Wer sich im Netz über Vitamin D informiert bekommt den Eindruck, Vitamin-D-Ergänzungsmittel seien ein Allheilmittel. In der Argumentation wird jedoch oft ein kausaler Zusammenhang mit einer reinen Korrelation verwechselt.
Vitamin D: Balance ist das A und O
Verschwörungstheorien darüber, dass der Bevölkerung die wahre Macht des Vitamin D verschwiegen wird, grassieren massenhaft im Internet. Die biochemische Wirkungsweise von Vitamin D ist erstmal plausibel. Vitamin D ist eine Gruppe von Vitaminen, das bekannteste –und für uns wichtigste- ist das Vitamin D3. Vitamin D hat verschiedene Funktionen im Körper, was sich auch an den Vitamin-D-Rezeptoren verschiedener Zelltypen und Organe zeigt. Besonders für unsere Knochengesundheit ist Vitamin D essentiell. Ein Mangel kann somit zu Knochenproblemen wie Rachitis oder Osteoporose führen. Zu viel Vitamin D kann allerdings zu einer Vergiftung und einer Hyperkalzämie (überhöhter Calciumwert) führen. Symptome können von Bauchschmerzen, Übelkeit und Verstopfung bis hin zu Ohnmacht, Herzrhythmusstörungen führen. Eine Vergiftung kann jedoch nur durch exzessives Einnehmen hochdosierter Präparate entstehen. Die natürliche Vitamin-D-„Einnahme“, das Sonnenlicht, kann nicht zu einer Vergiftung führen.
Vitamin D hilft gegen Corona – Korrelation oder Kausalität?
Vitamin D ist saisonal. Und jeden Winter startet erneut eine Diskussion über die Wichtigkeit von Vitamin-D-Ergänzungsmitteln. Diese wird durch die Saisonalitäts-Hypothese gerechtfertigt. Sie besagt, dass nicht nur Vitamin D, sondern auch verschiedene Gesundheitsaspekte saisonal abhängig sind. Im Winter gibt es mehr Infektionen, Erkältungen und Grippe-Erkrankungen. Auch das Coronavirus scheint saisonal abhängig zu sein. In Deutschland steigt die Todesrate im Winter um zehn Prozent. Welche Rolle spielt hier jedoch das Vitamin D?
Umhüllte Viren wie das Coronavirus sind im Winter stabiler. Auch die Luftfeuchtigkeit ist im Winter deutlich niedriger, weswegen Aerosole deutlich länger in der Luft stehen bleiben können. Es wird mehr Zeit in geschlossenen Räumen verbracht, was das Ansteckungsrisiko erhöht. Vitamin D ist demnach schon mal kein alleiniger Faktor für das Ansteigen des Erkrankungsrisikos. Aber möglicherweise ein zusätzlicher Faktor? Die Unterscheidung von Korrelation und Kausalität ist hier besonders von Bedeutung. Vitamin D korreliert augenscheinlich mit allen saisonalen Veränderungen. Die Saisonalität einer Krankheit reicht jedoch nicht für eine plausible Hypothese aus. Belege dafür, dass Vitamin D Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Depressionen vorbeugen kann, sind nach Chemikerin Mai Thi Nguyen-Kim nicht überzeugend. Eine erhöhte Einnahme von Vitamin D hat auch keinen statistisch relevanten Einfluss auf den Verlauf einer Erkrankung am Coronavirus.
Vitamin-D-Ergänzungsmittel helfen nur bei deutlichem Mangel
Bewiesen ist: Vitamin D spielt eine Rolle im Immunsystem. Somit konnten einige Studien zeigen, dass die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten vor Erkältungen und Infektionen schützen können. Allerdings nur bei Probanden, die vorher einen deutlichen Vitamin-D-Mangel aufwiesen oder eine Vorerkrankung hatten. Bei normalen, gesunden Menschen ohne Mangel gibt es keine belegten Vorteile durch eine zusätzliche Vitamin-D-Zufuhr. Nur weil Vitamin D im Immunsystem eine Rolle spielt, heißt das nicht automatisch, dass besonders viel Vitamin D benötigt wird. Nur fünf der 25 meistzitierten Studien der letzten Jahre hatten einen Effekt von Vitamin-D-Ergänzungsmitteln zeigen können – und das nur bei Probanden mit Vorerkrankungen oder bei Sondergruppen wie Neugeborenen.
