Der italienische Neurochirurg Sergio Canavero will bereits 2017 einen menschlichen Kopf auf einen anderen Körper verpflanzen. Den Kopfspender für dieses große Unterfangen gibt es bereits. Ist eine solche Operation aber überhaupt möglich oder eine reine Illusion?
Der 50-jährige Neurochirurg stellte seine Pläne bereits vor einiger Zeit vor. Nun hat er seine Pläne konkretisiert und seinen ersten möglichen Patienten vorgestellt. Der gesunde Kopf eines unheilbar kranken Russen soll auf den Körper eines Organspenders transplantiert werden. Ein hirntoter Patient spendet seinen Rumpf, um Valerij Spridinow die Chance auf einen gesunden Körper zu geben. Während der Patient sich für einige Wochen im künstlichen Koma befindet, sollen die Nervenstränge in der Wirbelsäule miteinander verwachsen.
Versuchsperson bereits gefunden
Valerij Spiridonow ist 30 Jahre alt und stammt aus Russland. Aufgrund einer Muskelkrankheit ist sein Körper verkrümmt. Er leidet an einer seltenen Werdning-Hoffman-Krankheit. Dabei schwinden seine Muskeln kontinuierlich. Der Muskelschwund wird durch den fortschreitenden Untergang von motorischen Nervenzellen im Vorderhorn des Rückenmarks verursacht. Der Informatiker ist damit einverstanden, dass sein Kopf auf einen gesunden Körper verpflanzt wird, da er auf eine Verbesserung seiner Lebensqualität hofft. „Wer Valerij davon abraten will, dem rate ich, sich 24 Stunden in seinen Rollstuhl zu setzen und sein Leben zu führen“, so Canavero.
Millionen von Nervenstränge müssen verbunden werden
Damit die zwei Körperteile miteinander interagieren, müsste das Rückenmark der Patienten so verbunden werden, dass der gesunde Körper die Befehle des neuen Kopfes entgegennimmt. Weiterer Plan ist, dass der Kopf die Empfindungen des neuen Körpers registriert. Hierfür müssten aber eine Million Nervenstränge miteinander verknüpft werden. Problem ist, dass die Medizin derzeit noch nicht auf diesem Stand ist. Denn wären sie es, könnte man gelähmten Menschen das Gehen wieder ermöglichen.
Testung an Tieren
An Tieren wurde das Projekt bereits getestet. 1954 wurden einem Hund der Kopf und die Vorderbeine eines anderen Hundes an das Hinterteil verpflanzt. Das Tier lebte nur wenige Tage und verstarb danach. 1970 wurde einem Rhesusaffen ein Kopf eines anderen Artgenossen transplantiert. Jedoch wurde der neue Kopf vom Immunsystem abgestoßen und der Affe war zudem nach dem Eingriff gelähmt. Der Affe starb auch innerhalb einer Woche. Die Transplantationsmedizin ist heute weiter ausgereift als noch vor 45 Jahren, aber dennoch ist es fraglich, ob das für die Operation reicht.
Neurochirurg überzeugt von seinem Projekt
„Wenn ich verrückt bin, dann sind es einige der renommiertesten Chirurgen der Welt auch. Sie alle wollen die OP mit mir durchführen und Geschichte schreiben“, erklärte Sergio Canavero. Bereits in zwei Jahren soll die aufsehenerregende OP stattfinden. Ob die Operation in den USA oder in China durchgeführt werden soll, ist hingegen noch unklar. Bis 2017 will der Neurochirurg die Kosten von 15 Millionen US-Dollar sichern und die Stiftung von Microsoft-Gründer Bill Gates dafür gewinnen.
Sergio Canavero ist von seinem Vorhaben überzeugt und lässt keine großen Zweifel erkennen: „Die Russen haben Gagarin ins All geschossen, die Amis Armstrong auf den Mond. Ihre Überlebenschancen waren viel schlechter“, so der Italiener. Die Operation ist ethisch durchaus umstritten, aber auf Fragen nach ethischen Bedenken antwortete er: „Nein, ich bin Mechaniker.“ Im Juni ist er auf einem Kongress in den USA (American Academy of Neurological and Orthopaedic Surgeons) von Neurochirurgen eingeladen, wo er weitere Einzelheiten seiner Operation präsentieren wird.
Ein Jahr nach der Transplantation soll Spiridonow bereits wieder laufen
Canavero ist davon überzeugt, dass er alle Nervenstränge fehlerfrei miteinander verbinden kann. Dafür will er Polyethylenglycol, eine chemische Substanz, in das Rückenmark injizieren. Dadurch soll das Zusammenwachsen unterstützt und gefördert werden. Canavero hat diese Möglichkeit in Tierversuchen bereits getestet. Dass aber letztendlich genau das zusammenwächst, was zusammenwachsen soll, ist nicht garantiert.
Damit sich die Körperteile langsam aneinander gewöhnen, wird der russische Patient für einige Wochen ins künstliche Koma versetzt und dabei stark herunter gekühlt. Wie der Körper danach reagiert, darüber kann man nur spekulieren. Der italienische Neurochirurg geht davon aus, dass sich der Patient nach dem Aufwachen bewegen und sein Gesicht fühlen kann. Zudem glaubt er, dass der Patient mit der gewohnten Stimme sprechen kann. Mit einer intensiven Physiotherapie soll er innerhalb eines Jahres in der Lage sein, zu gehen.
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