Bei Blasenentzündung helfen meist nur Antibiotika. Diese soll man ab sofort ohne Rezept in der Apotheke bekommen, fordert ein britischer Mediziner.
Eine Blasenentzündung ist schmerzhaft und bei öfterem Auftreten auch extrem ärgerlich. Der ständige Harndrang, das starke Brennen, die Schmerzen im Unterbauch und das Gefühl, den Harn nicht mehr halten zu können sind typische Symptome einer unkomplizierten Blasenentzündung. In vielen Fällen geht sie nach ein paar schmerzvollen Tagen von selbst wieder vorbei. Manchmal braucht es aber ein Antibiotikum und dann bleibt einem der Weg zum Arzt nicht erspart.
Frauen haben öfter eine Blasenentzündung als Männer
Begünstigt wird eine Harnwegsinfektion vor allem durch häufigen Geschlechtsverkehr. Dabei können Bakterien in den Harntrakt kommen und dort Infektionen verursachen. Auch Intimsprays, vorhergehende Blasenentzündungen oder eine Veranlagung in der Familie führen zu einem erhöhten Risiko.
Frauen sind von Blasentzündungen öfter betroffen als Männer. Das liegt an der unterschiedlichen Anatomie. Bei Männern tritt eine Harninfektion eher in Verbindung mit altersbedingten Veränderungen der Prostata auf. Im Durchschnitt erkranken mehr als 50 Prozent aller Frauen einmal im Leben an einer Blasenentzündung.
Die Wirkung von Tees und Säften ist nicht durch Studien belegt
In der Regel wird eine Blasenentzündung mit Antiobiotika behandelt. Die erste Wahl sind dabei Ciprofloxacin, Levofloxacin, Norfloxacin und Ofloxacin. Fast immer sind Bakterien die Ursache der Infektion.
Zusätzlich zur Behandlung mit Antibiotikum verschreiben Ärzte in manchen Fällen schmerzlindernde oder krampflösende Medikamente. Außerdem sollte genügend getrunken werden, um die Blase gut durchzuspülen. Auch eine Wärmflasche kann helfen, die Beschwerden zu lindern.
Häufig wird bei Blasenentzündung auch zu Cranberry-Saft oder speziellen Blasentees mit Brennnessel oder Birkenblättern gegriffen. Die Wirksamkeit dieser pflanzlichen Stoffe ist aber nicht wissenschaftlich bewiesen und wird von Ärzten nicht empfohlen, da Nebenwirkungen auftreten können.
Rezeptfreie Antibiotika sollen Ärzte entlasten
Der britische Mediziner Kyle Knox fordert in einem Artikel des British Medical Journal nun die rezeptfreie Ausgabe von Antibiotika gegen Harninfektionen. Er begründet das damit, dass im Jahr in Großbritannien drei Millionen Arztbesuche aufgrund einer einfachen Blasenentzündung gemacht werden. Kapazitäten die man, seiner Meinung nach, besser nutzen könnte.
„In einer Zeit in der jeder freien Zugang zu Informationen hat, Patienten immer autonomer handeln und die Primärversorgung ohnehin überstrapaziert ist, wäre es eine gute Idee, wenn Frauen, ohne die Kosten und den Zeitaufwand eines Arztbesuches, Zugang zu einer sicheren und effektiven Behandlung haben.“, erklärt Knox.
Seine Variante würde nicht nur Geld sparen, erläutert er, sondern auch Termine für Notfälle freihalten und die Ärzte entlasten. Im Moment würden Ärzte den Erreger in den meisten Fällen ohnehin nicht bestimmen. Handelt es sich bei der Patientin um eine ansonsten gesunde, junge Frau, die keinerlei Vorerkrankungen aufweist oder schwanger ist, verschreibt der Arzt einfach ein Antibiotikum.
Risiko: Patienten gehen vielleicht zu spät zu einem Arzt
Die Aufklärung über die Einnahme, die Dosierung und die Nebenwirkungen könnten auch Apotheken übernehmen. Eine Freigabe könnte allerdings dazu führen, dass Frauen eine Blasenentzündung selbst behandeln und erst später als bisher zum Arzt gehen, wenn keine Besserung eintritt. Das kann zu einer komplizierten Blasenentzündung führen.
Und die ist gar nicht mal so ungefährlich. Kommen zu den Symptomen einer einfachen Blasenentzündung Fieber, Schüttelfrost oder Flankenschmerz (Schmerzen zwischen den unteren, seitlichen Rippen und der Hüfte) hinzu, kann sich die Infektion bereits auf die Nieren ausgebreitet haben. Das führt unter Umständen zu einer Nierenbeckenentzündung und kann einen dauerhaften Nierenschaden nach sich ziehen.
Falls Knox Idee umgesetzt wird, wird man sehen ob nicht auch die Einnahme von Antibiotika steigt. Entscheidend ist sicher, wie viel Eigenverantwortung die Zuständigen der britischen Bevölkerung wirklich zutrauen.
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