Bei der Ausbreitung von Infektionskrankheiten spielen sogenannte „Superverbreiter“ eine entscheidende Rolle. Hierbei handelt es sich um den Fall, dass einige wenige Menschen sehr viele andere anstecken. Bekannt wurde vor allem der Fall eines chinesischen Arztes, der 2003 Tausende mit Sars infizierte.
Superverbreiter für 80 % der Infektionen verantwortlich
Von Prof. Mark Woolhouse, Infektionsforscher an der University of Edinburgh/Schottland (UK), stammt die Hypothese, dass 20 Prozent der Infizierten für 80 Prozent der Ansteckungen verantwortlich sein sollen. Nachdem diese These bereits durch Studien belegt wurde, haben Forscher der kalifornischen Stanford University nun eine Untersuchung über die möglichen Ursachen veröffentlicht. Die Forscher infizierten Versuchstiere mit Salmonellen, und werteten die Verbreitung unter den Tieren aus.
Neue Studie
Demnach schieden 30 Prozent der Tiere als Superverbreiter eine hohe Anzahl von Erregern aus, ohne selber krank zu sein, oder auch nur Symptome zu zeigen. Sogar noch nach der Behandlung mit Antibiotika. Das Immunsystem der Tiere bekämpfte die Erreger nicht, sonder lebte mit ihnen. Da sie mithin kerngesund waren, konnten sie die Erreger weit verbreiten.
„Typhus-Mary“
Traurige Berühmtheit erlangte der Fall von Mary Mallon, die als „Typhus-Mary“ in die Geschichte einging. Mallon war Ende des 19ten Jahrhunderts aus Irland in die USA ausgewandert, wo sie als Köchin in Privathaushalten arbeitete, und ihre Arbeitgeber mit Typhus ansteckte.
Sie war die erste Person, die als sogenannter „Dauerausscheider“ ohne Krankheitssymptome eindeutig identifiziert werden konnte, und zwar durch die Gründlichkeit eines Sanitärtechnikers. Typhus-Mary weigerte sich jedoch beharrlich, sich selber ihre Rolle einzugestehen. Sie war der festen Überzeugung, die Obrigkeit verfolge sie grundlos. Nach einem Verbot, als Köchin zu arbeiten, heuerte sich unter falschem Namen in der Küche des New Yorker Sloane-Krankenhauses an. Prompt erkrankten dort Menschen an Typhus. Zwei starben. Die Gesundheitsbehörde nahm sie daraufhin in Gewahrsam und verwies Mary Mallon auf Lebenszeit in eine Isolierstation. Die nach ihrem Tod durchgeführte Autopsie ergab, dass sie immer noch Trägerin lebender Typhus-Erreger war.
Cholera-Epidemie in London Mitte des 19ten Jahrhunderts
Ein interessanter Fall eines „nicht-menschlichen“ Superverbreiters ist die Cholera-Epidemie in London Mitte des 19ten Jahrhunderts. Weil eine Frau die Windeln ihres infizierten Babys in der Nähe einer Wasserpumpe gewaschen hatte, verbreitete diese eine Pumpe den Erreger massenhaft weiter. Diese Entdeckung war seinerzeit ein Meilenstein der Medizingeschichte. Nach Stilllegung dieser einen Pumpe verebbte die Cholera-Epidemie.
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