Nur jedes dritte Kind in Deutschland ist ausreichend gegen Masern geimpft. Das ist das aktuelle Ergebnis des Versorgungsatlas der kassenärztlichen Vereinigung. Experten und Politiker fordern daher eine verpflichtende Schutzimpfung. Erst kürzlich war ein 14 Jahre alter Junge an den Spätfolgen von Masern gestorben.
Schon seit Wochen geistert das Thema Masern durch die deutschen Medien. Bekannt war, dass viele Deutsche nicht ausreichend gegen die Krankheit geschützt sind. Doch eine neue Studie hat jetzt herausgefunden, dass vor allem Kinder nicht ausreichend geimpft sind. Der Studie zufolge ist nur jedes dritte Kind in Deutschland gegen Masern geimpft.
Berechnet haben dies Wissenschaftler der kassenärztlichen Vereinigung, deren Studie am Mittwoch offiziell vorgestellt wurde. Der Studie zufolge erhalten demnach nur 37 Prozent der in Deutschland lebenden Kinder ihre zweite Impfung gegen Masern vor dem zweiten Lebensjahr. Die schlechtesten Impfquoten haben die Bundesländer Berlin, Bremen, Baden- Württemberg und Bayern.
Zeitfenster beachten
Der Ständigen Impfkommission des Robert- Koch- Instituts zufolge sollten Kinder die erste Impfung zwischen dem 9. und 14. Lebensmonat erhalten und die zweite Impfung zwischen dem 15. Und 23 Lebensmonat. Die meisten Kinder werden aber nicht in diesem empfohlenen Zeitfenster geimpft. Lässt man das Zeitfenster außer Acht, sind 60 Prozent der Zweijährigen gegen Masern geimpft.
Die Erklärung der Eltern sind unterschiedlich warum sie ihren Nachwuchs nicht zwei Mal impfen lassen: Masern ist eine Kinderkrankheit, die jedes Kind durchmachen kann und muss, ist eine Erklärung der befragten Eltern. Wissenschaftler kritisieren jedoch diese Einstellung, immerhin sind Masern eine der ansteckendsten Krankheiten überhaupt.
14 Jähriger an Spätfolgen gestorben
Zwar treten nur selten Komplikationen auf, aber es gibt sie, so starb erst in jüngster Vergangenheit ein Jugendlicher im Alter von 14 Jahren an den Spätfolgen einer Infektion. Er hatte sich als Säugling im Wartezimmer eines Kinderarztes angesteckt, weil ein nicht geimpftes Kind die Krankheit weiter trug.
Die Wissenschaftler analysierten in ihrem Versorgungsatlas die Daten von mehr als 550.000 Kindern die im Jahr 2008 geboren wurden, das sind mehr als 81 Prozent dieses Jahrgangs. Eine zweite Impfung ist in erster Linie nötig, weil die erste Impfung bei drei bis fünf Prozent der Kinder nicht anschlägt, so die Autoren der Studie.
Zwei Impfungen nötig
Auf den Jahrgang 2008 bezogen, bedeutet dies, dass 14.000 bis 23.000 Kinder bis zur zweiten Impfung nicht gegen Masern geschützt sind. Aus diesem Grund empfiehlt die ständige Impfkommission zwei Impfungen.
Die jüngsten Masernausbrüche zeigen sehr eindeutig, dass die Impfquoten in Deutschland zu niedrig sind. In Erftstadt bei Köln musste kürzlich eine gesamte Waldorfschule geschlossen werden, nachdem mehr als 10 Schüler an Masern erkrankt waren. Gerade mal ein Viertel der Kinder konnte einen Impfschutz gegen Masern vorweisen.
76 Prozent für Impfpflicht
In diesem Jahr musste das Robert- Koch- Institut mehr als 1000 Fälle registrieren, die meisten im Bundesland Bayern und Berlin. Das Bundesgesundheitsministerium hat sich in der Zwischenzeit auch schon eingeschaltet und versucht herauszufinden, wie man die Ausbreitung der Masern verringern kann.
Einer aktuellen Umfrage zufolge sprechen sich in der Zwischenzeit 76 Prozent der Deutschen für eine Impfpflicht gegen bestimmte Krankheiten aus. Auch Ärzte und Politiker erwägen nun eine verpflichtende Schutzimpfung. Außerdem sollen nicht geimpfte Kinder bei einem Maserausbruch vom Schulunterricht ausgeschlossen werden.
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