Eine 18-Jährige ist den Folgen einer Infektion durch eine Hirn-fressende Amöbe erlegen. Die tödliche Amöbe gelang bei einem Badeausflug in einem Freizeitpark in das Gehirn des Mädchens.
Ein Badeausflug endet mit einer Tragödie
Die 18-Jährige nahm an einem Badeausflug mit ihrer Kirchengruppe im US-Bundesstaat North Carolina teil. Eine der im Freizeitpark angebotenen Aktivitäten war Rafting im See. Das Boot der 18-Jährigen kenterte und sie fiel ins Wasser. Dadurch gelangten die Amöben durch ihre Nase in ihr Hirn. Kurz darauf verspürte die Amerikanerin Kopfschmerzen, Fieber, Schwindel und Brechreiz: die Symptome einer Infektion durch die tödliche Amöbe.
Die Amöbe der Hitze
Es handelt sich bei der Hirn-fressenden Amöbe um einen Einzeller des Typus Naegleria Fowleri. Diese Amöbenart blüht in der Hitze auf. Je höher die Temperatur seiner Umgebung, desto mehr vermehrt sich der Einzeller. Diese Amöbe ist vor allem in warmen Gewässern zu finden, wie etwa im See, in dem die Kirchengruppe ihren Badeausflug machte.
Sterberate von 95%
Die Todesrate bei einer Infektion durch diese Amöbe beträgt 95%. Nachdem die Einzeller ins Hirn gewandert sind, lösen sie eine Entzündung der Hirnhäute aus. Während sich die Amöbe normalerweise von Bakterien ernährt, benutzt sie im menschlichen Gehirn die Hirnzellen als Nahrung und beginnt diese aufzuessen.
Die Amöbe gelangt jedoch nur ins Gehirn, wenn sie durch die Nase in den Körper kommt. Das Verschlucken von verseuchtem Wasser führt dagegen nicht zu einer Infektion.
Aktivitäten im Freizeitpark eingestellt
Der See, in dem sich die Amerikanerin mit der tödlichen Amöbe infizierte, wird von dem Freizeitzentrum U.S. National Whitewater Center (USNWC) betrieben. Obwohl das Wasser regelmäßig mit Chlor behandelt worden war, konnte sich die Amöbe trotzdem verbreiten. Die Aktivitäten im See wurden deshalb eingestellt.
Der Geschäftsführer des Freizeitzentrums Jeffrey Wise sprach der Familie der Ohio-Einheimischen sein Beileid aus in einer Presseerklärung: „Im Namen des USNWC will ich der Familie von Lauren mein Beileid ausdrücken. Das USNWC hat sich verpflichtet mit den Gesundheitsbehörden und allen Organisationen zusammenzuarbeiten um die Umstände bezüglich dieses Falles zu untersuchen.“
Wasserbehandlung als wichtigste Vorbeugemaßnahme
Die hohe Sterberate zeigt die Wichtigkeit der Prävention einer Infektion. Die beste Methode ist die Wasserbehandlung. Das Wasser des Freizeitparks wird mit ultraviolette Strahlung desinfiziert, gefiltert und regelmäßig mit Chlor behandelt. Der Geschäftsführer wies in seiner Pressemitteilung auch daraufhin, dass das Wasser wöchentlich von einem externen Labor untersucht wird und das alle Standards und Richtlinien eingehalten worden sind.
UV Strahlung und Chlor
Allerdings wies Herr Wise daraufhin, dass trotz aller Sicherheitsmaßnahmen das Risiko einer Verletzung oder einer Erkrankung nie vollkommen ausgeschlossen werden kann. Die UV-Strahlung, die täglich für das Desinfizieren benutzt wird, würde die tödlich Amöbe zu 99.99% „inaktiv“ halten. Nach dem Vorfall mit Lauren wurde eine erhöhte Dosis von Chlor in das Wassersystem des Zentrums freigegeben.
Eine Einzelfall-Tragödie?
Die Todesrate bei einer Infektion ist zwar sehr hoch. Die Wahrscheinlichkeit eine solche Infektion zu erleiden ist aber relativ gering. In Deutschland ist bisher kein einziger Fall einer Infektion durch die Hirn-fressende Amöbe bekannt.
Die Amöbe gedeiht in warmen Gewässern. Selbst bei einer Hitzewelle in Deutschland bleibt die Temperatur bei den meisten Seen jedoch relativ frisch. Die meisten Fälle treten in den USA auf. Laut der US Behörde Zentren für Krankheitskontrolle und Prävention (Centers for Disease Control and Prevention: CDC), soll es seit 1962 aber lediglich 138 Fälle einer tödlichen Infektion gegeben haben. Das zeigt, wie selten es zu einer Infektion durch die Hirn-fressende Amöbe kommt. Wenn eine Infektion jedoch vorliegt, ist sie fast immer tödlich. Von den 138 Fällen, die der CDC gemeldet wurden, überlebten nur 3 Patienten.
Todesfälle in US-Südstaaten
Außer Lauren wurden in anderen US-Südstaaten in den letzten Jahren weitere Todesfälle durch die Hirn-fressende Amöbe registriert.
Im Texas starb im August 2015 ein 14-jähriger Junge. Er hatte sich dreimal in Folge für die Junior Olympiaden der Vereinigten Staaten qualifiziert und war am 13. August mit seiner cross-country Mannschaft am Sam Houston State Park. Dort kam er mit der tödlichen Amöbe in Berührung. Innerhalb von wenigen Tagen starb Michael. Auch hier handelte es sich um ein warmes Gewässer.
Auch in Louisiana starben im August 2014 mindestens 3 Personen an den Folgen der Naegleria Fowleri. Eine 21-Jährige erlitt das gleiche Schicksal in Kalifornien, nachdem sie in einem Schwimmbad schwimmen war. Das Wasser stammte aus einer Gebirgsquelle und wurde durch eine Überlandleitung aus den Sechzigern bis zum Schwimmbad geleitet. Das Wasser ist an der Quelle nur 10° war, am Einlass zum Schwimmbad jedoch 37° Celsius.
Deutscher Sommer nicht heiß genug
Wenn Deutschland von einer Hitzewelle ergriffen wird, können die Temperaturen die 35° Celsius erreichen. Das reicht aber in der Regel nicht aus, um große Gewässer wie Seen oder Flüsse aufzuwärmen. Diese bleiben in Deutschland eher kälter. Die Hirn-fressende Amöbe benötigt aber warme Gewässer um sich zu vermehren. Bei 46° Celsius erreicht die Wachstumsrate des Einzellers ihren Höhepunkt, wobei sich die Amöben laut dem Robert Koch Institut insbesondere bei Temperaturen zwischen 30° und 45° Celsius vermehren. Die Überlebensfähigkeit der Amöbe in deutschen Gewässern ist daher reduziert. Damit fällt das Risiko einer Infektion in Deutschland.
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