SARS-CoV-2, das neue Coronavirus, bringt viele Symptome mit sich, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Unter anderem kann es auch neurologische Beschwerden verursachen, wie etwa Geruchsverlust, Krampf- und Schlaganfälle.
Eine mysteriöse Krankheit
Es wird wohl noch Jahre dauern bis Wissenschaftler SARS-CoV-2 vollkommen erforscht und die Symptome und ihre Zusammenhänge vollständig verstanden haben: Immer wieder werden neue und teilweise extreme Nebenerscheinungen bekannt.
Es gibt eine große Anzahl an Infizierten, die die Infektion komplett symptomlos übersteht, also es meist selbst nicht einmal bemerkt. Auf der anderen Seite gibt es einige wenige Personen, die besonders stark darauf reagieren, darunter vor allem Ältere, Menschen mit Vorerkrankungen und Männer. Damit ist es auch wahrscheinlicher, dass diese Personengruppen Herz-, Lungen- und Nierenschäden erleiden. Hierbei ist noch nicht klar, ob diese Schädigungen akut sind oder chronisch werden könnten.
Weitverbreitete neurologische Symptome
Autoren einer in „JAMA“ erschienenen Studie zeigten nun auf, dass nicht nur Husten und Fieber, sondern auch neurologische Symptome weitverbreitet unter Covid-19-Erkrankten sind: Von 214 hospitalisierten Infizierten konnten diese bei mehr als einem Drittel festgestellt werden. Unter Individuen, die besonders stark angeschlagen waren, waren es sogar über 45 Prozent.
Die Autoren betonen, dass Ärzte bei neurologischen Beschwerden ihrer Patienten eine Infektion mit SARS-CoV-2 als Differentialdiagnose in Betracht ziehen sollten. Das könne zu einer schnelleren Behandlung führen und eine weitere Verbreitung des Virus verhindern.
Einige neurologische Symptome von Covid-19-Infizierten:
- Verwirrung
- Schwindelgefühl
- Kopfschmerzen
- Beeinträchtigtes Bewusstsein
- Akute zerebrovaskuläre Erkrankungen (betreffen und beeinträchtigen Blutgefäße und Blutzufuhr zum Gehirn)
- Krampfanfälle
- Nervenschmerzen
- Geruchs-, Geschmacks- und Sehbeeinträchtigung
Intensivaufenthalte verstärken neurologische Symptome
In einer im „New England Journal of Medicine“ veröffentlichten Studie wurden bei 14 Prozent der Patienten bei der Aufnahme neurologische Beschwerden festgestellt. Nachdem sie bereits einige Zeit auf der Intensivstation verbracht hatten, steigerte sich die Zahl auf über zwei Drittel. Die meisten von ihnen litten vor allem an Verwirrung. Selbst von den Personen, die bereits nach Hause durften, waren 33 Prozent immer noch desorientiert, unaufmerksam oder unkoordiniert in ihren Bewegungen.
Häufig Depressionen nach Intensivtherapie
Nach einem Aufenthalt auf einer Intensivstation leiden einige Patienten häufig noch monatelang an Depressionen und anderen psychischen Störungen. Dieses Phänomen wird als PICS (Post-Intensive Care Syndrome) bezeichnet. Es kann zu Depressionen, PTSD (Posttraumatische Belastungsstörung), sowie kognitiven Einschränkungen führen.
Auch in den oben genannten Studien hatten die Personen mit neurologischen Problemen eher einen schweren Krankheitsverlauf durchgemacht. Hier könnten also auch PICS oder andere Faktoren eine Rolle gespielt haben, allerdings gab es auch Patienten, die neurologische Symptome aufzeigten, ohne eine Intensivtherapie untergangen zu haben.
Somit kann zumindest eine Korrelation zwischen Covid-19 und diversen neurologischen Beeinträchtigungen hergestellt werden.
Vergleiche mit anderen Coronaviren
SARS (Severe Acute Respiratory Syndrome), das Coronavirus das 2002 und 2003 seinen Lauf nahm, verursachte in einigen Fällen ähnliche neurologische Gebrechen. Diese traten zumeist zwei bis drei Wochen nach Ausbruch der Krankheit auf. Auch MERS (Middle East Respiratory Syndrome), ein Coronavirus das 2012 in Jordanien ausbrach, hatte das Potential, Beschwerden wie Verwirrung, Gleichgewichtsstörungen und Koordinationsprobleme auszulösen.
Langzeiteffekte des derzeitigen Coronavirus könnten unter anderem eine Aufmerksamkeitsreduktion, eine verminderte Gedächtnisleistung und eine geringere Konzentrationsfähigkeit inkludieren.
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