Ein kanadisches Forschungsteam der University of Ottawa hat einen Online-Rechner entwickelt, der dabei helfen soll, die Lebenserwartung von pflegebedürftigen Menschen über 50 einzuschätzen. Das Projekt mit dem Namen RESPECT („Risk-Evaluation for Support: Predictions for Elder-Life in the Community Tool“) war Teil einer kürzlich veröffentlichten Studie zur Risikovorhersage für Menschen höheren Alters. Es soll dabei helfen, pflegebedürftige Personen und ihre Geliebten besser auf die potenziell letzten gemeinsamen Jahre vorzubereiten.
Wissen um die Lebenserwartung verbessert Lebensqualität
Mit höherem Alter werden Vorsorgemaßnahmen für das naheliegende Ende des Lebens immer wichtiger. Sowohl für die Betroffenen selbst, als auch für ihre Angehörigen ist die Lebenserwartung dabei eine Information, die im Hinblick auf mögliche Vorkehrungen essenziell sein kann. Einerseits schafft sie genügend Zeit, um sich auf das Fortgehen mental einzustellen, sie hilft andererseits aber auch dabei, die zukünftig notwendige Pflege besser einzuschätzen. „Zu wissen, wie lange eine Person noch zu leben hat, ist wichtig, um fundierte Entscheidungen darüber zu treffen, welche Behandlungen sie erhalten und wo sie sie erhalten sollen.“ meint der Gesundheitsforscher Dr. Peter Tanuseputro von der University of Ottawa. Das Ziel bei einer solchen Evaluierung sei es, die Lebensqualität mit den geeigneten medizinischen Vorkehrungen auf den optimalen Level zu bringen.
Sagt der Gang auf die Toilette den Tod voraus?
Rund 500.000 Patientendaten von über 50-jährigen Kanadiern haben die Wissenschaftler aus Ottawa analysiert, um ein verlässliches Tool zu gestalten. Man wollte es schaffen, eine genaue Prognose der Sterblichkeit für den Zeitraum von sechs Monaten nach der Verwendung des Rechners zu treffen. Eine Erkenntnis, welche man dabei in der Form nicht erwartet hat, war die erstaunlich hohe Prognosekraft von Fähigkeiten wie dem Gang auf die Toilette oder anderen Hygieneaktivitäten. Diese sollen den Tod sogar besser vorhersagen können als diagnostizierte Krankheiten, wie beispielsweise Diabetes.
RESPECT erleichtert Planung des Alltags
Der Online-Rechner unterstützt nicht nur Mediziner bei ihren Entscheidungen, sondern auch Familie und Freunde der betroffenen Personen. Durch die Vorhersage wird es möglich, sich auf Hürden des Alltags vorzubereiten, wenn eine geliebte Person in ihren letzten Jahren die entsprechende Aufmerksamkeit benötigt. „Der RESPECT-Rechner ermöglicht es Familien und ihren Angehörigen zu planen. Es kann einem erwachsenen Kind helfen, zu planen, wann es sich von der Arbeit freistellen lassen sollte, um bei einem Elternteil zu sein, oder zu entscheiden, wann es den letzten gemeinsamen Familienurlaub antreten soll“, so die beteiligte Forscherin Dr. Amy Hsu.
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