Könnte die Krankheit Aids in naher Zukunft doch heilbar sein? Immer mehr Wissenschaftler glauben zumindest mehr an eine Heilung als an eine Impfung. Mut macht den Forschern auf aller Welt der neuste Fall eines US- amerikanischen Babys, dass komplett von dem Virus befreit werden konnte. Aktuellen Angaben eines deutschen Forschers zufolge soll dies kein Einzelfall gewesen sein. Auf der ganzen Welt soll es 20 dieser Babys geben.
Immer mehr Ärzte glauben offensichtlich an konkrete Heilungschancen bei der tödlichen Krankheit Aids. Aufsehen erregte jüngst der Fall eines Babys in den Vereinigten Staaten, das als „funktionell geheilt“ gilt. Experten sprechen in der Zwischenzeit von mindestens 20 solchen Fällen, warnen allerdings auch vor Euphorie.
Wissenschaftler halten eine Heilung bei der tödlichen Krankheit Aids für absehbar. „Wir werden in den nächsten Jahren schneller eine Heilung als eine Impfung bekommen“, erklärte auch der Münchner Aids-Forscher Hans Jäger in einem aktuellen Interview.
US- amerikanisches Baby Funktionell geheilt
„Die Heilung ist ein planbares Konzept, die Therapien sind besser geworden“, betonte Jäger in dem aktuellen Interview weiter. Es gebe in der Zwischenzeit mindestens 20 Fälle von sogenannter „funktioneller Heilung“, das heißt praktisch Virusfreiheit ohne spezielle Arzneimittel, so der Experte.
Für Aufsehen sorgte in jüngster Vergangenheit erst der Fall eines HIV-infizierten Säuglings aus dem US-amerikanischen Bundesstaat Mississippi. Obwohl die HIV-positive Mutter das Baby über mehrere Monate hinweg nicht mehr behandeln ließ, stieg die Zahl der Viren bei dem Kind nicht weiter an – Ärzte bezeichneten es als „funktionell geheilt“.
Keine Behandlung durch Medikamente mehr nötig
Zwar können in den besagten Fällen einzelne Viren oder Bruchstücke wie eine Art „Fußabdrücke“ immer noch exakt nachgewiesen werden. Das Immunsystem kontrolliert dies mittlerweile aber so gut, dass keine lebenslange medikamentöse Behandlung mehr nötig sein dürfte
Für den Wissenschaftler Jäger zählen zu den so „Geheilten“ insgesamt zwei Babys, zwei Patienten in Berlin und 15 Teilnehmer einer Untersuchung aus dem Land Frankreich. „Das sind logischerweise viel zu wenige. Wir haben immer noch nicht verstanden, welche Mechanismen das genau sind, die speziell diese Menschen an die Heilung gebracht haben. Wir wissen in der Zwischenzeit lediglich: Es klappt. Wir haben den Beweis dafür, dass es möglich ist“, so der Wissenschaftler.
Gegen Aids immune Zellen injiziert
„Heilung“ hat es beispielsweise auch nach einer Knochenmarktranspantation gegeben. Bei einem HIV-infizierten Leukämie-Patienten aus der deutschen Bundeshauptstadt Berlin zum Beispiel ließen sich nach einer Stammzelltransplantation die Aids-Erreger diverse Jahre später nicht mehr im Körper nachweisen.
Bei einer weiteren Methode wird laut dem Experten Jäger bei Helferzellen außerhalb des menschlichen Körpers der Andockmechanismus für das Virus komplett ausgeschaltet. Diese nun gegen HIV immunen Zellen werden in den menschlichen Körper zurückgebracht. Die HIV-befallenen Zellen sterben dann ab, während diese neuen Zellen überleben. Dieses „genetische editing“ könne unter Umständen auch bei Langzeiterkrankten wirken.
Keine HI- Viren mehr im Blut nachweisbar
Bei Neugeborenen oder Neuinfizierten wiederum komme es in einigen Fällen vor, dass nach einer zwei- bis dreijährigen Therapie trotz Absetzens der Arzneimittel die Viruslast im Blut nicht mehr deutlich steige – wie bei dem Baby aus den USA.
In einer Studie aus Frankreich habe das bei ungefähr 15 Prozent der Neuinfizierten sehr gut funktioniert. „Jetzt müssen wir das auf größere Patientengruppen übertragen“, betont Jäger in dem Interview weiter. „Wir sind dabei zu untersuchen, ob nicht mehr von den früh Behandelten zu den funktionell Geheilten gehören können als angenommen“, so der Experte wörtlich.
Wann Impfstoff gefunden werden könnte, ist noch offen
Allerdings wage man bis zum heutigen Tage selten ein Absetzen der Arzneimittel, nur um herauszufinden, ob ein Patient unter Umständen geheilt sei. Aus diesem Grund werde intensiv an Laboruntersuchungen geforscht, um diese Chancen im Vorfeld zu klären.
Wann ein entsprechender Impfstoff gefunden werden könne, sei vollkommen offen, erklärte Jäger. Aus diesem Grund müsse mehr Geld in Therapieforschung gesteckt werden, erklärte er zum Abschluss des Interviews.
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