Hinter lästigem Kribbeln, Brennen oder anderen Missempfindungen in verschiedenen Körperregionen kann eine neurologische Krankheit stecken: die Polyneuropathie. Bei dieser kommt es zu Schäden an den Nervenfasern. Im Folgenden erfahren Sie, wie die Krankheit erkannt wird, welche Ursachen es gibt und wie sie behandelt wird.
Was ist Polyneuropathie?
Eine Polyneuropathie bedeutet, dass zahlreiche Nervenfasern beschädigt sind, die zum peripheren Nervensystem gehören. Damit sind alle Nerven gemeint, die sich nicht im Gehirn und im Rückenmark befinden. Forscher haben herausgefunden, dass vermutlich mehr als fünf Prozent der älteren Bevölkerung an Polyneuropathie leidet. Doch auch junge Menschen kann die Krankheit treffen. Je nachdem, welche Nerven beschädigt sind, treten unterschiedliche Symptome auf. Die möglichen Ursachen sind vielfältig und umfassen auch chronische Krankheiten wie z.B. Diabetes.
Die Anzeichen: Ein Gefühl wie Ameisen unter der Haut
Häufig zeigen sich die ersten Beschwerden in den Zehen, Füßen oder Beinen. Auf Hände und Arme breiten sie sich meist erst im späteren Verlauf aus. Die Symptome betreffen zunächst ein strumpf- bzw. handschuhgroßes Areal, in dem keine Vibrationen mehr wahrgenommen werden können. Später kann es zu einem unangenehmen Brennen an den Füßen oder zu Muskelkrämpfen in den Waden kommen. Viele Betroffene berichten von Kribbelgefühlen, als würden sich Ameisen unter der Haut befinden. Weitere typische Anzeichen sind stechende Schmerzen, eine große Empfindlichkeit sowie eine verminderte Sensibilität und Temperaturwahrnehmung an der jeweiligen Stelle, Muskelschwäche und Schwierigkeiten beim Gehen. Außerdem fühlen sich die betroffenen Areale oft taub oder pelzig an.
Weitere mögliche Symptome
Wie stark die Symptome ausgeprägt sind, ist individuell sehr unterschiedlich. Bei manchen tritt nur hin und wieder ein Kribbeln auf, anderen bereitet jede Berührung heftige Schmerzen. Häufig sind die Gliedmaßen beider Körperhälften betroffen, also z.B. beide Füße. Es kann jedoch auch sein, dass die Symptome asymmetrisch auftreten.
Zusätzlich kommt es bei der Polyneuropathie oft zu Störungen im vegetativen Nervensystem. Dieses ist verantwortlich für die Steuerung von wichtigen Vorgängen im Körper wie dem Herzschlag und der Verdauung. Daher leiden Betroffene mitunter an Verdauungsproblemen, Blasenentleerungsstörungen und Problemen bei der Regulation des Blutdrucks. Bei einigen Patienten verläuft die Krankheit akut, also etwa vier Wochen lang. Beschwerden, die länger als zwei Monate anhalten, werden als chronische Polyneuropathie bezeichnet.
Wie entsteht Polyneuropathie?
Es gibt zahlreiche mögliche Gründe, warum eine Polyneuropathie entsteht. Bei vielen Patienten wird die Ursache nie aufgedeckt. Folgende Faktoren tragen häufig zur Entstehung bei:
- Diabetes mellitus
- Alkoholmissbrauch
- Bestimmte Medikamente (z.B. bei einer Chemotherapie)
- Leber- und Nierenerkrankungen
In selteneren Fällen können auch Autoimmunerkrankungen, Infektionen mit HIV oder Borreliose, ein Vitaminmangel (z.B. B12) oder Durchblutungsstörungen der Grund sein.
So läuft die Behandlung ab
Konnte ein Faktor festgestellt werden, der die Polyneuropathie hervorruft, wird zunächst diese zugrundeliegende Krankheit behandelt. Wenn der Auslöser beispielsweise übermäßiger Alkoholkonsum ist, muss dieser in Zukunft eingestellt werden. Entzündungen können mit Kortison und Immunglobulinen gemildert werden, um somit auch die Polyneuropathie einzudämmen. Durch eine sehr frühe Behandlung des Auslösers verschwinden die Symptome der Polyneuropathie häufig wieder. Bei vielen Patienten kann die Ursache jedoch nicht identifiziert oder behoben werden – in diesen Fällen schwächen verschiedene Maßnahmen die Beschwerden zumindest ab.
Medikamente
Medikamente beeinflussen zwar nicht die Pelzigkeitsgefühle, doch sie können gegen Schmerzen und andere Missempfindungen helfen. Dafür werden Antidepressiva oder Wirkstoffe gegen Epilepsie eingesetzt. Auch Schmerzmittel wie Opioide, Opiate oder Pflaster mit betäubendem Lidocain oder Capsaicin können hilfreich sein. Häufig braucht es einige Zeit bis das richtige Medikament mit der passenden Dosis gefunden wurde und dieses seine Wirkung entfaltet. Bei den meisten Patienten verschwinden die Beschwerden jedoch auch mit Medikamenten nicht komplett, werden aber immerhin gelindert.
Physiotherapie und psychische Hilfe
Neben Medikamenten können eine Physiotherapie oder medizinische Bäder Linderung verschaffen. Auch die sogenannte Reizstrommethode TENS (Transkutane Elektrische Nervenstimulation) ist eine Möglichkeit, die Beschwerden abzuschwächen. Bei sehr starken Schmerzen empfiehlt es sich, einen auf Schmerztherapie spezialisierten Arzt zu konsultieren. Im Rahmen einer Psychotherapie kann man außerdem lernen, besser mit den Symptomen leben zu lernen.
Manche Betroffene ziehen auch alternative Methoden heran, deren Wirksamkeit bisher jedoch nicht wissenschaftlich nachgewiesen werden konnte und die daher nicht von den Krankenkassen bezahlt werden. Beispiele hierfür sind Injektionen von Botulinumtoxin sowie die Hochtontherapie und die Akupunktur.
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