Die Symptome einer Covid-19-Erkrankung sind mannigfaltig: Die eine hat Fieber und Halsschmerzen, der nächste verliert Geruchs- und Geschmackssinn, wieder andere leiden an Durchfall und Kopfschmerzen. Doch gehören Hautveränderungen wie die sogenannten „Covid-Zehen“ auch dazu? In einer Mitteilung der Medizinischen Universität Innsbruck erklärt Matthias Schmuth, Direktor der Universitätsklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, den aktuellen Wissensstand hierzu.
Ausschläge bei Covid-19 beobachtet
Bereits am Anfang der Pandemie wurden Hautveränderungen bei Covid-19-Patienten beobachtet. Die Häufigkeit schätzte man auf 20 Prozent aller Erkrankten. Inzwischen ist aber klar, dass diese Zahl zu hoch ist, erklärt Matthias Schmuth. Trotzdem ist deutlich, dass es in Verbindung mit einer SARS-CoV-2-Infektion zu dermatologischen Auffälligkeiten kommen kann. „Eine Covid-19-Infektion kann einerseits Hautausschläge am ganzen Körper verursachen, und andererseits zu Zeichen von Blutungen bzw. Thromboseereignissen der Haut führen“, beschreibt der Mediziner. So kann zum Beispiel ein Nesselausschlag ein frühes Anzeichen für eine Infektion sein. Aber, so betont Schmuth, auch andere Infekte können das Symptom hervorbringen.
Hautveränderungen als Folge der Infektion
Der Grund für Covid-19-assoziierte Hautveränderungen ist nicht direkt das Virus, obwohl es in Hautzellen nachgewiesen wurde. Es sind Folgewirkungen, erklärt Schmuth: „Wir kennen das auch von anderen Organen, hier kann es durch eine Covid-19-Erkrankung zu Verschlüssen von Blutgefäßen und Schädigungen von Gefäßwänden kommen. In der Haut zeigt sich das u.a. in Form von dunkelvioletten bis schwarzen Verfärbungen – diese nicht selten an Fingerspitzen oder Zehenspitzen bei schweren Verläufen. Hierbei kommt es manchmal auch zu Gewebeuntergang, also einem Absterben von Gewebe.“
Keine voreiligen Schlüsse bei „Covid-Zehen“
Ein anderes Phänomen sind die sogenannten „Covid-Zehen“: rot-violett verfärbte Zehen ohne absterbendes Gewebe. Obwohl Tests auf Corona bei den meist jungen Patienten häufig negativ ausfallen, sehen einige Mediziner hierin einen Zusammenhang mit Covid-19. Die Erklärung wäre, dass es sich bei den Verfärbungen um eine Reaktion des angeborenen Immunsystems handelt, die selbst bei asymptomatischen Verläufen hervorgerufen wird. Schmuth betont aber die Wichtigkeit sorgfältiger, wissenschaftlicher Arbeit, um vorschnelle Rückschlüsse zu vermeiden. Aktuell wird das Phänomen der verfärbten Zehen systematisch geprüft.
Pandemie führt zu verspäteten Hautkrebsdiagnosen
Ein anderes Problem in der Corona-Pandemie, so erklärt der Dermatologe, ist Hautkrebs. „Im letzten Jahr hat die Angst vor einer Corona-Ansteckung zu verspäteten Hautkrebsdiagnosen und größeren Tumordicken mit schlechteren Heilungschancen geführt – und zwar von allen Tumoren am stärksten bei Hautkrebs“, sagt Schmuth. Es sei daher wichtig, bei Auffälligkeiten und Veränderungen der Haut nicht zu warten, sondern diese so schnell wie möglich von einem Arzt überprüfen zu lassen und Vorsorgetermine wahrzunehmen. Auch Nachsorgeuntersuchungen sollten nicht vernachlässigt werden.
mRNA-Melanomtherapie durch Corona-Impfung befeuert
Zum Thema Impfung kann der Mediziner beruhigen: „Unsere Erfahrungen in Innsbruck und die Studien zeigen, dass es nur selten zu einer allergischen Reaktion nach einer Impfung kommt.“ Bei mRNA-Impfungen könnten flächige, rote Verfärbungen des Oberarms auftreten. Dabei handelt es sich aber lediglich um eine verzögerte Immunreaktion, die meist schnell wieder abklingt. Die mRNA-Impfung hat aber noch eine andere Bedeutung für die Hautgesundheit: Ursprünglich entwickelte BionTech mRNA-Technologie für die Behandlung von Melanomen. Schmuth erwartet nun, dass die Hautkrebstherapie durch die Erfolge der Corona-Impfung vorangetrieben wird. „Es werden sicher einige neue Therapien aus der mRNA-Schiene entwickelt werden“, so der Dermatologe.
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