Vor Kurzem meldeten Mediziner einen erstaunlichen Vorfall: Ein Mann wurde mit einem hypertensiven Notfall ins Krankenhaus gebracht, denn er klagte über Atemnot, sowie starke Kopf- und Brustschmerzen. Sein Blutdruck war stark erhöht – zunächst mit unklarem Auslöser. Kurze Zeit später wurde jedoch erkannt, dass das Trinken von Kräutertee den Notfall verursacht hatte.
Hypertensive Krise durch Kräutertee
Kanadische Mediziner warnen vor den Folgen eines übermäßigen Konsums von Kräutertee mit Süßholz. Eine Fallstudie mit einem 84 Jahre alten Patienten konnte aufzeigen, dass Tees mit Süßholz lebensgefährliche hypertensive Krisen hervorrufen können. Das Ergebnis ist in der medizinischen Fachzeitung „cmaj“ erschienen.
Der Kanadier wurde in die Notaufnahme eines Krankenhauses in Montréal gebracht und litt unter Atemnot, Brust- und Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit, extremer Müdigkeit, sowie Bluthochdruck. Die Untersuchung zeigte, dass der Mann einen Blutdruck von 196/66 mmHg und einen niedrigen Kaliumgehalt im Blut aufwies. Auch sein Blut-pH-Wert war untypisch hoch. Dies wird auch als metabolische Alkalose bezeichnet.
Lakritz sorgt für Blutdruckanstieg
Mithilfe einer intensiven Therapie mit mehreren Medikamenten konnte der Zustand des Patienten innerhalb weniger Tage verbessert werden. Bei einer Befragung bezüglich möglicher Ursachen gab der Kanadier an täglich ein bis zwei Gläser hausgemachten Süßholzwurzeltee zu trinken. Ihm war bekannt, dass Lakritz den Blutdruck ansteigen lässt, verknüpfte den Kräutertee jedoch nicht mit seinen steigenden Blutdruckwerten.
Produkte mit Süßholzwurzelextrakt können bei übermäßigem Verzehr den Blutdruck erhöhen, den Kaliumspiegel reduzieren und Wassereinlagerungen hervorrufen. Gerade in Ägypten, im Nahen Osten und in bestimmten Teilen Europas sind Tees mit Süßholz äußerst beliebt. In manchen Kulturen werden sie gerade während des Ramadans gerne getrunken, da der süßliche Geschmack Hungergefühle unterdrücken kann. Mediziner und Patienten sollten sich gleichermaßen darüber im Klaren sein, dass ein zu hoher Süßholzwurzelkonsum eine schwer kontrollierbare Hypertonie nach sich ziehen kann. Speziell Menschen mit Bluthochdruck sollten beim Verzehr von Produkten mit Süßholz deshalb sehr vorsichtig sein.
Die Symptome des Mannes verbesserten sich im Laufe der Behandlung wieder. Nach einer dreiwöchigen Süßholz-Pause fühlte er sich eigenen Angaben zufolge völlig genesen und auch seine Blutdruckwerte und sein Kaliumspiegel befanden sich wieder im Normbereich.
Rund um Süßholz
Bei Süßholz handelt es sich um die Wurzel der Pflanze „Echtes Süßholz“ (Glycyrrhiza glabra). Ihre Extrakte werden bereits seit tausenden Jahren genutzt, vor allem für diverse Getränke und Süßigkeiten. Das bekannteste Produkt mit dem Inhaltsstoff ist Lakritz. Jedoch hat die Pflanze auch in der Heilung eine lange Tradition: Die Wurzel mit ihrem Glycyrrhizin wirkt entzündungshemmend und antiviral. Deshalb wird Süßholz gerne bei Bronchitis, Durchfall, grippalen Infekten, Gastritis, Herpes, Magenkrämpfen und Rheuma angewendet. Auch Hunger- und Durstgefühle können damit erfolgreich unterdrückt werden.
Den kanadischen Experten zufolge kommt der blutdrucksteigernde Effekt von Süßholz von der Aktivierung eines bestimmten Rezeptors durch den Konsum. Der sogenannte Mineralokortikoidrezeptor ist für die Regelung des Wasser-Elektrolyt-Haushalts in Niere und Dickdarm zuständig. Bei einer Überaktivierung werden mehrere Prozesse im Körper angeregt, die zu einem immensen Kalium- und Wasserstoffionenverlust führen. Dadurch steigen Blutdruck und Blut-pH-Wert an.
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