Letztendlich lässt sich sagen, dass ein Mangel an Vitamin D negativ für die Gesundheit ist. Eine zusätzliche Einnahme von Ergänzungsmitteln hilft jedoch nur in seltenen Fällen. Personen ohne Vitamin-D-Mangel profitieren nicht von einer vermehrten Zufuhr des Vitamins. Die Mehrheit der Bevölkerung hat keinen starken Vitamin-D-Mangel, doch mehr als die Hälfte könnte durch einen höheren Vitamin-D-Spiegel langfristig mehr für ihre Knochengesundheit tun. Ein tatsächliches Risiko für einen Mangel haben jedoch Risikogruppen wie Menschen, die kaum das Haus verlassen, Menschen die nur vollständig bedeckt das Haus verlassen, dunkelhäutige Menschen, ältere Menschen und Säuglinge. Ein Besuch beim Arzt ist vor einer Selbstbehandlung und –diagnose hier in jedem Fall ratsam. Eine pauschale Empfehlung lässt sich nämlich nicht ohne Hintergrundwissen aussprechen.
Stephan Kuntz
02.02.2021 13:38Da sich dieser Artikel und deren wissenschaftliche Erkenntnisse weitestgehend auf das Youtube-Video „Vitamin D wissenschaftlich geprüft“ von der „Wissenschaftlerin“ Mai Thi Nguyen-Kim bezieht und deren Ansichten in dem oben stehenden Artikel übernommen wurden, dann sollte an dieser Stelle auch über die Erkenntnisse und Schlussfolgerungen des Youtube-Videos reflektiert werden, welches seit November 2020 fast 1 Millionen Mal aufgerufen wurde:
Da sich die „Wissenschaftlerin“ Mai Thi Nguyen-Kim sicherlich intensiv mit aktuellen Metastudien und internationalen Empfehlungen auseinandergesetzt hat, dürfte ihr sicherlich während der Recherche aufgefallen sein, dass in vielen Ländern ein 25-OH Vitamin D-Spiegel von mindestens 30 ng/ ml als „in Ordnung“ angesehen wird. Das RKI bezeichnet Werte von 12 bis unter 20 ng/ml als suboptimale Versorgung mit möglichen Folgen für die „Knochengesundheit“. Bei 25(OH)D-Serumkonzentrationen ab 20 ng/ml wird von einer ausreichenden Versorgung zum Erhalt der Knochengesundheit ausgegangen (Die RKI-Basiswerte hat auch Mai Thi Nguyen-Kim in ihrem Video gebracht. Wenn sie in zahlreichen Metastudien recherchiert hat, dürfte ihr sicherlich nicht entgangen sein, dass die Empfehlungen international relativ stark voneinander abweichen. Die Wissenschaftlerin hätte sich dann während ihrer Recherche direkt die Frage stellen müssen, warum sind die Empfehlungen so unterschiedlich bzw. welche Empfehlung ist denn jetzt falsch oder richtig? Das RKI bezieht ihre Vitamin-D Empfehlung nur unter dem Aspekt der „Knochengesundheit“. Bezüglich der „Knochengesundheit“ dürften die Vitamin-D Empfehlungen gerechtfertigt sein. Es hat sich in den letzten Jahren aber durch viele Metastudien herauskristallisiert, dass Vitamin D eben „nicht nur“für die Knochengesundheit wichtig ist, sondern u.a. auch für das Immunsystem. Es scheint so, als hätte das RKI die Wirkung von Vitamin D auf die Immunität bei ihrer Empfehlung noch nicht berücksichtigt bzw. noch nicht aktualisiert. Die offensichtliche Nichtberücksichtigung der Immunität hätte die Wissenschaftlerin unmittelbar bemerken müssen und daraus ableiten können, dass dieser hinzugekommene Faktor vielleicht zu den international unterschiedlichen Empfehlungen geführt haben könnte. Der nächste Schritt wäre dann gewesen, herauszufinden, welche Vitamin D-Spiegel denn laut Metastudien zu einer verringerten Immunität bzw. zu vermehrten Atemwegserkrankungen führen könnte? Dann wäre ihr sicherlich laut Metastudien aufgefallen, dass bei einem Vitamin D Spiegel zwischen12-20 ng/ ml diese viel häufiger auftreten als bei Werten > 20 ng/ ml. Im Sommer liegt der durchschnittliche Vitamin D-Spiegel innerhalb der hiesigen Bevölkerung bei ungefähr 25 ng/ ml und in den Wintermonaten laut einem von ihr gezeigten Schaubild bei eher 15 ng/ ml. Daraus würde man als Wissenschaftlerin doch schlussfolgern, dass man im Winter grundsätzlich über 20 ng/ ml bleiben sollte, um Atemwegserkrankungen vorzubeugen. Diese Empfehlung geht aber aus dem Video überhaupt nicht hervor, weil sie u.a. veraltetes Standardwissen und Vitamin-D Empfehlungen übernommen und diese nicht ausreichend hinterfragt hat.
