Deutschland ist eins der wenigen Länder in der Europäischen Union, in den es keinen speziell geschulten Notfallmediziner gibt. Hierzulande entscheidet sich ein Arzt für eine spezielle Fachrichtung um sich von dort aus zum Notfallmediziner ausbilden zu lassen. Dies soll sich jetzt nach dem Willen einiger Ärzte aber grundlegend ändern. Spätestens in zwei Jahren soll es soweit sein.
Medizinische Notfälle gibt es tausende Tag täglich hierzulande. Aber ob die Patienten auch immer beim richtigen Arzt landen, entscheidet in vielen Fällen oft leider nur der Zufall. Denn viele schätzen die Erkrankungen oft nicht richtig ein. Deutsche Mediziner fordern deshalb die Kompetenzen in Notaufnahmen in Krankenhäusern besser zu bündeln.
Das Ziel der Ärzte: Ein eigener Facharzt für die Fachrichtung Notfallmedizin. Einer aktuellen Analyse zufolge gehört jeder fünfte Patient, der in der Notaufnahme aufgenommen wird, nicht dorthin. Die Analyse stammt aus einer Erhebung von Hamburger Kliniken und Krankenhäusern. Die Notfallmediziner wollen weder den Patienten noch den Medizinern daraus einen Strick drehen.
5000 Daten- Sätze von Medizinern analysiert
Eher sehen die Mediziner einen Fehler im derzeitigen System. Einer Statistik zufolge hielten mindestens 70 Prozent der eingelieferten Patienten, die sich selbst als Notfall eingeschätzt hätten, die eigene Erkrankung als schlimmer, als sie im Endeffekt war. Zudem konnten nur sehr wenige Patienten angeben, welche Fachrichtung für ihre Krankheit zuständig gewesen wäre.
Experten werteten die Daten von 5000 Patienten aus, die in mehr als zwei Wochen in vier Hamburger Kliniken behandelt wurden. Den Notfallmedizinern zufolge ist das Problem der Notfallaufnahmen die Folge jahrelanger Vernachlässigung ihrer eigenen Fachrichtung. In 16 Ländern der Europäischen Union sowie in den USA gibt es einen eigenen Facharzt für die Notfallmedizin, in Deutschland hingegen fühlen sich gleich mehrere Fachrichtungen berufen.
Ausbildung von mindestens 5 Jahren
Die Notfallmediziner wollen dies allerdings jetzt in den nächsten Jahren ändern und den Weg für einen eigenen Facharzt ebnen. Bis zum Jahr 2015 sollen die ersten Notfallmediziner in Deutschland ausgebildet werden, diese Zusatzqualifikation soll eine zwei jährige Ausbildung zu Grunde liegen. Eine komplette Ausbildung zum Notfallmediziner soll hingegen mindestens fünf Jahre dauern.
Studenten würden sich direkt nach ihrem Studium für die Karriere als Notfallmediziner entscheiden. Bis zum heutigen Tage ist es allerdings so, das sich Studenten auf ein bestimmtes Fachgebiet spezialisieren, um sich innerhalb ihres Fachbereiches dann auf die Notfallmedizin zu konzentrieren. Die neue Methode dürfte dann in erster Linie auch dem Patienten zu Gute kommen.
Deckungslücke von etwa einer Milliarde Euro
Statt per Zufall beim richtigen Mediziner zu landen, sind die Notfallmediziner Spezialisten für akute Erkrankungen und können entweder selbst sofort die Krankheit behandeln oder aber schnell den richtigen Spezialisten zum Patienten holen. Das zweite große Problem ist die Unterfinanzierung der Notaufnahmen. 120 Euro Behandlungskosten pro Patient stehen dabei etwa 30 Euro bei gesetzlich Versicherten gegenüber.
Die Deckungslücke wird dabei pro Jahr auf etwa eine Milliarde Euro geschätzt, bei etwa 20 Millionen Notfallpatienten. Um den Plan des Notfallmediziners letztendlich auch durchzusetzen, müssen die Ärzte in erster Linie Mediziner in den Ärzteparlamenten der Länder und den Ärztetagen der Ärztekammern überzeugen.
Deutsche hat eine weitere Besonderheit
Ein Anreiz könnte zum Beispiel auch sein, dass für den Bereitschaftsdienst und die Notarztdienste zuständigen Kassenärztlichen Bundesvereinigungen in vielen Bundesländern zunehmend Probleme haben die Stellen zu besetzten, besonders gravierend ist die Lage im Moment im Freistaat Bayern. Hier könnte eine zentralisierte Konzentration der Notfallversorgung an Krankenhäusern ein sehr guter Ausweg sein.
Außerdem könnte dann auch eine deutsche Besonderheit in Frage gestellt werden: Der Notarzt der zum Patienten kommt. In vielen anderen Ländern ist es momentan so, dass der Patient von gut geschulten Rettungspersonal zum Mediziner gebracht wird. Bei den großen Nachwuchsproblemen bei der Ärzteschaft ist es allerdings sehr fraglich wie lange der Arzt noch zum Patienten kommen kann.
Die Notaufnahme ist eine Anlaufstelle im Krankenhaus zur Akutversorgung und Teil der Notfallmedizin. Jedes Krankenhaus verfügt in der Regel über eine Notaufnahme, die 24 Stunden täglich geöffnet ist. Die Notfallmedizin beschäftigt ich mit der Erkennung und Behandlung von medizinischen Notfällen.
M. S.
09.11.2013 19:17Sehr geehrte Frau Fitken,
Das stimmt in Ihrem Beitrag so in der „Härte“ gar nicht:
„Deutschland ist eins der wenigen Länder in der EU, in den es keinen speziell geschulten Notfallmediziner gibt“.
Denn es gibt die Zusatzbezeichnung Notfallmedizin, die an bestimmte Kriterien gebunden ist und sogar eine Ärztekammerprüfung erfordert.
Insofern gibt es in Deutschland heute schon speziell geschulte Notfallmediziner, allerdings noch keine Fachärzte für Notfallmedizin (das meinten Sie vorhin in ihrem Beitrag vielleicht).
I.d.R. sind die heutigen deutschen Notärzte auch Internisten, Neurologen, Chirurgen oder Anästhsisten. Die Notfallmedizin gilt heute als Querschnittsfach, für besonders erfahrene Ärzte, die als Notarzt arbeiten. Dies sollten sie bitte berücksichtigen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. med. M. S. (Internist, langjähriger Notarzt)
Internetfuzzi
09.11.2013 23:05„Die Notfallmediziner wollen weder den Patienten noch den Patienten daraus einen Strick drehen.“
Genau! Die doofen Patienten sind selbst schuld.
Manu
10.11.2013 13:10Ich finde diesen Beitrag nicht gut, da ich selbst weiß was Notärzte in Deutschland heute alles leisten können und müssen.
Notfallmediziner, die nach hause kommen um zu helfen, haben eine enorme Verantwortung. Warum es in Krankenhäusern so wenig Notärzte gibt? Vielleicht wollen die die anderen Ärzte die nicht haben?
Mal recherchieren!
Ich habe im ganzen auch so den Eindruck, dass sich die Verfasserin nicht richtig über das Thema informiert hat……. peinlich 🙁
Ronny Richert
10.11.2013 22:15Der Beitrag ist nicht schlecht recherchiert, sondern dies sind alles Aussagen und Feststellungen von Notfallmedizinern.