Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat am Donnerstag der laufenden Woche in der Stadt Genf den ersten umfassenden „Welt-Suizid-Report“ offiziell vorgestellt. Dem Report zufolge kommt es auf der ganzen Welt alle 40 Sekunden zu einer Selbsttötung, das sind 800.000 Suizide pro Jahr. Besonders betroffen sind Menschen ab einem Alter von 70 Jahren, aber auch immer mehr junge Menschen zwischen 15 und 29 Jahren.
WHO-Generalsekretärin Magret Chan erklärte, Suizide seien ein globales Phänomen, etwa drei von vier Fällen ereigneten sich in ärmeren Staaten. Das belegen auch die veröffentlichten Zahlen:
So lag die Anzahl an Selbsttötungen im Jahr 2012 in den Ländern Burundi, Kasachstan, Guyana, Litauen, Mosambik, Nepal, Nord- und Südkorea, Sri Lanka, Surinam und Tansania bei mehr als 20 Fällen pro 100.000 Einwohner.
Hohe Suizidrate auch in den USA
Aber auch in den USA sei diese Rate mit 19,4 erschreckend hoch. Im weltweiten Durchschnitt kämen laut Bericht auf 100.000 Einwohner 11,4 Selbsttötungen im Jahr, Deutschland liegt mit 9,2 etwas unter diesem Schnitt.
Nach weiteren Informationen der WHO sei Selbsttötung bei Männern in 50 Prozent aller gewaltsamen Todesfälle die Ursache, bei Frauen läge dieser Anteil gar bei 71 Prozent.Nach Angaben der WHO lägen die Ursachen oft in schweren mentalen Problemen wie Depressionen, die sehr häufig durch übermäßigen Alkoholkonsum verursacht würden. So spiele in 25 bis 50 Prozent aller Suizide der Missbrauch von Alkohol oder Drogen eine grosse Rolle.
Weitere individuelle Risikofaktoren sein finanzielle oder berufliche Probleme, chronische Schmerzen und Krankheiten, vorangegangene Suizide im engsten Familienkreis, Missbrauch oder ein allgemeines Gefühl der Hoffnungslosigkeit.
Auch Faktoren, die auf die Umwelt zurückzuführen seien spielten laut WHO eine Rolle, so zum Beispiel Naturkatastrophen, Kriege und Konflikte.
Aber auch ein gescheiterter Suizidversuch sei dem Bericht zufolge eine der grössten Risikoquellen für einen weiteren Versuch sich das Leben zu nehmen. Nicht zuletzt aufgrund einer Stigmatisierung durch die Gesellschaft nach einem gescheiterten Versuch würden Menschen eine Selbsttötung erneut verstärkt in Betracht ziehen.
Aufruf der WHO zu Präventionsmaßnahmen
Magret Chan appelierte eingehend an die Länder, dieses „gr0ße Problem der öffentlichen Gesundheit anzugehen“. Zu lange schon würde das Thema Suizid tabuisiert. Die Generalsekräterin sagte weiters, jeder Suizid sei eine Tragödie, die Familien, Gemeinden und ganze Länder betreffe. Die Hinterblieben hätten oft mit Traumata und psychischen Störungen zu kämpfen.
Sie forderte die Staaten daher auf, mehr Geld für Präventionsmaßnahmen zur Verfügung zu stellen. Sie kritisierte, dass es in nur 28 Ländern entsprechende Programme gäbe, obwohl die WHO-Mitgliedsländer schon im Jahr 2008 beschlossen hätten, eine Verringerung der Suizidraten um 10 Prozent bis zum jahr 2020 anzustreben.
WHO schlägt konkrete Maßnahmen vor
Auch konkrete Maßnahmen zur Suizid-Prävention wurden von der WHO angeführt. So sollte der Zugang zu Waffen, Giften und gefährlichen Medikamenten eingeschränkt und der Kampf gegen Alkoholmissbrauch verstärkt werden. Ausserdem müsse die Betreuung von Menschen mit mentalen Problemen, chronischen Schmerzen und in akuten emotionalen Stresslagen verbessert werden.
Weiters rief Chan die Medien dazu auf, „in einer verantwortlicher Weise über das Thema Suizid zu berichten, um Nachahmungen zu vermeiden“.
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