sind, um die Entzündungsprozesse abzuwehren. Daher kann die Entzündung sich nun verschlimmern.
Darmentzündung lindern durch Zahnfleischbehandlung?
Die gewonnenen Erkenntnisse sind für Menschen mit Darmentzündungen von großer Bedeutung, denn sie können sich präventiv schützen – oder sich bei einer bereits existenten Zahnfleischerkrankung adäquat behandeln lassen, um ihre Darmgesundheit zu verbessern.
Diese Methode könnte laut Doktor Shrinivas Bishu, Professor für Gastroenterologie, eine großartige Möglichkeit der Krankheitslinderung darstellen.
Die individuelle Vorgehensweise sollte jedoch im jeweiligen Fall mit dem Zahnarzt des Vertrauens besprochen werden. Der Erfolg einer solchen Behandlung kann zudem durch eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung und , sowie ausgewählte Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamin C, Vitamin D oder Omega 3 gefördert werden.
Was meinen Sie?