Eiserne Disziplin, Willensstärke und ein ausgesprochen hohes Maß an Selbstbeherrschung – dies sind einige der wesentlichen Attribute, die man mit der strikten Militärausbildung von SoldatInnen assoziiert. Dass diese Eigenschaften nun auch auf das Fachgebiet der Ernährungswissenschaft umgelegt werden, mag aufgrund des vorherrschenden Zeitgeists mit seiner charakteristischen Schnelllebigkeit nicht sonderlich verwundern. Blitzschnelle Abnehmerfolge in kürzester Zeit – damit passt die Militärdiät perfekt in dieses Schema hinein. Doch hält sie tatsächlich was sie verspricht? Und ist sie aus ernährungswissenschaftlicher Sicht überhaupt sinnvoll?
Die Militärdiät – kurz erklärt
Mithilfe der Militärdiät, auch Military Diet oder 3-Tage-Diät genannt, soll es Abnehmwilligen gelingen innerhalb von nur drei Tagen ganze fünf Kilogramm Körpergewicht zu verlieren. Das Grundprinzip jedweder Fastenkur besteht darin, die Energiezufuhr niedriger zu halten als den individuellen Kalorienbedarf. Die meisten Diätformen setzen zur Erreichung dieses Ziels auf eine Kombination aus energiearmer Kost und körperlicher Betätigung. Die Militärdiät hebt sich in dieser Hinsicht vom gängigen „Erfolgsrezept“ ab, da kräftezehrender Sport nicht auf dem Programm steht. Im Fokus steht die strikte Reduktion der täglichen Energiezufuhr: Pro Tag dürfen dem Organismus innerhalb der dreitägigen Abnehmphase maximal 1.000 Kilokalorien zugeführt werden, was ca. der Halbierung der gewöhnlichen Kalorienzufuhr eines erwachsenen Menschen entspricht. In den restlichen vier Tagen, die auch als Aufbauphase bezeichnet werden, liegt die Energieaufnahme bei 1.500 Kilokalorien für Frauen. Männer dürfen 100 Kilokalorien mehr zu sich nehmen. Durch die stetige Abwechslung zwischen Abnehm- und Aufbauphase soll der unliebsame Jo-Jo-Effekt ausbleiben – eine Crash-Diät vom Feinsten!
Ernährungsplan im Military Style – samt bizarrer Ausnahmen
Da das Konzept der Militärdiät auf einer drastischen Kalorienreduktion beruht, mag es wenig überraschend erscheinen, dass AnhängerInnen dieser Fastenkur lediglich eine recht limitierte Lebensmittelauswahl zur Verfügung steht. Das Fundament bildet eine Kombination aus Gemüse, Obst und Getreide, wobei es sich – hingegen gängiger Ernährungsempfehlungen – dabei um kein ballaststoffreiches Vollkorngetreide handeln muss, sondern auch helles Weizenmehl zum Einsatz kommen kann. Grapefruits und andere Zitrusfrüchte am Morgen sollen den Fettabbau ankurbeln. Als Proteinquellen fungieren ausgewählte Milchprodukte, Eier, Hülsenfrüchte und Fleisch. Koffeinhaltige Getränke und Schwarztee dienen der Aktivierung des Stoffwechsels und der Flüssigkeitszufuhr, ebenso wie Wasser und Kräutertees. Snacks und Zwischenmahlzeiten sind tabu, ebenso Alkohol, Softdrinks und andere Säfte. Zucker, Sahne und Süßungsmittel werden ebenfalls vom Essensplan gestrichen, da insbesondere letztere schlecht für den Blutzuckerspiegel sind. Umso skurriler scheinen daher Lebensmittel wie Salzcracker, Erdnussbutter, Dosen-Thunfisch, Brühwürstchen oder Vanilleeis, die innerhalb des strikten Regimes der Militärdiät ebenso Einzug erhalten und somit in direktem Widerspruch zum oben aufgeführten Zuckerverbot stehen.
