Die kalten Wintermonate sind vorbei und endlich scheint wieder die Sonne. Doch was uns Menschen aus dem Haus lockt, lässt auch die Pflanzenwelt erblühen – buchstäblich. Für viele unter uns bedeutet das: Niesen, laufende Nase, juckende Augen. Hinzu kommt, dass der Klimawandel auch hier schon seinen Einfluss zeigt, denn er lässt die alljährliche Allergie-Saison noch länger und unangenehmer werden. Zudem hat gerade in westlichen Ländern die Anzahl allergischer Erkrankungen seit den 1970er Jahren stark zugenommen, berichtet das Robert-Koch-Institut (RKI). Was kann man also tun, um trotzdem auch die warme Hälfte des Jahres zu genießen?
Heuschnupfen verstehen
Bei Allergien reagiert das Immunsystem auf eigentlich harmlose Partikel. Im Falle der allergischen Rhinitis (allergischer Schnupfen) lösen Pollen von Bäumen, Gräsern oder Kräutern, oder auch Hausstaubmilben oder Tierhaare eine Reaktion des Immunsystems aus. So kommt es zu den allseits bekannten Symptomen wie Niesattacken, tränenden und juckenden Augen und natürlich der laufenden Nase. Im Moment könnten diese Anzeichen noch andere Bedenken auslösen, denn die Beschwerden überschneiden sich mit jenen von COVID-19. Doch wenn Sie jemandem mit laufender Nase begegnen, ist aktuell wohl eine Allergie als Auslöser wahrscheinlicher: Etwa 15 bis 20 Prozent der Erwachsenen entwickeln im Laufe ihres Lebens eine Pollenallergie. Wenn der Verdacht auf eine Allergie besteht, sollte dieser von einer Ärztin oder Arzt mittels Haut- oder Bluttest überprüft werden, um gegebenenfalls eine Therapie anzufangen oder eine angemessene Behandlung der Symptome zu finden.
Was die Medizin bietet
Medikamente wie Nasenspray, Augentropfen oder Tabletten sind für viele Allergiker das Mittel der Wahl, um ihre Symptome einfach und schnell zu bekämpfen. Dafür ist es ratsam, sich vom Arzt oder der Ärztin beraten zu lassen, um über mögliche Nebenwirkungen im Bilde zu sein und die individuell beste Behandlung zu finden. Auch kann es einiger Versuche bedürfen, um das beste Medikamentenschema zu finden. So bemerkt Dr. Sandra Hong, Allergologin der Cleveland Clinic in den USA: „Wenn Patienten ein Medikament ausprobiert haben und es ihnen nicht zu helfen scheint, sollten sie unbedingt andere Medikamente ausprobieren, um zu sehen, ob sie wirksamer sind.“
Ein beliebtes Mittel sind Antihistaminika. Diese Arzneimittelklasse behindert die Wirkung des körpereigenen Histamins, welches für die allergische Reaktion mitverantwortlich ist, und bieten somit gute kurzfristige Abhilfe. Es gibt sie sowohl zur örtlichen Behandlung als Nasenspray oder Augentropfen als auch zum Einnehmen als Tabletten. Typische Beschwerden wie verstopfte oder laufende Nase, juckende oder brennende Augen lassen sich so meist gut behandeln. Allerdings klagen viele Menschen nach der Verwendung von Antihistaminika über Müdigkeit, was in manchen Berufen sowie bei Teilnahme am Straßenverkehr beachtet werden muss. Andere Möglichkeiten der Allergiebekämpfung bieten etwa Kortisonpräparate bei stärkeren Beschwerden und Mittel, die über einen längeren Zeitraum verwendet werden müssen wie z.B. Cromone.
Wer auf lange Sicht allergiefrei leben möchte, kann eine Immuntherapie in Betracht ziehen. Dabei werden in regelmäßigen Abständen die Stoffe verabreicht, auf die der Körper allergisch, also zu sensibel reagiert. Man spricht daher auch von Hyposensibilisierung (hypo: unter, weniger). Diese Therapie ist damit die einzige Behandlung für Allergien, die die Ursache bekämpft. Sie nimmt allerdings drei bis fünf Jahre in Anspruch und muss in manchen Fällen ohne Erfolg abgebrochen werden.
Tipps für den Alltag
Wer auf Medikamente verzichten möchte bzw. muss oder ergänzende Maßnahmen treffen will, für den gibt es einige Empfehlungen, die im Allergiker-Alltag Abhilfe schaffen können:
- Nasendusche: Alt bewährt und simpel bietet sie doch verlässliche, schnelle Hilfe für Heuschnupfen-Geplagte. Durch das Ausspülen der Nase und Nasennebenhöhlen mit Kochsalzlösung werden die Schleimhäute von Pollen und anderen Allergenen befreit und AllergikerInnen können – zumindest kurzfristig – aufatmen.
- Pollenflug beobachten: Heutzutage gibt es Apps, die einem zusätzlich zum Wetter auch den aktuellen und vorhergesagten Pollenflug mitteilen. Auch lassen sich so Pollenflugbenachrichtigungen einstellen, sodass man die Planung des Alltags anpassen und gegebenenfalls im Haus bleiben kann. Wer dem Blütenstaub nicht entgehen kann, könnte in Zeiten hoher Belastung auch auf FFP2- bzw. KN95-Masken zurückgreifen – denn was Coronaviren abhält, dient auch als Pollen-Schild. Hier können etwa die selbstgenähten Stoffmasken wieder zum Einsatz kommen, berichtet der Deutsche Allergie- und Asthmabund.
- Heuschnupfen-Hygiene für Zuhause: Um das Haus möglichst pollenfrei zu halten, gibt es einige Tipps, die man beachten kann. So hilft es, beim Reinkommen von draußen die Schuhe direkt auszuziehen und die Kleidung zu wechseln, um die Allergene nicht im Haus zu verteilen. Außerdem ist es ratsam, vor dem Schlafengehen zu duschen und Haare zu waschen und die Bettwäsche einmal die Woche zu wechseln. Kleidung sollte zudem möglichst nicht draußen trocknen, da so Pollen daran haften bleiben. Gelüftet werden sollte möglichst dann, wenn der Pollenflug am schwächsten ist, das heißt in der Stadt eher morgens, auf dem Land eher abends. Um jederzeit bedenkenlos die Fenster zu öffnen, kann die Anschaffung von Pollenschutzgittern in Betracht gezogen werden.
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