Die pauschale Aussage, eine erhöhte Einnahme von Vitamin D hat auch keinen statistisch relevanten Einfluss auf den Verlauf einer Erkrankung am Coronavirus empfinde ich zum aktuellen Zeitpunkt als sehr bedenklich, weil zurzeit unzählige internationale Studien laufen, die sich genau mit dieser Fragestellung intensiv beschäftigen. Selbst das RKI hat in ihrem aktuellen „Corona-Steckbrief“ vom 25.01.21 darauf hingewiesen, dass eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung neben der Bedeutung für die Knochengesundheit wichtig für ein gut funktionierendes Immunsystem ist und das vermutet wird, dass eine gute Vitamin-D-Versorgung mit einer geringeren Erkrankungswahrscheinlichkeit bzw. einem milderen Verlauf einer COVID-19-Erkrankung einhergeht. Laut RKI-Definition bedeutet „ausreichend“, dass der Vitamin D-Spiegel > 20 ng/ ml ist. Das bedeutet völlig unmissverständlich, dass gemäß dem im Youtube-Video gezeigten Schaubild ungefähr 50 % der deutschen Bevölkerung in den Wintermonaten unter diesem Schwellwert liegt und den Wert optimieren sollte, damit der Mindest-Vitamin-D-Spiegel von 20 ng/ ml erreicht wird. Genau „das“ empfiehlt das RKI „aktuell“ auf ihrer Webseite.
Bezüglich der in dem Artikel erwähnten Vergiftungsgefahr: Wenn in Deutschland seit Jahren jeder Kinderarzt jedem z.B. 6 kg Säugling bzw. jedem Kleinkind ohne Ausnahme über einen Zeitraum von mindestens 2 Jahren 400-500 IE Vitamin D3/ Tag verschreiben muss, dann besteht die berechtigte Frage, warum ein erwachsener Mensch von z.B. 90 kg die offiziell empfohlene Menge der DGE von 800 IE Vitamin D3/ Tag wegen eventueller Vergiftungen nicht überschreiten sollte?
Zudem sollte jede Mutter evolutionsbiologisch in der Lage sein, ihr Kind problemlos bereits während der Schwangerschaft und nach der Geburt über die Muttermilch mit ausreichend Vitamin D3 zu versorgen, wenn ihr eigener Vitamin D3 Spiegel hoch genug wäre. Wenn also „alle Kinderärzte in Deutschland“ Säuglingen und Kleinkindern 400-500 IE Vitamin D3/ Tag zwecks Rachitis-Prophylaxe verschreiben müssen, bedeutet dies doch, dass die Mütter in Deutschland tendenziell einen geringeren Vitamin D3 Spiegel haben als die Mütter unserer Vorfahren. Unsere Kinderärzte würden wohl kaum flächendeckend einen kategorischen Vitamin-D Mangel annehmen, wenn sie von einen guten Vitamin-D Spiegel der Mütter ausgehen könnten.
Mikael Stronarow
02.02.2021 20:39Normalerweise habe ich mir vorgenommen, keinerlei Stellungnahmen zu Artikeln und Kommentaren zu diesem Thema zu nehmen.
Es ist einfach ein Skandal, und das genau wissen die Verantwortlichen hinter Jahrzehnten des Kampfes gegen dieses sog. Vitamin
Hier meine persoenliche Erfahrung: Auf eigene Kosten habe ich knapp 100 Personen im Freundes – und Bekanntenkreis bei 80 – 100 ng.ml eingestellt, meinen Wert im Selbstversuch seit 24 Monaten auf 140 ng.ml.
Mutter war 90, als wir 9,5 ng.ml festgestellt haben, Schwester mit 56 – Heilpraktikerin, bei 8.5 ng.ml.
Guter Freund-Topmanager bei BASF bei 5,9 ng.ml.
Wir haben inkl. mehreren Haustieren Wunder erlebt, Menschen haben in meinen Armen geweint vor Freude, NACH DER KUR.
Ein Buch koennte ich darueber schreiben, eine Erfolgsgeschichte, aber ich mache weiter im Verborgenen.
Jeder sollte selbst Verantwortung uebernehmen und NACHDENKEN – UND ENDLICH HANDELN.
Viel Glueck im Leben.