Ein kürzlich erschienener Bericht von Neurologen und Ernährungswissenschaftlern rechnet mit Nahrungsergänzungsmitteln ab, die zum Erhalt und zur Förderung der Gedächtnisleistung beitragen sollen. Den Experten zufolge sind fast alle Produkte auf dem Markt nicht einmal den Kunststoff wert, in den sie gepackt werden.
Fachleute raten von Supplementen für das Gehirn ab
Im Rahmen der Nonprofit-Organisation Global Council on Brain Health (GCBH) haben sich renommierte Wissenschaftler zusammengeschlossen, um unabhängig über die Möglichkeiten der Förderung der Gehirngesundheit zu informieren. Laut ihrem neuesten Report sind Nahrungsergänzungsmittel dafür nicht zu empfehlen, denn bei diesen handelt es sich fast ausschließlich um pure Geldverschwendung ohne jeglichen Nutzen.
Fast ein Viertel aller amerikanischen Erwachsenen über 50 Jahren nimmt regelmäßig Supplemente für die Gehirngesundheit. Die Produkte sollen dabei helfen die kognitiven Funktionen bis ins hohe Alter zu bewahren. Auch hierzulande sind derartige vermeintliche Hilfsmittel beliebt. Der Markt rund um Nahrungsergänzungsmittel boomt.
Wirksamkeit ist nicht belegt
Nahrungsergänzungsmittel sind keine Medikamente. Daher müssen sie auch keinen aufwändigen Kontrollen und Studien unterzogen werden. Das macht es für die Unternehmen um einiges einfacher derartige Produkte zum Verkauf anzubieten – auch ohne Nachweis über die Wirksamkeit. Mittlerweile ist der Markt für Supplemente so groß, dass die Produkte ohne jeden Beleg der Wirksamkeit angeboten werden können.
Die Wissenschaftler werteten aktuelle Untersuchungen von Nahrungsergänzungsmitteln aus, die Angaben zufolge die kognitive Leistungsfähigkeit unterstützen. Es wurden alle verbreiteten Inhaltsstoffe von Fischöl bis Apoaequorin miteinbezogen. Die Forscher stießen auf keinen wissenschaftlichen Beweis, der für das Anpreisen solcher Supplemente ausreichen würde. Nur eine klein angelegte Studie wies darauf hin, dass Nahrungsergänzungsmittel mit Omega-3-Fettsäuren sich positiv auf die Gehirnleistung von Patienten auswirken könne, wenn diese schon unter leichten kognitiven Beeinträchtigungen litten. Eine Schutzfunktion konnte allerdings nicht dokumentiert werden.
Nahrungsergänzung kann in speziellen Fällen sogar schaden
Daneben heben die Experten hervor, dass Supplemente bei bestimmten Personengruppen sogar schädlich sein können. Patienten, die Blutverdünner, Herzmedikamente, Steroide oder Medikamente, welche auf das Immunsystem einwirken, nehmen, sollten tendenziell Vorsicht walten lassen, wenn es um Nahrungsergänzungsmittel geht. Diese werden wie die Medikamente über Nieren und Leber verarbeitet und können die Wirkung der Arzneimittel beeinflussen. Es konnte festgestellt werden, dass beispielsweise eine plötzliche Steigerung der Vitamin-K-Zufuhr die Wirkung des Blutverdünners Coumadin einschränkte.
Über diese zwei Ausnahmen sollten Sie Bescheid wissen
Zwei Inhaltsstoffe von Nahrungsergänzungsmitteln sind von diesen Untersuchungsergebnissen allerdings ausgeschlossen: Die Einnahme von Vitamin B9, auch unter dem Namen Folsäure bekannt, sowie Vitamin B12 kann durchaus sinnvoll sein. Weist der Körper einen Mangel auf, sollte supplementiert werden. Gerade bei Menschen über 50 Jahren kommt es öfter zu einer unzureichenden Zufuhr von B9 und B12. Feststellen kann dies ein Mediziner anhand eines Blutbildes.
Gesunde Ernährung statt Pillen
Supplemente für die Gehirngesundheit können eine reine Geldverschwendung sein. Klüger ist es in gesunde Lebensmittel zu investieren, denn die Ernährung hat einen signifikanten Einfluss auf die Erhaltung der kognitiven Fähigkeiten. Einige Studien konnten bereits belegen, dass der regelmäßige Verzehr von Meeresfrüchten das Risiko für kognitiven Verfall senkt. Mit Omega-3-Supplementen konnte dieser Effekt wiederum nicht erzielt werden.
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