Eine jetzt veröffentlichte Studie aus Bangladesch kommt zu dem Ergebnis, dass sich ein Mangel von Nährstoffen auf die im Darm lebenden Bakteriengemeinschaften negativ auswirken kann. Kurzfristige Maßnahmen wie zum Beispiel Diäten verbesserten zwar die akute Ernährungssituation, beseitigten die entscheidenden Probleme aber auf Dauer nicht, erklärten die Forscher in ihrem jetzt veröffentlichten Bericht.
In Entwicklungsländern sind derzeitig ungefähr vier Prozent der Kinder schwer mangelernährt, teilten die Wissenschaftler in ihrem Bericht mit. Ein sogenannter moderater Nährstoffmangel betrifft in im Südosten Asien sogar mindestens 19 Prozent der Kinder.
In dem Land Bangladesch haben der aktuellen Studie zufolge mehr als 40 Prozent der Kinder unter fünf Jahren durch Mangelernährung verursachte Wachstumsstörungen.
Folgen über Mangelernährung bis wenig erforscht
Bis zum heutigen Tage ermittelten die Wissenschaftler die Ernährungssituation durch das Verhältnis von Gewicht und Größe, den sogenannten WHZ-Wert (weight-to-height Z-score).
Eine Behandlung mit Arzneimitteln sowie die zusätzliche Abgabe von Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln senken zwar die Sterberate unter Kindern mit einem zu niedrigen WHZ-Wert, über die langfristigen Folgen der Mangelernährung wusste man bis zum heutigen Tage allerdings recht wenig.
Darmflora von gesunden Kindern detailliert untersucht
Die Wissenschaftler untersuchten im Anschluss den Einfluss von Mangelernährung auf die menschliche Darmflora. Bekannt ist bis jetzt nur, dass die Ernährung ihre Zusammensetzung maßgeblich beeinflusst.
Umgekehrt beeinflussen die Mikroben, wie der Körper Nährstoffe abbaut. Die Forscher analysierten aus diesem Grund als erstes bei 50 gesunden Kindern aus dem Land Bangladesch jeden Monat während der ersten beiden Lebensjahre die Darmfloren.
Unterschiedliche Diäten getestet
Dabei erstellten die Wissenschaftler eine Rangliste von 24 unterschiedlichen Bakteriengruppen, die für eine gesunde Darmflora von kleinen Kindern besonders wichtig sind. Dazu zählen in erster Linie Mikroorganismen der Arten Faecalibacterium prausnitzii und Lactobacillus ruminis sowie der Gattung Ruminococcus.
Im Anschluss analysierten die Wissenschaftler die Darmbakterien von 64 schwer mangelernährten Kindern im Alter von sechs bis maximal 20 Monaten, die in einer Klinik der Hauptstadt Dhaka behandelt wurden. Sie bekamen neben Arzneimitteln unterschiedliche Diäten und Nährstoffpräparate wie zum Beispiel Eisen.
WHZ- Wert dennoch zu niedrig
Zwar nahmen die Kinder während der Therapie schnell wieder an Gewicht zu, doch in den Monaten danach blieb der WHZ-Wert weiterhin deutlich zu niedrig: Sie waren kleiner und leichter als gesunde Kinder im gleichem Alter.
Stuhlanalysen zeigten ziemlich eindeutig, dass die Bakteriengesellschaft im Darm während der Therapie zwar etwas vielfältiger wurde, allerdings nur für eine kurze Zeit. In den vier Monaten nach Behandlungsende viel die Mikrobenvielfalt wieder deutlich ab. Eine Untersuchung von 47 kleinen Kindern aus Malawi in Afrika bestätigte die Bedeutung der Bakterien.
Diät mir traditionellen Nahrungsmitteln könnten hilfreicher sein
Die Zusammensetzung der menschlichen Darmflora gebe Aufschluss über die Ernährungssituation, so die Wissenschaftler in ihrem Bericht. Nun sei noch zu prüfen, ob eine verlängerte Intervention die Situation mangelernährter Kinder verbessere.
Unter Umständen sei auch eine Diät hilfreicher, die stärker auf traditionellen Lebensmitteln beruhe. Außerdem müsse die Rolle der einzelnen Bakteriengruppen geklärt werden, heißt es zum Abschluss des Berichts der im Fachmagazin „Nature“ veröffentlicht wurde.
Was meinen Sie?