Die Verschreibung von ADHS- Medikamenten sind zum ersten Mal gesunken, was aber nicht zwangsläufig heißt, dass weniger Kinder und Jugendliche an dieser Störung leiden. So gab es in der Vergangenheit immer wieder Fehldiagnosen und Übertherapie.
Angeblich litten in den vergangenen Jahren immer mehr Kinder unter der Verhaltensstörung ADHS. Die Mediziner verschreiben dann gern Medikamente wie Ritalin. Die Verschreibungen sollen nun zum ersten Mal gesunken sein.
Kinder ruhigstellen
Experten warnen doch vor zu schnellen Rückschlüssen. So kann es natürlich auch sein, dass Mediziner nicht so schnell zum Rezeptblock greifen, wenn sie es mit lauten, aggressiven und ungeduldigen Kindern zu tun haben.
Gegner von Ritalin unterstellen Medizinern schon seit Jahren, sie würden die Kinder nur ruhigstellen wollen. Dennoch kann nicht abgestritten werden, dass die Krankheit ADHS jahrzehntelang übersehen wurde. Misserfolg im Leben und in der Schule waren damals so gut wie vorprogrammiert, betonen Experten immer wieder.
Über 1800 Kilogramm Ritalin verschrieben
Viele der Betroffenen landeten damals im Gefängnis oder schlugen eine Drogenkarriere ein. Doch in den vergangenen Jahren macht den Medizinern eher Sorgen, dass immer mehr Kinder an dem Aufmerksamkeitsdefizit litten bzw. immer mehr Medikamente verschrieben wurden.
Besonders Jungs haben ein lebhafteres Bewegungsbild. Und daher fühlten sie die Eltern oft unter Druck gesetzt, notfalls mit Medikamenten dem schulischen Erfolg nachzuhelfen. Jetzt wurden zum ersten Mal weniger Medikamente verschrieben. Im vergangenen Jahr gingen die Medikamente um zwei Prozent auf 1803 Kilogramm zurück.
Vorsicht bei der Deutung der Daten
Zuvor waren die Verschreibungen immer gestiegen. Doch höchsten Anstieg gab es im Jahr 2000. Damals betrug der Anstieg im Gegensatz zum Vorjahr 91 Prozent. Neben der Barmer GEK zeigen auch die Zahlen der Techniker Krankenkasse dass immer weniger Kinder Medikamente gegen ADHS nehmen.
Jedoch raten Experten zur Vorsicht bei der Deutung der aktuellen Daten. So sind die Diagnosemöglichkeiten in den vergangenen Jahren besser geworden, aber auch Fehl- und Übertherapie konnte in den letzten Jahren nicht ausgeschlossen werden. Auch gab es im Jahr 2010 schärfere Vorgaben für die Mediziner bei der Verschreibung von Ritalin, so die Techniker Krankenkasse.
Ritalin hat starke Nebenwirkungen
Zudem weiß man heute auch, dass das Medikament nicht gerade ungefährlich für die Gesundheit der Kinder ist. So kann es zu Angstzuständen kommen oder das Wachstum der Kinder ist beeinträchtigt. Allerdings gibt es für die Kernsymptome kaum eine andere Möglichkeit der Therapie.
Allerdings sollte ADHS nicht vorschnell diagnostiziert werden. So gibt es in vielen Arztpraxen mittlerweile fünf bis sechs Diagnostiktermine, bei den es auch zu Gesprächen mit Eltern kommt, bevor ein Arzt sicher sagen kann, dass ADHS wirklich vorliegt. Um ADHS besser in den Griff zu bekommen, bedarf es mehr Engagement von allen Beteiligten.
Was meinen Sie?