Versicherte der privaten Krankenversicherung sind oft schlechter geschützt, als die Mitglieder der gesetzlichen Krankenversicherung, zumindest wenn es um den Schutz vor Krankheitsfolgen geht. So zahlen nur wenige PKV- Unternehmen Folgebehandlungen wie Physiotherapie.
Es gibt wieder eine aktuelle Studie zur privaten Krankenversicherung. Diese attestiert der privaten Krankenversicherung oft einen schlechteren Schutz vor Folgekrankheiten, als in der gesetzlichen Krankenversicherung. Zu diesem Ergebnis kamen der Gesundheitsökonom Thomas Drabinski und die Beratungsfirma Premiumcircle. Sie hatten Vollversicherungen in der PKV untersucht.
80 Prozent der Privattarife schlechter als GKV
Demnach hätten die derzeitig gut 10 Millionen Privatversicherten mit großen Leistungsausschlüssen im Krankheitsfall zu rechnen, wie der „Spiegel“ am heutigen Sonntag vorab berichtet. Des Weiteren würden auch 80 Prozent der in der privaten Krankenversicherung angebotenen Tarife weniger Leistungen beinhalten als die gesetzliche Krankenversicherung.
Dies erklärte der Chef von Premiumcircle Claus- Dieter Gorr. Dabei handelt es sich um Leistungen, die in der gesetzlichen Krankenversicherung schon lange fest verankert sind, wie zum Beispiel häusliche Krankenpflege oder Hilfsmitteldeklarationen ohne jegliche Einschränkungen, so Gorr weiter.
Kein Produkt konnte alle Kriterien erfüllen
Dem aktuellen Bericht zufolge wählten die Tester 85 Tarifbestandteile aus, die sich am Leistungskatalog der privaten Krankenversicherung orientieren. Untersucht wurden 32 Anbieter von privaten Krankenversicherungen mit mehr als 200 Tarifsystemen und etwa 1567 Kombinationen. Ergebnis: Kein Produkt konnte alle 85 Kriterien erfüllen.
Wie die Autoren erklären, würden die Tarife nicht beitragsgerecht für die Versicherten errechnet, sondern unter der Prämisse, dass sie möglichst gut bei Preisvergleichen abschneiden, so der Bericht im Spiegel weiter. Außerdem würden nur wenige private Krankenversicherungen Anschlussbehandlungen durch Physiotherapeuten oder andere wichtige Hilfsmittel übernehmen.
Auf Mindeststandards einigen
Auch der Gesundheitsexperte der CDU, Jens Spahn, meldete sich inzwischen zu Wort und plädierte dafür, dass die Branche sich auf einen Mindestversicherungsschutz einigen sollte. Dafür sprach sich auch der Vorsitzende der Deutschen Krankenversicherung (DKV), Clemens Muth aus. „Wir brauchen Mindeststandards in den Bereichen, die erst im Alter wichtig werden“, so der der Chef der DKV in einem Interview mit dem Spiegel.
Er kritisierte außerdem, das zu lange bei den Tarifen auf den Preis geschaut wurde und nicht auf die Qualität. Dass habe letztendlich zur Folge gehabt, dass „Billigtarife auf den Markt kamen, mit teilweise erheblichen Leistungslücken“, so der Chef der DKV zum Abschluss des Interviews.
Peter Dingemann
11.06.2012 06:33Sehr geehrte Frau Loose,
ist es möglich, das Ergebnis des Vergleichs mit Namensnennung der Versicherungen einzusehen?
Mit freundlichen Grüßen,
H.-P. Dingemann
Andrea Loose
11.06.2012 11:12Hallo Herr Dingemann,
leider liegt uns die detaillierte Liste nicht vor, ich möchte sie bitten, sich an die Redaktion vom Spiegel zu wenden, da der Redaktion die Studie vorzuliegen scheint.
mit freundlichem Gruß
Andrea Loose