Selen ist ein essentielles Spurenelement, das sich an Bodenpartikel bindet. Dadurch geht es in pflanzliche Lebensmittel wie Getreide über und gelangt über diese wiederum in Mensch und Tier. Der Selengehalt des Bodens bestimmt also über den Selengehalt bestimmter Lebensmittel, die wir konsumieren. Eine Studie des Swiss Federal Institute of Aquatic Science and Technology (Eawag) zeigt jedoch, dass der Selengehalt in den Böden immer weiter abnehmen wird. Mehr als die Hälfte aller landwirtschaftlichen Flächen sollen bis zum Jahrhundertende von einer Selenarmut betroffen sein. Diese Verluste können für unsere Gesundheit von großer Bedeutung sein.
Böden enthalten immer weniger Selen
Den Forschenden um Gerrad Jones von der Eawag gelang es die globale Verteilung der Selenkonzentration sowie weitere Umweltvariablen, die den Selengehalt beeinflussen, zu erforschen. Dazu werteten sie 16 von 1994-2016 erhobene Datensätze und insgesamt 33.241 Bodenproben aus. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass vor allem Wechselwirkung zwischen Klima und Boden eine große Rolle für den Selengehalt spielt. Deswegen hat das Verhältnis zwischen Niederschlag und Verdunstung (der sogenannte Trockenheitsindex) einen großen Einfluss auf den Selengehalt. Bei starken Niederschlägen beispielsweise werden die Böden regelrecht ausgewaschen und die Selenkonzentration nimmt ab. Einfach gesagt: Der Grund, warum immer mehr Selen verloren gehen wird, hat mit dem Klimawandel zu tun.
Langfristige Folgen des Klimawandels
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wagten, basierend auf diesen Erkenntnissen, einen Blick in die Zukunft: Im Vergleich von 1980-1999 bis zum Ende des Jahrhunderts (2080-2099) werden 66 % der landwirtschaftlich genutzten Flächen einen Selenverlust aufweisen – nur eine der unzähligen, kritischen Folgen des Klimawandels. Vor allem werden Ackerflächen in Europa, Indien, China, im Süden Südamerikas und im Südwesten der Vereinigten Staaten betroffen sein.
Wofür brauchen wir Selen?
Selen hat eine antioxidative Wirkung, d.h. es kann freie Radikale abfangen und ist somit für unser Immunsystem von großer Bedeutung. Darüber hinaus dient es als Baustein für Eiweiße. Neben einer ausreichenden Jodversorgung ist auch Selen sehr wichtig für eine funktionierende Schilddrüse. Durch einen Jod- oder Selenmangel kann eine Schilddrüsenunterfunktion entstehen. Ebenso kann ein Selenmangel für Erkrankungen des Herzmuskels verantwortlich sein. Doch ähnlich wie bei Jod gilt: Selen hat eine sehr geringe therapeutische Breite, was so viel heißt wie: zu wenig Selen ist ungünstig, ein Zuviel an Selen aber auch.
Bodendüngung soll Abhilfe schaffen
Die klimawandelbedingten Selenverluste könnten also durchaus ein Problem für unsere Gesundheit darstellen. Bereits jetzt schon seien bis zu einer Milliarde Menschen von einer ungenügenden Selenzufuhr betroffen, so die Autorinnen und Autoren der Studie. In Europa seien die Böden vor allem in Deutschland, Dänemark, Schottland, Finnland und einigen Balkanländern selenarm. Aber, und jetzt die gute Nachricht, um der zukünftigen Selenarmut entgegenzuwirken gibt es eine Lösung. Die Forschenden schlagen z.B. der Landwirtschaft eine Düngung des Bodens mit selenhaltigen Düngemitteln vor. Dadurch würde sich auch wieder der Selengehalt der pflanzlichen Lebensmittel, die wir konsumieren, erhöhen. In Finnland wird bereits seit 1984 erfolgreich selenhaltiges Düngemittel eingesetzt.
Hier erfahren Sie was Selen für unseren Körper leistet und wie sich ein Mangel äußert:
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