In Deutschland ist es bis zum heutigen Tage immer noch verboten, in vielen anderen Ländern ist es schon seit einigen Jahren erlaubt: Online- Diagnosen per Video-Chat. Andere Länder in Europa sehen es als Antwort auf den derzeitig herrschenden Ärztemangel, doch hierzulande bleibt es umstritten.
Ein klassischer Fall aus dem Videochat einer Online- Diagnose: Ein Mann wird mit Verdacht auf Schlaganfall in ein Krankenhaus eingeliefert. Er kann seine Arme nicht gleichzeitig bewegen. Während er den rechten ohne Probleme anheben kann, bleibt der linke liegen. Ganz klar ein Schlaganfall, so das Urteil eines Neurologen, ohne das er den Patienten je real gesehen oder berührt hätte.
Digitalisierung der Medizin
Dieses ist eine Entscheidung von vielen die Tag täglich per Videokonferenz gefällt werden, allerdings nicht in Deutschland. Vor Ort assistierte ihm ein Mediziner, der allerdings nicht auf Schlaganfälle spezialisiert war. Er schaltete den Spezialisten einer größeren Klinik ein und schickte ihm nach der Voruntersuchung die Daten des Patienten.
Was wie aus einem Science Fiction Film kling könnte einer der ersten Schritte zur Digitalisierung der Medizin sein. Diagnosen Online stellen und Mediziner per Videochat unterstützen, das könnte nach Auffassung von Telemedizinern eine Lösung gegen den Ärztemangel auf dem Land sein. Dadurch können Spezialisten da helfen wo sie gebraucht werden.
Online- Diagnosen in Deutschland umstritten
Diagnosen per Chat sind jedoch unter Medizinern und Krankenkassen sehr umstritten. Die Online- Diagnose von Schlaganfallpatienten wäre ohne Mediziner vor Ort hierzulande verboten. Deutsche Ärzte dürfen keine Diagnosen stellen, ohne einen Patienten jemals unmittelbar behandelt zu haben. Das gilt auch für die Telemedizin, so steht es in der Musterberufsordnung für Ärzte.
In anderen Ländern wie die Schweiz ist so ein Verfahren gang und gebe. Hier beraten professionelle Mediziner per Telefon. In einigen Fällen stellen sie sogar Rezepte aus. Befürworter der Telemedizin glauben, dass dies vielleicht auch bald in Deutschland möglich sein könnte. Jeder Patient ist anders. Das kann ich nicht per Ferndiagnose machen, sagt ein Sprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und erteilt so der Telemedizin eine Absage.
Technisch ist alles möglich
Allerdings gibt es auch in Deutschland erste Ansätze das Verbot auszuhebeln. Einige Kassenärztliche Vereinigungen bieten schon jetzt bei ihren Notdiensten einen Telefon- Service an. Bei eindeutiger Beurteilung des Krankheitsbildes erhält der Patient schon erste Behandlungsempfehlungen.
Der digitalen Medizin steht aber das lahmende Internet auf dem Lande im Weg. Daher fordern IT- Experten, dass das Internet auf dem Land deutlich schneller werden müsste. So gibt es auf dem Land oft kein vernünftiges Breitband, oft scheitert es schon an der Mindestgeschwindigkeit. Dabei findet die gesundheitliche Versorgung immer stärker über das Internet statt. Technisch ist eigentlich alles möglich, es muss nur noch umgesetzt werden.
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