Herzprobleme sind die häufigste Todesursache in Deutschland: In etwa zwei Fünftel aller Sterbefälle sind darauf zurückzuführen. Besonders häufig treten Herzinfarkte, Schlaganfälle und die sogenannte koronare Herzkrankheit auf. Betroffene, die nicht an den schwerwiegenden Krankheiten versterben, leiden dennoch unter den Beeinträchtigungen, die damit einhergehen. Darüber hinaus sind die Erkrankungen aufgrund ihrer weiten Verbreitung ein großer Kostenfaktor für das Gesundheitssystem.
Die Herzgesundheit schädigende Umstände, wie beispielsweise Rauchen, sind schon seit längerem bekannt. Einem britischen Forscherteam gelang nun aber ein Durchbruch in der Vorhersage des Risikos für Herzkrankheiten – mithilfe eines Blickes in die Augen.
Botschaften in der Netzhaut
Die Wissenschaftler machten sich für ihre Forschung eine Künstliche Intelligenz namens „Quartz“ zunutze: Bilder aus dem Inneren des Auges von fast 90.000 Menschen wurden mit ihrer Hilfe ausgewertet. Im Fokus standen dabei vor allem die Arterien und Venen der Netzhaut. Bestimmte Eigenschaften, wie deren Weite und Krümmung, wurden dabei untersucht. Aus all diesen Daten errechnete die KI dann ein Modell zur Vorhersage des Risikos für verschiedene Erkrankungen des Herzens.
Danach gingen die Forscher folgendermaßen vor: Sie nutzten das Modell zur Auswertung der Netzhautbilder von mehreren tausend Menschen. Dadurch wurde für die Probanden die individuelle Wahrscheinlichkeit ermittelt irgendwann Herzkrankheiten zu erleiden. Im Anschluss wurden die Teilnehmer über mehrere Jahre hinweg beobachtet. Dabei kam heraus, dass die untersuchten Eigenschaften der Netzhaut tatsächlich vorhersagten, wer später Herzprobleme bekommen würde.
Besser als herkömmliche Methoden
Dass Tests zur Bestimmung des Risikos für Herzkrankheiten durchgeführt werden, ist zwar nichts Neues. Allerdings können die bisher angewandten Methoden das individuelle Risiko nicht immer perfekt bestimmen und haben einige Schwächen.
Aus diesem Grund haben die Forscher die Ergebnisse ihrer Künstlichen Intelligenz mit denen einer bereits existierenden Risiko-Checkliste verglichen. Das Resultat: „Quartz“ schnitt in der Risikoermittlung in etwa genauso gut ab wie die herkömmliche Methode. Im Gegensatz zu bereits vorhandenen Tests hat die Künstliche Intelligenz aber viele Vorteile: Nach Angaben der Wissenschaftler ist sie mit geringen Kosten verbunden und benötigt weniger als eine Minute, um das individuelle Risiko zu ermitteln. Außerdem ist sie non-invasiv. Das bedeutet, dass keine Instrumente in den Körper eindringen, also auch keine Blutabnahme notwendig ist. Andere Forscher äußerten bereits ihre Begeisterung über das neue Testverfahren. Sie betonten außerdem, dass die Untersuchung von Eigenschaften der Netzhaut in Zukunft eine große Rolle in der klinischen Praxis spielen könnte.
Wie kann man Herzproblemen vorbeugen?
Wenn ein erhöhtes Risiko ermittelt wurde, können entsprechende Maßnahmen, wie beispielsweise eine medikamentöse Behandlung ergriffen werden. Am besten wäre es aber natürlich zu vermeiden, dass Medikamente überhaupt erst nötig werden. Wie bereits eingangs erwähnt gibt es noch andere Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen eine Herzkrankheit zu entwickeln. Dazu gehören zu wenig Sport, Übergewicht und Tabakkonsum. Wer also vermeiden möchte später einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, sollte sich zukünftig unbedingt gesünder ernähren, das Rauchen aufhören und sich mehr bewegen.
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