Alte Menschen nehmen im Durchschnitt pro Tag mehr als sieben Wirkstoffe gleichzeitig ein. Da sind Wechsel- und Nebenwirkungen vorprogrammiert. Daher fordern Experten jetzt einen Pillen- Check. Dieser soll von unabhängigen Experten durchgeführt werden.
Besonders im Alter und bei bestimmten Erkrankungen ist es notwendig, dass Menschen viele unterschiedliche Medikamente und somit auch Wirkstoffe einnehmen müssen. Wer mehr als fünf Wirkstoffe gleichzeitig einnehmen muss und das regelmäßig, sollte die Einnahme seiner Medikamente regelmäßig überprüfen lassen, so ein Vorschlag der Kaufmännischen Krankenkasse.
Wie die Krankenkasse betonte, ist alle acht Sekunden ein Patient von einem Medikamentenfehler betroffen, zumindest gehen Schätzungen von diesem Schnitt aus. Gerade Menschen die häufig Medikamente gelichzeitig einnehmen müssen, leiden nicht selten unter Neben- und Wechselwirkungen.
29,2 Milliarden Euro für Medikamente
Gerade für diese Menschen wäre ein Pillen- Check hilfreich, so die Krankenkasse weiter. Die Aufgabe könnte ein unabhängiges Institut übernehmen. Arzneimittelausgaben sind ein hoher Ausgabenfaktor bei den gesetzlichen Krankenkassen. Allein im Jahr 2012 gaben die Krankenkassen 29,2 Milliarden Euro für Medikamente aus.
Die Krankenkassen kritisieren schon seit einiger Zeit, dass besonders alte Menschen zu viele und häufig die falschen Medikamente bekommen. Männer über 65 Jahren nehmen pro Tag durchschnittlich 7,3 Wirkstoffe zu sich, wie der Arzneimittelreport der Krankenkasse DAK herausfand. Bei Frauen sind es 7,2 Wirkstoffe.
Verbesserung für die Patienten
Nachgewiesen ist in der Zwischenzeit auch, dass zu viele Medikamente das Risiko von Stürzen, unerwünschten Wechselwirkungen und Krankenhausaufenthalten erhöhen. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Medikamente, die Senioren einnehmen, nicht für sie geeignet sind. Schutz davor bietet die Priscus- Liste. Hier sind Wirkstoffe zusammengefasst, die Senioren besser nicht einnehmen sollten. Die Liste umfasst derzeitig 85 Wirkstoffe.
Die Krankenkasse verspricht sich von den Pillenchecks Verbesserungen für die Patienten und für die Finanzen der Krankenkassen. Nutzen und Nebenwirkungen von Medikamenten sollten in einem gesunden Verhältnis stehen, erklärte die Krankenkasse. Besonders groß ist das Problem von Fehl- und Überversorgung in Pflegeheimen, so die Krankenkasse weiter.
Zu viele Medikamente für Kinder
Besonders Bewohner von Pflegeheimen erhalten oft Medikamente, die keinen Nutzen für sie haben. In einer Studie wurde die Hälfte aller Medikamente von Bewohnern von Pflegeheimen abgesetzt. Den Bewohnern ging es im Anschluss gesundheitlich genauso gut wie mit den abgesetzten Medikamenten. Vielen Probanden sei es ohne die Medikamente sogar besser gegangen.
Aber auch Kinder und Jugendliche bekommen von den Ärzten immer mehr Medikamente verschrieben. Überdurchschnittlich hoch ist die Zahl der Antipsychotika, die bei Seelenleiden verordnet werden. Diese Medikamente sind bei Minderjährigen in den vergangenen sieben Jahren um 41 Prozent gestiegen. Allerdings lässt sich ein Anstieg von psychischen Störungen bei Kindern im selben Zeiutraum nicht feststellen.
Was meinen Sie?