Obwohl sich Covid-19 durch eine Vielzahl an Symptomen bemerkbar macht, wird das Krankheitsbild dennoch selten mit den Beschwerden einer Gichterkrankung in Verbindung gebracht. Überraschenderweise scheint jedoch genau der Wirkstoff eines erprobten Urikopathie-Medikaments der Virenvermehrung effektiv entgegenzuwirken.
Gichtmedikament gegen Coronaviren?
Im Rahmen eines Forschungsprojektes stießen Experten der University of Georgia auf ein vielversprechendes Therapeutikum, das die Behandlung von Covid-19-Erkrankungen zukünftig erleichtern könnte. Bei dem Arzneimittel handelt es sich um das probate Heilmittel Probenecid, das sich bislang vor allem bei der Behandlung von Gichterkrankungen bewährte. Den Forschern zufolge zeichne sich das Medikament durch breit gefächerte antivirale Eigenschaften aus, die die Behandlungsmöglichkeiten zahlreicher Atemwegserkrankungen bereichern könnten. Laut dem Forschungsteam erwies sich Probenecid nicht nur gegen Covid-19 als äußerst wirkungsvoll, sondern stellte darüber hinaus auch bei der Therapie von Atemwegserkrankungen wie Grippe oder RSV seine Effektivität unter Beweis.
Bewährter Wirkstoff
Schon seit über 40 Jahren profitieren Gichtpatienten von der harnsäureregulierenden Wirkung Probenecids. Angesichts der hohen Verträglichkeit und erwiesenen Wirksamkeit ist das Medikament in den USA weit verbreitet. Im Verlauf aktueller Forschungen entschlüsselten Fachleute nun einen zusätzlichen Anwendungsbereich: „Dieses Virostatikum wirkt bei allen von uns getesteten RNA-Atemwegsviren, einschließlich SARS-CoV-2“, berichtet Studienhauptautor Ralph Tripp. Da Atemwegsviren wie Corona oder RSV allesamt in kälteren Monaten grassieren, hoffen Forscher durch gezielte medikamentöse Therapie das Auftreten gleich mehrerer Atemwegserkrankungen langfristig einzudämmen.
Probenecid hemmt Virenausbreitung
Um ihren Fortbestand abzusichern, regen Viren befallene Zellen dazu an, mehr Krankheitserreger zu produzieren, wodurch die Infektion vorangetrieben wird. Hierbei kommt Probenecid ins Spiel: Das Arzneimittel interveniert in den Replikationsprozess der Viren und sorgt dafür, dass die Verbreitung der Pathogene maßgeblich eingeschränkt wird. Darüber hinaus verhindert das Pharmakon weitere Zellkontaminationen. Die ursprüngliche Hypothese des Forschungsteams konnte anhand umfangreicher Untersuchungen an Mäusen bestätigt werden: Sowohl vor als auch während einer Virusinfektion entfaltete das Medizinprodukt seine antivirale Wirkung. Die Spezialisten belegten den therapeutischen Effekt bei Sars-Viren, Influenza-Pathogenen sowie RSV-Keimen.
Neuartiger Anwendungsbereich
Aktuell ist der medikamentöse Behandlungsspielraum bei einer Covid-19-Erkrankung auf wenige Arzneimittel beschränkt: Bislang kamen lediglich monoklonale Antikörper sowie Remdesivir für therapeutische Zwecke zum Einsatz. Im Falle gravierender Verläufe hält sich der Behandlungserfolg bei diesen Heilmitteln jedoch in Grenzen. Nicht so bei Probenecid: Im Gegensatz zu vielen etablierten Pharmazeutika wurde die ausgeprägte virenhemmende Wirkung auch bei fortgeschrittenen Covid-Verläufen nicht abgeschwächt. Zudem sei der Wirkstoff bereits weitflächig verfügbar und könne ohne großen Aufwand über Apotheken vertrieben werden. Das einzige Hindernis stellt derzeit der neuartige Einsatzzweck dar. Doch die Mediziner zeigen sich zuversichtlich: Eine Umwidmung des medizinischen Anwendungsbereichs konnte schon bei zahlreichen anderen Arzneimitteln erfolgreich umgesetzt werden. Als Beispiel verweisen die Experten auf das Corona-Medikament Remdesivir, das ursprünglich zur Behandlung von Ebola-Erkrankungen vorgesehen war.
Klinische Studien in Aussicht
„Probenecid kann nicht nur Krankheiten verhindern, bevor sie ausbrechen, sondern auch die Wirksamkeit anderer Behandlungen erhöhen“, betonen die Mediziner. Im Zuge früherer Forschungen konnte bereits belegt werden, dass das Heilmittel die Effektivität einiger Antibiotika wesentlich verstärkt. Aufgrund dessen hofften die Wissenschaftler, dass ein derartiger Effekt ebenfalls bei der Corona-Therapie eintritt. Zurzeit versuchen die Experten die optimale Dosierung des erfolgsversprechenden Medikamentes zu ermitteln, sodass zukünftig sowohl eine hohe Wirksamkeit als auch eine gute Verträglichkeit gewährleistet werden kann. Im Rahmen umfangreicher klinischer Studien möchten die Experten die genauen Auswirkungen auf den menschlichen Körper nun näher ergründen.
Welche Medikamente helfen bei Covid-19 – sind Remdesivir und Hydroxychloroquin ratsam oder doch gefährlich?
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