Pro und Contra der Militärdiät
Die Vorzüge der rigiden Fastenkultur liegen insbesondere in der hohen Flüssigkeitszufuhr sowie dem überwiegenden Verzicht auf Zucker. Um die Insulinausschüttung während der Hauptmahlzeiten zu pausieren, wird, wie bereits erwähnt, auf Snacks verzichtet. Steigt der Blutzucker, erfolgt die Ausschüttung des Hormons Insulin, wodurch der Körper auf Fettspeicherung programmiert wird und es zu einem verstärkten und schnelleren, wieder auftretenden Hungergefühl kommt. Indem ausschließlich Frühstück, Mittag- und Abendessen auf dem Diätplan stehen, soll dieser unerwünschte Prozess vermieden und der Fettabbau unterstützt werden. Da für viele Abnehmwillige der Faktor Zeit eine entscheidende Rolle spielt, soll er auch hier zu den Vorzügen der Militärdiät gezählt werden. Zusätzlich kann es als positiv gewertet werden, dass diese Form der Diät verschiedene Ernährungsstile, wie z.B. vegetarische bzw. vegane Kost, berücksichtigt und auch bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten, wie beispielsweise Laktoseintoleranz oder Zöliakie, möglich ist.
Die Military Diet weist jedoch auch diverse ernährungspsychologische Schwachpunkte auf. Der prägnanteste dürfte hierbei wohl der übermäßige Einsatz von Verboten – das Gift jeder Diät – sowie das Fehlen eines nachhaltigen Konzeptes, das sowohl Sport als auch Entspannung bzw. die psychische Verfassung des Individuums integriert, sein. Ausreichend körperliche Bewegung an der frischen Luft baut Stress ab, ist gesund für das Herz-Kreislauf-System und verbessert das Körpergefühl. Weiters kann so unerwünschtem Muskelabbau entgegengewirkt werden. Hinzu kommt, dass die 3-Tage-Diät einen Mangel an essentiellen Mikronähstoffen wie Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen aufzuweisen hat. Gleiches gilt für Omega-3-Fettsäuren und Aminosäuren, die aus Hülsenfrüchten, Walnüssen oder Leinöl gewonnen werden können.
Fazit
Bietet die vom disziplinarischen Lifestyle der SoldatInnen angehauchte Militärdiät die notwendigen Voraussetzungen für eine ausgewogene Ernährungsweise und ist damit ernährungswissenschaftlich sinnvoll? Die Antwort lautet: Nein. Auch wenn einige der erlaubten Lebensmittel wie Brokkoli, grüne Bohnen oder Hüttenkäse durchaus wertvolle Mikronähstoffe, Aminosäuren und Ballaststoffe liefern, kann eine derart limitierte Lebensmittelauswahl auf Dauer niemals ausgewogen sein. Allgemein sollten vermeintlich Wunder wirkende Crash-Diäten mit Skepsis betrachtet werden, da der Körper dabei in Notzeiten versetzt wird und bei der Rückkehr zu „normaler Ernährung“ schnell wieder Kilos ansetzen kann.
„Bei dieser Art von Diät, die auf wenig Kalorien und wenig Kohlenhydrate setzt, verliert man hauptsächlich Wasser und vielleicht noch etwas Muskelmasse“, so auch die Ernährungsberaterin Elaine Magee. „Der Wassergehalt des Körpers nimmt schnell ab, wenn sich die Glykogenspeicher leeren, und genau das passiert bei Kohlenhydrat- und Kalorienreduktion. Das verlorene Gewicht kommt zurück, sobald man wieder normal isst.“ Personen, die auf gesunde Weise an Gewicht verlieren und auf eine langfristige Ernährungsumstellung setzen möchten, sollten sich für eine holistische Form der Gewichtsreduktion entscheiden. Im schlimmsten Fall kann der kulinarische Drill nämlich toxisch sein – sowohl für den Körper als auch für die Psyche.
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