Wenn sich entartete Zellen unkontrolliert vermehren, kommt es in Folge zu Krebs. Die Ursachen dafür können genetisch sein, aber auch Umweltfaktoren können das Krebsrisiko erhöhen. Ebenfalls spielen die Ernährung und der persönliche Lebensstil eine Rolle bei der Entstehung von Krebserkrankungen. Das Gefährliche daran ist vor allem eine zu späte Erkennung, wenn bereits große Teile des Körpers befallen sind. Dann wird auch eine Behandlung der Erkrankung immer schwieriger; diese kann nur noch schwer aufgehalten werden. Das Wachstum der Krebszellen könnte in Zukunft aber einfach gestoppt werden – zumindest wenn es nach einer internationalen Studie geht, die um das vatikanische Kinderkrankenhaus Bambino Gesù in Rom entstanden ist. Auch weitere Studien bestätigen das Ergebnis bereits.
Zellzyklus genauer erforscht
Krebs gehört noch immer, auch hierzulande, zu den Volkskrankheiten und kann mittlerweile in den meisten Fällen gut behandelt werden. Nicht immer sind dafür Bestrahlung und Chemotherapie notwendig, je nach Stadium können auch Immuntherapien bedeutende Erfolge erzielen. Bei der Erkrankung gibt es aber weitere Mechanismen, wie z.B. die unkontrollierte Vermehrung von Zellen, die mit den jetzigen Methoden nur verlangsamt werden können. Den Forschern um Bambino Gesù gelang es nun aber erstmals das Wechselspiel zweier Proteine im Zellzyklus zu erforschen, genauer von AMBRA 1 und Cyclin D, die für die Zellteilung besonders wichtig sind.
Protein beschleunigt Entwicklung von Tumoren
Wenn es bei diesem Zusammenspiel Probleme gibt, könnten sich schnell viele verschiedene Tumorarten bilden, meinen die Forschenden. Studienautor Prof. Francesco Cecconi, der Mitglied des Onkologie-Foschungsteams beim Papst-Kinderkrankenhaus Bambino Gesù ist, erklärt gegenüber der Presse: „AMBRA 1 ist ein Molekül, das die Lebensdauer anderer Moleküle steuern kann. Wenn AMBRA 1 in Tumorzellen mutiert oder gar nicht vorhanden ist – und das kommt bei vielen Tumoren vor – steigt die Anzahl eines Proteins, das für die Geschwindigkeit der Zellvermehrung zuständig ist: Cyclin D. Das führt dann dazu, dass die Tumore sich sehr schnell entwickeln.“
Neue Behandlungsmöglichkeit
Schon seit mehr als 25 Jahren forscht das Kinderkrankenhaus Bambino Gesù zu AMBRA 1, was sicherlich zum Erfolg beigetragen habe, so die Forschenden. Bisher fehlte aber der entscheidende Durchbruch. Damit könnten in Zukunft neue Behandlungsmöglichkeiten im Kampf gegen Krebs geschaffen werden: Tumorzellen könnten so verändert und beeinflusst werden, dass das Wachstum der Krebszellen gestoppt wird, so Cecconi weiter. Im Falle einer Krebsdiagnose müssen aber zuerst einmal Blut abgenommen und die Werte von AMBRA 1 und Cyclin D überprüft werden, bevor eine Behandlung erfolgt.
Weitere Studien bestätigen Ergebnis
„Wir stellen uns das so vor, wenn wir bei der Blutanalyse auf niedrige AMBRA 1 und hohe Cyclin D-Werte stoßen, könnte das für das nun entdeckte Wechselspiel von AMBRA 1 und Cyclin D und das schnelle Wachstum der Tumorzelle sprechen. Und da könnten wir dann möglicherweise ansetzen“, ist Cecconi überzeugt. Obwohl die Forschung hierzu noch ganz am Anfang stünde, sei das doch ein Lichtblick was die Krebsbehandlung angeht. Vor allem, weil die jüngsten Erkenntnisse der Wissenschaftler des Kinderkrankenhauses Bambino Gesù in Kooperation mit der römischen Universität Tor Vergata und dem Danish Cancer Society Research Center auch von zwei weiteren Studien aus Amerika bestätigt wurden. Die Forscher aus New York und San Francisco hatten bei ihren Forschungen zwar andere Ausgangspunkte, gelangten jedoch zur gleichen Erkenntnis: AMBRA 1 ist für die Steuerung von Cyclin D verantwortlich.
Gemeinsam zum Erfolg
Cecconi betont weiters, wie wichtig die internationale Kooperation bei derartigen Forschungsprojekten sei: „Teamarbeit ist in der modernen Forschung nicht mehr wegzudenken. Bei unserer Arbeit sind mehr als 40 Autoren aus mindestens acht verschiedenen Forschungszentren in Italien und in den Vereinigten Staaten dabei, mit verschiedenen Fähigkeiten, verschiedenen Mitteln und verschiedenen Modellen. Ohne diese Synergie könnten bestimmte Ergebnisse nicht erzielt werden. Die Tatsache, dass unsere Entdeckung in zwei anderen Werken wiederholt wird, ist von fundamentaler Bedeutung.“
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