Zittrige Hände, angespannte Muskeln und mangelnde Bewegungskoordination – mit zunehmendem Alter verschlechtert sich meist die Motorik. Forscher kamen nun zu der Erkenntnis, dass motorische Störungen mit einer niedrigeren Lebenserwartung korrelieren. Im Rahmen einer Studie ermittelten die Mediziner, dass für Menschen mit motorischen Beeinträchtigungen ab 65 Jahren ein erhöhtes Mortalitätsrisiko besteht.
Korrelation zwischen Motorik und Lebenserwartung
Im Verlauf der Alterung kann der Abbau motorischer Fähigkeiten als natürlicher Vorgang angesehen werden. Wie schnell sich die motorischen Fertigkeiten verschlechtern, unterscheidet sich jedoch von Person zu Person. Resultate bereits durchgeführter Experimente belegten einen klaren Zusammenhang zwischen kognitivem Verfall und vorzeitiger Sterblichkeit. Bislang konnten die Forscher jedoch nicht feststellen, ob dies auch auf die Motorik zutrifft. Um eine potenzielle Korrelation zu entdecken, untersuchten die Forscher unterschiedliche Messungen der motorischen Funktion über einen Zeitraum von zehn Jahren. Die Ergebnisse der zeitnahen Untersuchungen basieren auf über 6.000 Probanden der Whitehall-II-Studie, bei der die Auswirkungen biologischer, sozialer und verhaltensbezogener Faktoren auf die Gesundheit analysiert wurden.
Bewegungsfähigkeit im Alltag erfasst
Zwischen 2007 und 2016 wurde im Rahmen des aktuellen Forschungsprojekts die motorische Kompetenz von Versuchspersonen ab 65 Jahren untersucht. Das Spezialistenteam erfasste die Gehgeschwindigkeit, die benötigte Zeit, um von einem Stuhl aufzustehen und die generelle Greifkraft. Darüber hinaus wurden die Testpersonen gebeten, ihre Motorik bei alltäglichen Aktivitäten selbst einzuschätzen. Hierzu zählten unter anderem das Anziehen, Einkaufen, Kochen oder Toilettengänge. Während der Studie dokumentierte das Forschungsteam bis Oktober des Jahres 2019 sämtliche Sterbefälle unabhängig von der Todesursache.
Beeinträchtigte Motorik in den letzten Lebensjahren
Nachdem verschiedene potenzielle Einflussfaktoren ausgeschlossen wurden, ermittelten die Fachleute, dass eine verlangsamte Gehgeschwindigkeit mit einem um 22 Prozent höheren Sterberisiko korreliert. Bei einer geschwächten Greiffähigkeit stieg die Mortalitätswahrscheinlichkeit um 15 Prozent, bei Schwierigkeiten beim Aufstehen um 14 Prozent. Was alltägliche Handlungen anbelangt, so stellten die Experten fest, dass die Sterblichkeit um 30 Prozent anstieg. Dem Forschungsteam zufolge zeigten sich die identifizierten Korrelationen bei den späteren Untersuchungen immer deutlicher. Die verstorbenen Probanden wiesen in ihren letzten zehn Lebensjahren eine zunehmende Verschlechterung ihrer Bewegungsfertigkeit auf.
Grundlage weiterer Forschungen
Da es sich bei diesem Forschungsprojekt ausschließlich um eine Beobachtungsstudie handelt, konnten die Mediziner keine kausale Verbindung feststellen. Des Weiteren sahen sich die Forscher mit verschiedenen Komplikationen konfrontiert. Beispielsweise waren die Experten nicht dazu in der Lage, die Entwicklung der motorischen Fertigkeiten nach Todesart zu analysieren. Zudem seien gesundheitsbedrohliche Vorfälle wie Stürze oder Krankenhausaufenthalte nicht berücksichtigt worden. Laut dem Team würde die Studie trotz ihrer Einschränkungen eine wichtige Grundlage für zukünftige Forschungen bilden. Angesichts der global ansteigenden Lebenserwartung sei es von großer Bedeutung, motorische Veränderungen bei älteren Personen besser zu verstehen. Durch eine rechtzeitige Diagnose können Mediziner gezielt therapeutische Maßnahmen erarbeiten, um den Beeinträchtigungen entgegenzuwirken.
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