Etwa sechs Millionen Deutsche sind von einer Nierenschwäche betroffen. In vielen Fällen wird diese erst spät diagnostiziert, da eine abnehmende Funktion des Organs oft lange keine Beschwerden hervorruft. In einem fortgeschrittenen Stadium sieht dies allerdings anders aus: Eine Niereninsuffizienz kann zu vielen schwerwiegenden Begleiterscheinungen führen, darunter Herzinfarkte, Schlaganfälle und ein geschwächtes Herz. Gesundheitsexperten warnen Nierenpatienten deshalb vor der unvergleichlich hohen Zahl möglicher Folgeerkrankungen.
Bei der Niere bleibt es selten
Experten der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) informieren über die Bedeutung einer frühen Diagnosestellung und Behandlung von Nierenschwäche. Die Nieren regulieren den Salzhaushalt im Körper, sind an der Blutbildung beteiligt und tragen zum Energie-, Knochen- und Proteinstoffwechsel bei. Ist die Funktionsfähigkeit der Nieren gestört, hat das daher Folgen für den gesamten Körper.
Eine Nierenschwäche zu therapieren ist allerdings keine leichte Aufgabe, denn kaum eine andere Erkrankung hat das Potenzial so viele diverse und schwere Begleiterscheinungen auszulösen. Dem DGIM-Team zufolge liegt das größte Risiko dabei bei der Entwicklung von kardiovaskulären Erkrankungen wie Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt oder Schlaganfall. Auch Ödeme, also Wassereinlagerungen, können entstehen – vor allem in den Beinen oder der Lunge. Darüber hinaus sind auch Störungen des Nervensystems und des Knochenstoffwechsel möglich, was das Risiko eines Knochenbruchs stark erhöht. Pauschal lässt sich ebenfalls feststellen, dass Menschen mit einer Niereninsuffizienz in vielen Aspekten schneller altern.
Erkrankung mit verheerenden Folgen
Eine aktuelle Untersuchung anhand von 2,6 Millionen Krankenversicherten verriet, dass Perosnen mit Nierenproblemen mit der Gesamtkomplexität des Krankheitsbildes die Liste anführen. Den Daten der Analyse konnte entnommen werden, dass Nierenkranke durchschnittlich 4,2 weitere Krankheiten entwickeln und 14,2 unterschiedliche Arzneimittel einnehmen. Mit einer jährlichen Sterbewahrscheinlichkeit von 6,6 Prozent verfügten diese Menschen außerdem über das höchste Risiko innerhalb von nur eines Jahres Pflege zu benötigen. Die Zahlen bestätigen, dass nephrologische Patienten bei vier von neun Komplexitäts-Markern den ersten Platz belegen und somit auch bei der Gesamtkomplexität an erster Stelle stehen.
Da die Effekte einer Niereninsuffizienz auf die anderen Organe so vielseitig sind, sollte die Person immer ganzheitlich beobachtet und medizinisch betreut werden. Hier spielen speziell potenzielle Wechselwirkungen zwischen einzelnen Medikamenten eine wichtige Rolle – logisch, wenn man sich einmal vor Augen hält, dass 90 Prozent der Inhaltsstoffe über die Niere ausgeschieden werden. Die intensive Komplexität einer Nierenschwäche mache zudem die Kooperation der verschiedenen medizinischen Fachbereiche erforderlich. Die innere Medizin muss eine Einheit bilden, deren unterschiedliche Fachbereiche eng im Austausch zueinander stehen. Eine Spezialisierung ist zwar notwendig, es gilt jedoch mithilfe eines ganzheitlich ausgebildeten Internisten den Blick auf das individuelle Krankheitsbild als Gesamtes zu wahren.
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