Das Göttinger Uniklinikum erschüttert derzeitig ein Organspendeskandal. Ein leitender Oberarzt hatte mindestens 25 Patienten bevorzugt behandelt und ihnen zu einem Spenderorgan verholfen.
Erst in der vergangenen Woche wurden die Gesetzesänderungen für die Organspende- Reform im Bundesgesetzblatt veröffentlicht. Nun wirft ein Skandal an der Göttinger Uniklinik ganz neue Fragen auf.
Ein Arzt soll viele Patienten bevorzugt behandelt haben und das im großem Stil. So soll der Leiter der Transplantationschirurgie Krankenakten manipuliert haben und Patienten bevorzugt behandelt haben, um ihnen zu einer Spenderleber zu verhelfen.
Patienten kranker erscheinen lassen
Zu diesem Ergebnis kommen die Ermittler der Ständigen Kommission für Organtransplantation der Bundesärztekammer. Nach neusten Erkenntnissen soll der Mediziner in den Jahren 2010 und 2011 wissentlich Laborwerte gefälscht haben und auch Dialyse- Behandlungen erfunden haben, um den Patienten kranker erscheinen zu lassen, als er eigentlich war.
Im Einzelnen sollen auch Blutgerinnungs- und Nierenfunktionswerte von dem Arzt gefälscht wurden sein. Durch diese Manipulationen rückten die betroffenen Patienten in der Warteiliste für Spenderorgane weiter nach oben. Die Stiftung Eurotransplant ist für die Zuteilung der Spenderorgane in Deutschland zuständig.
25 Patienten bevorzugt
Durch die illegalen Machenschaften des Oberarztes sollen mindestens 25 Patienten des Göttinger Krankenhauses bevorzugt eine Spenderleber erhalten haben. Nun überprüfen Ermittler die aktuelle Warteliste. Alle 130 Patienten müssten noch einmal geprüft werden, wie es in einer Stellungnahme hieß.
Bei der Auswertung der Liste, sei man in 25 Fällen auf Unregelmäßigkeiten aufmerksam geworden, diese Patienten wurden von der Liste gestrichen. Schon Ende des vergangenen Jahres kam es zu einem ähnlichen Zwischenfall in dem Göttinger Krankenhaus. Schon damals hatte man sich von einem Mediziner getrennt.
Experte geht von Einzelfall aus
Der Präsident der Deutschen Transplantationsgesellschaft, Professor Wolf Bechstein, geht allerdings von einem Einzelfall aus. Dies erklärte der Mediziner in einem aktuellen Interview mit der „Ärzte Zeitung“. So waren erste Hinweise, dass Patienten an dem Göttinger Krankenhaus bevorzugt behandelt werden, anonym bei der Deutschen Stiftung für Organtransplantation eingegangen.
In der Zwischenzeit hat auch die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen übernommen und ermittelt gegen den Mediziner wegen Bestechlichkeit. Auch sollen die Ermittlungen gegen den Oberarzt des Göttinger Klinikums noch nicht abgeschlossen sein, so der Präsident weiter.
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