Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen geht davon aus, dass schon in diesem Jahr Zusatzbeiträge fällig werden könnten. Allerdings spätestens im kommenden Jahr wird es die Mehrheit der 50 Millionen gesetzlich Versicherten treffen. Der Zusatzbeitrag wird dabei knapp unter einem Prozent liegen.
Alle 50 Mitglieder der gesetzlichen Krankenversicherung, das sind immerhin 50 Millionen Menschen, müssen nach Einschätzung des Kassenverbands im nächsten Jahr wieder Zusatzbeiträge zahlen. Die Vorsitzende des Spitzenverbands der Krankenkassen, Doris Pfeiffer, erklärte in einem aktuellen Interview, sie halte es für ausgeschlossen, dass eine gesetzliche Krankenkasse auf den Zusatzbeitrag verzichte.
Reserven schrumpfen um gut vier Millionen Euro
Eine Kehrtwende sagten die gesetzlichen Krankenkassen bei den zuletzt immer weiter angestiegenen Reserven der gesetzlichen Krankenversicherung voraus. Bereits in dem laufenden Jahr würden diese Reserven von derzeit 30,1 auf mindestens 26,7 Milliarden Euro sinken, so die Vorabberechnungen.
Gründe dafür seien zum einen ein geringerer Zuschuss des Bundes und zum anderen die Ausschüttung von Prämien bei einzelnen gesetzlichen Krankenkassen. Fast zwei Drittel der gesetzlich Versicherten seien bei gesetzlichen Krankenkassen, deren Rücklagen und Betriebsmittel schon heute unter den Ausgaben eines Monats lägen.
Beitragssenkung in 2015
Wegen der aktuellen schwarz-roten Gesundheitsreform sinkt der Beitragssatz im kommenden Jahr von derzeitig noch 15,5 auf 14,6 Prozent. Die gesetzlichen Krankenkassen können aber die prozentual vom Einkommen abhängigen Zusatzbeiträge verlangen.
Die Vorsitzende zeigte sich in dem aktuellen Interview eher skeptisch über die Prognose von dem amtierenden Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU), wonach 20 Millionen gesetzlich Versicherte im kommenden Jahr entlastet werden könnten. „Ich kann diese Zahl nicht bestätigen.“ Eine Senkung der Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung werde es kaum in größerem Stil geben.
Zusatzbeiträge von 0,9 Prozent
Die Zusatzbeiträge würden zunächst wohl in der Größenordnung von ziemlich genau 0,9 Prozent liegen und die Beitragssenkung gleicher Höhe damit in etwa ausgleichen, sagte die Vorsitzende in dem Interview voraus. Die meisten gesetzlichen Krankenkassen würden den Aufschlag wohl so hoch ansetzen, dass sie ihn ein Jahr später nicht gleich wieder anheben müssen.
Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen würden wohl auch in Zukunft steigen, erklärte Pfeiffer weiter. Im gleichen Atemzug ist ihrer Ansicht nach zweifelhaft, dass die Einnahmen auf lange Sicht gesehen weiter so sprudeln wie im Moment. Den Beitragssatz will die Bundesregierung vorerst fest belassen.
Elektronische Gesundheitskarte bietet keinen Mehrnutzen
Der Verwaltungsratschef des Verbands, Volker Hansen, nannte es in einem aktuellen Interview eine „Perversität des Gesetzgebers“, dass die gesetzlichen Krankenkassen ihre Versicherten in Zukunft informieren müssen, wenn andere gesetzliche Krankenkassen günstiger sind. Das widerspreche dem Ziel, dass die gesetzlichen Krankenkassen in einen stärkeren Wettbewerb um Qualität statt um den Preis treten.
Alarm schlug der Kassenverband auch wegen der elektronischen Gesundheitskarte. Sie bringe trotz Kosten von bisher mehr als 900 Millionen Euro noch keinen merklichen Mehrnutzen.
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