Beim sommerlichen Badespaß im Meer ist auch dieses Jahr wieder Vorsicht geboten. Denn sogenannte Vibrionen vermehren sich verstärkt bei hohen Wassertemperaturen. Und das nicht nur in Salzwasser, sondern teilweise auch in Flussmündungen und Süßwasserseen. Diese Bakterienart bezeichnet man häufig als „fleischfressende Bakterien“. Sie gelangen nämlich über kleine Wunden in den menschlichen Körper. Dort können Vibrionen dann Wundinfektionen oder sogar eine Blutvergiftung auslösen, warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Im schlimmsten Fall kann eine Vibrioneninfektion sogar zum Tode führen.
Was sind Vibrionen?
Das Robert Koch-Institut (RKI) klärt über die stäbchenförmigen, salztoleranten Bakterien auf:
Vibrionen kommen weltweit sowohl in Süß- als auch Salzwasser vor, beispielsweise in Flussmündungen/Buchten, Bodden/Lagunen, Brackwasser und z.T. auch in Binnenseen wie dem österreichischen Neusiedler See. Nicht-Cholera-Vibrionen vermehren sich vor allem bei einem Salzgehalt von 0,5-2,5% und ab einer Temperatur von über 20°C stark. Diese Bedingungen sind in warmen Sommern auch an Teilen der deutschen Nord- und Ostseeküste gegeben. Dadurch besteht dort ein gewisses Risiko, an einer Infektion durch Vibrionen zu erkranken.
Außerdem weist das RKI darauf hin, dass die Gefahr, sich mit Vibrionen zu infizieren, in besonders flachen und sich dadurch schnell erwärmenden Küstenbereichen höher ist. Auch dort, wo einströmendes Süßwasser den Salzgehalt reduziert, wie beispielsweise an Flussmündungen. So birgt nicht nur das Baden im Meer während einer langen Hitzeperiode Gefahren, sondern bereits das Waten im Meerwasser. An tieferen Stellen oder bei Wellengang, Strömungen und Gezeiten vermehren sich Vibrionen eher weniger. Um einen Überblick über die Bedingungen für deren Vermehrung an bestimmten Orten zu erhalten, bietet sich eine spezielle interaktive Karte auf der Webseite des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) an.
Infektion auch durch rohe Meeresfrüchte möglich
Doch nicht nur beim Baden lauert die Infektionsgefahr. Denn auch Meeresfrüchte können die Bakterien enthalten. So besteht vor allem beim Rohverzehr von Austern sowie dem Verzehr von Meeresfrüchten und Fisch aus weniger tiefen Wasserbereichen, welche unzureichend erhitzt wurden, die Gefahr einer Vibrioneninfektion. Mögliche Symptome einer solchen Infektion sind Magen-Darm-Beschwerden mit Übelkeit, Durchfall oder Krämpfen. Neben Wund- und Ohrinfektionen mit unter Umständen tiefgreifenden Haut- und Gewebezerstörungen, können diejenigen Vibrionen, die zu den fleischfressenden Bakterien gehören, auch Vibrio vulnificus genannt, bei Personen mit geschwächtem Immunsystem sogar lebensgefährliche Blutvergiftungen (Sepsis) auslösen. Dazu zählen insbesondere alte Menschen. Aber auch chronisch Kranke haben ein erhöhtes Risiko für eine Vibrioneninfektion. Risikofaktoren sind Lebererkrankungen, Diabetes mellitus, Alkoholabhängigkeit und sonstige, die Immunabwehr schwächende Erkrankungen.
Bei offenen Wunden warmes Meerwasser meiden
Wenn man eine Vibrioneninfektion schnell mit geeigneten Antibiotika behandelt, lässt sie sich dem RKI zufolge auch bei Risikogruppen gut in Schach halten. Nur bei einer zu späten Behandlung ist unter Umständen eine chirurgische Behandlung bis hin zur Amputation betroffener Gliedmaßen nicht auszuschließen. In Expertenkreisen vermutet man aufgrund der Erderwärmung einen Anstieg des Vibrionenvorkommens in den nächsten Jahren. Daher ist es für Menschen mit offenen oder schlecht heilenden Wunden ratsam, den Kontakt mit Meerwasser ab einer Wassertemperatur von 20 Grad Celsius zu meiden. Auch bei Vorerkrankungen gilt diese Regel.
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