Dass Bakterien unsere Haut, Schleimhäute oder den Darm besiedeln, ist nichts Neues. Diese Tatsache hat auch im Normalfall keine negativen Konsequenzen für uns und unseren Körper. Das gilt aber nur, solange die Bakterien dort bleiben, wo sie hingehören und die Antibiotika, die vom Arzt verschrieben werden, auch bei der Behandlung Wirkungen zeigen. Immer öfter hört man aber von resistenten Keimen. Forscher sind bezüglich der Auswirkungen besorgt.
Wenn ein Patient von einem Keim befallen ist und kein Antibiotikum hilft mehr, dann ist das wohl das schlimmste Szenario, das einem Krankenhaus passieren kann. Zwar gibt es nur wenige Bakterien, gegen die die Medizin kein Heilmittel kennt, aber sobald ein Fall in einer Klinik auftritt, bei dem kein Mittel hilft, schrillen alle Warnsignale. So passierte es dieses Jahr im Jänner im Universitätsklinikum Kiel. Dort wurden 31 Patienten positiv auf den gefährlichen Erreger Acinetobacter baumannii getestet. Ein anderer und erst kürzlich bekannt gewordener Fall ereignete sich in Düsseldorf, wo bei mehreren Säuglingen auf der Intensivstation die Vancomycin-resistenten Enterokokken (VRE) festgestellt wurden.
Tote durch Versagen des Antibiotikums
Derzeit kann man nur schätzen, wie viele Patienten jährlich in Deutschland an den Folgen durch Infektionen an multiresistenten Erregern sterben. Laut dem nationalen Referenzzentrum (NRZ) an der Berliner Charité dürfte es sich um maximal 6000 Menschen pro Jahr handeln. Trotz der doch hohen Sterberate beruhigen Experten, dass die große Mehrheit der Krankenhausinfektionen durch sensible Keime hervorgerufen werden, gegen die ein Antibiotikum wirkt.
Panikmache oder tatsächliche Gefahr?
Petra Gastmeier vom NRZ meint dazu: „Das ist ein Hype um die multiresistenten Erreger. Man kann genauso an einem sensiblen Staphylococcus aureus sterben wie an einem MRSA, seiner resistenten Variante.“ Dennoch bleibt die Medizinerin Gastmeier besorgt. Es nehmen viele Erreger zu, die gegen drei oder vier Antibiotika-Klassen resistent sind. Die MRSA-Fälle nehmen in Deutschland hingegen ab. Würde es einen Ausbruch geben, würde das unsere Krankenhäuser in eine Situation bringen, die man sonst nur in Ländern findet, die gar keinen Zugang zu Antibiotika haben, meint Alexander Friedrich, Direktor des Instituts für medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene des Universitätsklinikum Groningen in den Niederlanden. Weiters sagt er: „Es ist zwar nicht dasselbe, aber am Ende läuft es für den Patienten auf dasselbe hinaus. Wir hier in Europa sind verwöhnt und daran gewöhnt, dass uns immer geholfen werden kann.“
Multiresistente Bakterien nicht grundsätzlich aggressiver
Dass diese multiresistenten Bakterien aggressiver und schlimmer wären, stimmt nur bedingt. Sie sind nicht per se aggressiver, aber lassen sich, gegenüber den Antibiotika-sensiblen Varianten, schlechter behandeln und therapieren. Die Erreger verbreiten sich trotz der Hygienemaßnamen in den Krankenhäusern und der Einsatz von Antibiotika unterstützt ihre Ausbreitung zusätzlich.
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