Eine Infektion mit Humanen Papillomviren (HPV) kann zu Krebs führen. Um das Virus früh genug zu erkennen, sieht die HPV-Vorsorge einen vaginalen Abstrich bei Frauen vor. Diese Untersuchung ist jedoch für diverse Gruppen wie Trans-Männer oder Missbrauchsopfer psychisch sowie körperlich belastend. Eine kürzlich veröffentlichte Studie der MedUni Wien zeigt, dass ein Urintest sich als eine sinnvolle Alternative etabliert.
Humane Papillomviren, kurz HPV, können über den Geschlechtsverkehr übertragen werden und verschiedene Krebsarten auslösen, wie etwa Gebärmutterhalskrebs. Rund 80 Prozent aller Menschen weltweit durchleben im Laufe ihres Lebens eine Infektion mit HPV. Ein Krebsabstrich bei der gynäkologischen Voruntersuchung ist für die meisten Frauen bereits Routine.
Krebsabstrich für Trans-Männer problematisch
Jedoch stellt dieser Krebsabstrich für Trans-Männer mit intakter Gebärmutter eine große Hürde dar. Sie benötigen für eine Untersuchung in einer gynäkologischen Praxis nämlich zuerst eine Bewilligung bei der Sozialversicherung. In der Ordination selbst fühlen sich manche Trans-Männer diskriminiert, wenn sie als Frau aufgerufen werden. Weiters verändert sich das Gewebe ihres Gebärmutterhalses durch die Hormontherapie, wodurch die Untersuchung schmerzhafter erscheint und sogar die Ergebnisse des PAP-Abstrichs verfälscht werden können.
Aus diesem Grund führten die Gynäkologin Sophie Pils und ihre Kolleginnen und Kollegen der MedUni Wien eine Studie durch, in welcher sie Urinproben auf eine HPV-Infektion untersuchten. Der Urintest ermöglicht Menschen, welche aus diversen Gründen keine gynäkologischen Untersuchungen wahrnehmen können, einen alternativen Weg zur Krebsvorsorge.
Urintest für zu Hause
Die Probenentnahme erfolgt zu Hause mithilfe eines kleinen Trichters, in welchen hinein uriniert wird. Der Urin wird dann in einem Becher aufgefangen und zugeschraubt. Danach soll die Probe an spezialisierte Pathologinnen und Pathologen übermittelt werden. Für die aktuelle Studie wurde ein Fachlabor in Ljubljana herangezogen.
Rund 200 Trans-Menschen waren Teil der Studie, wobei es sich bei 86 Prozent um Trans-Männer mit intakter Gebärmutter handelte. Gebärmutterhalskrebs ist das häufigste HPV-induzierte Karzinom. Eine HPV-Infektion kann in vielen Fällen auch symptomfrei verlaufen, jedoch können die Viren zu Zellveränderungen führen und Krebs hervorrufen. Die Früherkennung einer Erkrankung ist daher besonders wichtig und kann mithilfe des Urintests ausfindig gemacht werden.
Erste Diagnosen konnten gestellt werden
Ungefähr 20 Prozent der Probanden wurden mit einer HPV-Infektion diagnostiziert, woraufhin Nachuntersuchungen am Wiener AKH angeboten wurden. Bei zwei Personen konnte durch Konisation eine rechtzeitig erkannte Krebsvorstufe entfernt werden. Eine Konisation ist eine Operation, bei welcher ein kegelförmiges Gewebsstück, der Konus, aus dem Muttermund herausgeschnitten wird. Sie dient der Diagnostik und Therapie von entarteten und somit bösartigen Zellen.
Derzeit sind HPV-Urin-Tests in Europa nur für Menschen mit Gebärmutter zugelassen. Um eine HPV-Infektion zu verhindern, wird eine Impfung empfohlen.
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