Infolge eines Autounfalles wird oft die Diagnose „Schleudertrauma“ gestellt. Es bedeutet eine Verletzung der Weichteile im Bereich der Halswirbelsäule und tritt im Normalfall nach einer plötzlichen Krafteinwirkung auf. Bisher mussten sich Ärzte bei der Diagnose auf die möglicherweise verfälschten Angaben ihrer Patienten verlassen, da es nicht möglich ist, die Verletzung mit einem Standard-Scan zu erfassen. Eine neue Diagnosemethode, die das Schleudertrauma sichtbar machen kann, soll dieses Problem nun lösen.
Durchblick in Aussicht
Unter der Führung von Wissenschaftlern der Harvard Medical School hat ein internationales Team aus Forschern einen Weg gefunden, das sogenannte „Peitschenphänomen“ besser zu diagnostizieren. Mithilfe der Kombination aus Computertomographie bzw. Positronen-Emissions-Tomographie (PET/CT) und eines sogenannten „Tracers“ soll die Verletzung laut Forschern genau sichtbar werden. Damit wäre dies die erste existierende verlässliche Diagnosemethode für Schleudertraumata.
Neuer Einsatz einer bekannten Methode
Das PET Verfahren zählt zur nuklearmedizinischen Diagnostik und dient eigentlich dazu, Stoffwechselvorgänge im Körper sichtbar zu machen. Bei der CT wird hingegen mithilfe eines Computers ein Schnittbild des menschlichen Körpers erstellt, um beispielsweise die Lage von Organen einzuschätzen. Die beiden Verfahren zu kombinieren stellt keine neue Innovation dar; dies geschieht bereits oft, wenn Ärzte ein Fusionsbild erstellen, sodass sich beide Technologien komplementär ergänzen. Es allerdings einzusetzen, um eine Schleudertrauma-Verletzung zu identifizieren, ist eine neu erforschte Herangehensweise.
So lief das Forschungsexperiment ab
Das Team aus Wissenschaftlern hat 16 junge Erwachsene, die ein Schleudertrauma zweiten Grades erlitten, mit der PET/CT-Methode zum Zeitpunkt direkt nach ihrer Verletzung bzw. sechs Monate danach untersucht. Dabei verwendeten sie den Tracer [11C]D-Deprenyl, welcher in der Regel dazu benutzt wird, mithilfe einer radioaktiven Substanz mögliche Entzündungen bei einer Verletzung des Bewegungsapparates aufzuzeigen. Eine gesunde Kontrollgruppe von acht Personen wurde zum Vergleich ebenfalls untersucht. Die Auswertung der Forschungsergebnisse brachte schließlich einen vollen Erfolg mit sich: „Die Ergebnisse zeigen, dass die molekularen Aspekte von Entzündungen und möglichen Gewebeverletzungen in Muskeln und Facettengelenken nach einem akuten Schleudertrauma mit [11C]D-Deprenyl-PET/CT sichtbar gemacht, objektiv quantifiziert und über die Zeit verfolgt werden können“, resümieren die beteiligten Forschenden am Ende ihrer Studie.
Wichtige Unterstützung für Ärzte
Die Methode könne dabei helfen, den Schweregrad der Verletzung und damit einhergehender Entzündungen zu ermitteln, was Ärzte bei der Diagnose enorm unterstützen würde. Somit sei man nicht mehr auf persönliche Erfahrungsberichte der Betroffenen angewiesen, sondern könne basierend auf dem PET/CT-Verfahren eine objektive Aussage über den Grad der Verletzung treffen. In der Vergangenheit hätten „die Schwierigkeiten bei der Erkennung und Diagnose von Läsionen, die mit den Schmerzen bei einem Schleudertrauma in Zusammenhang stehen, zusammen mit dem Fehlen eines akzeptierten Konzepts für die Ursache der Symptome bei Schleudertrauma-assoziierten Störungen zu erheblichen persönlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Problemen beigetragen“ so Dr. Clas Linnman von der Havard Medical School.
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