Sie schwirren im Sommer überall dort herum, wo man sie eigentlich nicht haben will. Sitzt man gemütlich auf der Terasse, wollen sie gerne beim köstlichen Stück Kuchen mitnaschen. Gönnt man sich ein Eis im Schwimmbad oder am See, sind sie auch schon zur Stelle. Die Rede ist von Wespen und Bienen. Ihre Stiche sind meist nicht nur schmerzhaft, sondern können auch ernsthafte Folgen haben.
Die Allergologin Eva Valesky erläutert gegenüber der Pharmazeutischen Zeitung Online, dass in Deutschland bis zu drei Millionen Menschen gegen Insektenstiche allergisch seien. Tödlich verlaufen nach Daten des Statistischen Bundesamtes rund 20 Fälle im Jahr.
Wichtig ist die Reaktion richtig zu deuten
Oft werden die Folgen von Insektenstichen unterschätzt. Doch ist jemand wirklich allergisch, sollte auf jeden Fall sofort Hilfe geholt und ein Arzt oder die Rettung gerufen werden. „Ob ein Stich für Menschen wirklich gefährlich ist, hängt ganz zentral von der Art der körperlichen Reaktion ab. Es ist sehr wichtig, örtliche Reaktionen – auch wenn sie stärker sind als normal – von einer sogenannten systemischen Reaktion zu unterscheiden“, erläutert Dr. Eva Valesky, Oberärztin der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie des Universitätklinikums Frankfurt.
Örtliche Reaktionen sind demnach Schwellungen, Rötungen und Juckreiz an der gestochenen Stelle. Von systemischen Reaktionen spricht man, wenn das Immunsystem negativ auf das Insektengift reagiert.
Dieses Jahr gibt es besonders viele Wespen
Das Klima in diesem Jahr bot vor allem den Wespen perfekte Bedingungen. Durch den milden Winter haben viele Königinnen überlebt und der trockene Sommer ist optimal für die starke Vermehrung. Sonnenschein und Wärme bilden nämlich die Basis für den aktiven Flug der Wespen und die Entwicklung ihrer Larven. Damit steigt auch das Risiko gestochen zu werden.
Das hilft bei einem Stich
Welche Maßnahmen kann man ergreifen, wenn man gestochen wird? Ist die Reaktion örtlich und betrifft nicht das Immunsystem, sollten die auftretenden Schwellungen und Rötungen mit einem feuchten Umschlag behandelt werden. Nach der Kühlung kann eine Zwiebel auf die betroffene Stelle gelegt werden.
Auch eine Cortison-haltige Creme hilft, die Schwellung und den Juckreiz zu mildern. Eine weitere Möglichkeit ist ein Thermostift. Mit seiner Wärmeeinwirkung neutralisiert er das Insektengift.
Anaphylaxie kann lebensbedrohlich sein
„Örtliche Reaktionen lassen sich in aller Regel ohne ärztliche Hilfe behandeln. Kommt es zu einer Anaphylaxie, also einer Reaktion des Immunsystems auf das Insektengift, die den gesamten Organismus betrifft, muss ein Notarzt eingeschaltet werden.“, betont Dr. Gösta Lotz, Oberarzt am Universitätsklinikum Frankfurt in einer Presseaussendung derselbigen. Eine Anaphylaxie ist eine potentiell lebensbedrohliche Reaktion, die auf einer Allergie basiert.
Die Symptome einer schweren allergischen Reaktion
Eine schwere allergische Reaktion, auch „anaphylaktischer Schock“ genannt, in Folge eines Bienen- oder Wespenstichs, ist meist begleitet von Atemnot, Schwindel, Herzrasen, Übelkeit oder Bewusstlosigkeit. Die Ärzte raten in diesem Fall bis zum Eintreffen des Notzarztes Erste Hilfe Maßnahmen zu ergreifen.
Außerdem sollte man nach einem Notfallset für Allergien suchen, das Betroffene meist bei sich haben und dieses auch einsetzen.
Allergie kann nach einem Stich nachgewiesen werden
Ob man auf Bienen- oder Wespenstiche allergisch reagiert, lässt sich leider nicht im vorhinein feststellen. Dafür muss man erstmal gestochen werden.
Über einen Haut- und Bluttest wird die Allergie dann nachgewiesen. Dabei wird ebenfalls das individuelle Anaphylaxie-Risiko festgestellt. Anschließend wird über eine mögliche Therapie und die Prävention gesprochen.
Dauerhafte Immunisierung ist nicht möglich
Die beste Prävention ist natürlich die Vermeidung von weiteren Stichen. Eine weitere Möglichkeit ist das Notfallset. Reagieren Patienten mit schweren Symptomen auf den Stich, können sich Allergiker damit selbst behandeln.
Eine Alternative ist die Hyposensibilisierung des Körpers. Über mehrere Jahre wird hier der allergieauslösende Stoff gespritzt. Der Nachteil dieser Methode ist, dass sie meist nicht dauerhaft wirksam ist, sondern über eine Zeitraum von fünf Jahren anhält.
Wespen nicht von Natur aus aggressiv
Nach Erfahrungen von Medizinerin Valesky bereiten Wespen mehr Probleme als Bienen. Sie seien einfach aggressiver und kommen häufiger in die Nähe von Menschen. Das liegt daran, dass Wespen Protein brauchen und von Essen angelockt werden. Bienen hingegen beschränken sich auf Blüten.
Naturschützer widersprechen im Gespräch mit der Deutschen Presseagentur dem Vorurteil, dass Wespen von Natur aus aggressiv seien. Wespen würden nicht angreifen, sondern immer eine Abwehrstrategie verfolgen, sagt Berthold Langenhorst vom Naturschutzbund Nabu.
Vermeidung von Stichen ist die beste Prävention
Um Stichen vorzubeugen, sollte man im Sommer im Freien auf Parfüms, Deodorants oder andere, stark duftende Kosmetikartikel verzichten. Speisen und Getränke sollten im Freien abgedeckt werden, um Wespen gar nicht erst anzulocken.
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