Die Unternehmensberatung McKinsey sieht auch weiterhin eine mögliche Koexistenz zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung, das erklärte ein Gesundheitsexperte des Unternehmens in einem aktuellen Interview. So führt er als Beispiel die Krankenversicherungssysteme der Schweiz und Niederlande an.
Im Moment wird viel über das duale Krankenversicherungssystem in Deutschland gestritten. Die bekannte Unternehmensberatung McKinsey hat jetzt eine neue Studie zum Thema Krankenversicherung in Deutschland erstellt. Das Ergebnis: Die Experten raten der Politik das System der Krankenversicherung zu reformieren, allerdings sollen gesetzliche und private Krankenversicherung erhalten bleiben, wie Tageszeitung „Welt“ berichtet.
System wie in der Schweiz vorgeschlagen
In einem aktuellen Interview mit der Tageszeitung erklärte der Gesundheitsexperte von McKinsey, Axel Baur, die Einzelheiten der Studie. Zwar betonte der Experte, dass das duale System der Krankenversicherung eine Zukunft hat, dennoch bedarf es einer grundlegenden Reform. Im Detail schlägt der Gesundheitsexperte ein ähnliches System wie in der Schweiz vor.
In der Schweiz gibt es eine Grundabsicherung, die für die grundlegende medizinische Versorgung aufkommt. Wem diese Leitungen nicht ausreichen, der kann sie mittels privater Zusatzversicherungen aufstocken. Dieses System entspricht dem Modell der Bürgerversicherung, die auch für Deutschland schon mehrfach vorgeschlagen wurde.
System der Niederlande eine weitere Option
Dem Gesundheitsexperten zufolge wäre das System der Niederlande eine weitere Option. Dort haben sowohl die gesetzlichen Krankenkassen als auch die privaten Krankenversicherungen die Möglichkeit eine Grundversorgung, als auch Zusatzversicherungen anzubieten. Der Vorteil an diesem System: Der Wettbewerb müsse nicht eingeschränkt werden.
Der Gesundheitsexperte sieht das primäre Problem der gesetzlichen Krankenkassen im demografischen Wandel. Durch die immer älter werdende Bevölkerung wird es wohl zu weiteren Leistungskürzungen kommen, prognostiziert der Gesundheitsexperte von McKinsey. Einzige Alternative wäre die Anhebung des Beitragssatzes, dies will aber die Regierung möglichst vermeiden.
Fehlende Planungssicherheit
Die Probleme in der privaten Krankenversicherung kommen allerdings eher aus der mangelnden Planungssicherheit, so Baur. Diese resultieren nicht nur aus der schlecht zu kalkulierenden Verzinsung der Altersrückstellungen, sondern auch der medizinische Fortschritt fordert jährlich höhere Summen.
Dies hat allerdings wenig mit den Beitragserhöhungen in der privaten Krankenversicherung zum Jahreswechsel zu tun, so Baur. Beitragserhöhungen gab es in den meisten Fällen nur in den so genannten Einsteiger- bzw. Billigtarifen, die von sich aus schon hart an der Grenze kalkuliert sind.
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