Entgiftungsdiäten sollen den Körper vor vermeintlich schädlichen Substanzen schützen, die sich im Laufe der Zeit durch unerwünschte Stoffe wie Chemikalien und Schadstoffe ansammeln. Dazu gehören beispielsweise Zusatzstoffe in Lebensmitteln sowie Fett, Zucker, Nikotin, Alkohol, Umweltgifte und oxidativer Stress. Diese würden bewirken, dass sich sogenannte „Schlacken“ in den Organen und im Bindegewebe anlagern. Vor allem die in Mode gekommenen Detox-Kuren sollen in Form von Saftkuren den Körper von diesen schädlichen Stoffen wieder befreien können. Doch was steckt hinter diesen Entgiftungskuren und sind sie wirklich eine gute Idee?
Ganz schöne Prozedur
Eine Entgiftungskur ist in der Regel keine reine Saftkur. Meist gehören noch andere Schritte dazu, um das anvisierte Ziel einer Entschlackung bestmöglich zu erreichen. Basenbildende Lebensmittel stehen bei den meisten Kuren ganz oben auf der Liste, genauso wie eine vorangehende Darmentleerung mittels Kapseln oder speziellen Tabletten. Bei Anhängern von Detox-Kuren wird dieser Vorgang auch „Colon Cleansing“ genannt. Für diesen Zweck können auch verschiedene ergänzende Produkte erworben werden, die reinigende und entgiftende Substanzen enthalten. Weiters würde die Verdauung gefördert, das Darmmilieu positiv verändert und die Wirkung der Diät stärker unterstützt werden – so die Theorie.
Ab jetzt nur noch Saft
Nach dieser Vorbereitung beginnt die eigentliche Phase der Kur, die hauptsächlich aus Säften besteht – andere Nahrung wird nicht mehr aufgenommen. Neben ausreichend Wasser und Kräutertee dürfen nur noch Obst- und Gemüsesäfte getrunken werden. Damit soll der Stoffwechsel und die Verdauung gefördert werden. Nach den reinen Safttagen folgt eine Phase mit ballaststoffreicher Ernährung, was mithilfe von Obst, Gemüse und Rohkostsäften geschieht. Erst langsam werden nach und nach wieder feste Lebensmittel in den Speiseplan integriert, um die versprochenen positiven Wirkungen auf die Gesundheit zu erreichen. Begleitend dazu sollen Massagen, Saunagänge, Yogaübungen und lange Spaziergänge während der Kur die entgiftende Wirkung verstärken.
Unterschiedliche Empfehlungen sorgen für Verwirrung
Wer eine Detox-Kur beginnen möchte, stößt aber zuerst auf zahlreiche Meinungen, was denn die „richtige“ Kur sei und welche Wirkungen diese verspricht. Darunter wird etwa Abhilfe gegen Stress, psychische Reizbarkeit und eine Stärkung des Immunsystems geboten. Hinzu kommen abweichende Aussagen zur Dauer und Häufigkeit der einzelnen erhältlichen Entgiftungsvarianten. Schnell stellt sich die Frage: Was wirkt denn nun wirklich? Die klare Antwort: Es gibt bis heute keine aussagekräftige Studie, die eine langfristige positive Wirkung nachweisen konnte. Damit handelt es sich bei dieser Art der Entgiftungskur ausschließlich um Empfehlungen, ernährungsphysiologisch gesehen haben diese aber keinen Belang.
Eine Studie konnte Aufschluss geben
Genauer untersucht wurde bis dato nur das sogenannte „lemon detox program“, bei der es sich um eine Zitronensaft-Diät handelt. Ziel dieser Kur soll eine Reduzierung von Körpergewicht, Fettmasse und anderen Risikofaktoren sein, die zu kardiovaskulären Krankheiten führen können. Bei der Analyse der 84 Studienteilnehmer zeigte sich in der Gruppe, die die Kur sieben Tage lang durchführte, eine Verringerung des Körpergewichts, der Fettmasse und des Hüft-Taillen-Umfangs. Auch bei den Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen fanden sich positive Effekte bei der Untersuchung von verschiedenen Parametern, wie Insulinresistenz, Seruminsulin, Leptin und Adiponektin. Da diese Effekte aber nur während der Kur zutrafen, darf bezweifelt werden, wie lange die Wirkung anhält.
Körper reinigt sich selbst
Wie in den meisten Detox-Kuren angekündigt, sollen diese helfen angesammelte Schadstoffe wieder aus dem Körper abzutransportieren. Dabei besitzt der menschliche Körper diese Funktion selbst: Organe wie Leber, Nieren, Darm, Haut und Lunge scheiden über verschiedene Funktionen „unbrauchbare“ Stoffe wieder aus. Anders sieht es bei tatsächlichen Vergiftungen aus, beispielsweise durch eingenommene Medikamente, die erst nach Verabreichung eines Gegengifts neutralisiert werden können. Ohne das entsprechende Gegenmittel können diese tatsächlich bleibende Schäden auslösen oder sogar zum Tod führen.
Achtung vor der Retourkutsche
Die positive Wirkung der Entschlackungskuren kann eher auf die gesündere Ernährungsweise im Zeitraum der durchgeführten Kur zurückgeführt werden als auf die Befreiung des Körpers von schädlichen Stoffen. Für eine gesunde Lebensweise ist immer eine dauerhaft ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse nötig, sowie ausreichend Bewegung, beispielsweise in Form von sportlichen Aktivitäten. Daher kann von Entgiftungskuren nach aktuellem wissenschaftlichen Stand derzeit nur abgeraten werden. Auch kann die restriktive Energiezufuhr über wiederkehrende Zeiträume zusätzlich einen Jojo-Effekt begünstigen, der dann in Summe zu einer schnelleren Gesichtszunahme führt. Einzig für eine einmalige Ernährungsumstellung hin zu einer gesünderen Ernährungsweise seien diese sinnvoll – und nur unter ärztlicher Aufsicht, empfiehlt daher die Deutsche Gesellschaft für Ernährung.
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