Diabetes vom Typ-2 (Melitus), auch Alters-Diabetes genannt, nimmt in Deutschland immer weiter zu. Ebenso in den anderen Industrienationen. Bei dieser neuen Volkskrankheit besteht ein direkter Zusammenhang mit ungesunder Ernährung, Bewegungsmangel und Übergewicht.
30 % mehr Fälle von Diabetes als vor 15 Jahren
Bereits heute zählt man hierzulande sechs Millionen Fälle, das sind dreißig Prozent mehr als vor fünfzehn Jahren. Gegenüber der Nachrichtenagentur dpa warnt der Chefarzt am Kinder- und Jugendkrankenhaus „Auf der Bult“ in Hannover und Vorstandsvorsitzender der Deutschen Diabetes-Hilfe, Thomas Danne, dass Medikamente alleine das Problem nicht lösen könnten. Hier sieht der Experte auch die Politik gefordert.
Statistisch gesehen sterben jede Stunde drei Patienten an den Diabetes-Folgen. Neben den genannten Risikofaktoren spielen auch übermäßige Streßbelastung sowie Umweltverschmutzung eine Rolle, so z.B. Feinstaub.
Diabetes ist eine gefährliche Stoffwechselerkrankung, bei der lebensbedrohliche Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Bluthochdruck, Schlaganfall und Niereninsuffizienz auftreten können. Eine frühzeitige Diagnose und Therapie sind deshalb entscheidend.
Hauptursache Übergewicht
Ursache der starken Zunahme der Fälle von Diabetes sei vor allem die wachsende Zahl der Übergewichtigen, erklärt der Diabetes-Forscher Matthias Tschöp vom „Helmholtz Zentrum“ München gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. „Das Problem bekommen wir einfach nicht in den Griff. Wir haben bis heute keine Medikamente gegen Fettleibigkeit“, so der Mediziner. Die einzige Möglichkeit bestünde derzeit in operativen Eingriffen wie etwa dem Einsetzen eines Magenbypass. Tschöp forscht deshalb an neuen Wirkstoffen, die gleichzeitig Fettleibigkeit und Diabetes bekämpfen. „Wir brauchen Medikamente, die viel wirksamer sind als heute.“ Dafür setzt er bei den unterschiedlichen Fettzellen im Körper an. „Es gibt Fettzellen, die Fett nicht speichern, sondern verbrennen“, erläutert er. Tschöp und seine Kollegen vom „Helmholtz Zentrum“ versuchen herauszufinden, wie sich das „gute“ braune Fett von dem „schlechten“ weißen unterscheiden lässt. „Wir müssen es schaffen, weiße in braune Fettzellen umzuwandeln – also Zellen, die Kalorien speichern umwandeln in Zellen, die Kalorien verbrennen.“ Doch dieses Funktionsprinzip ist noch unklar.
Nationalen Aktionsplan gefordert
Kinderarzt Danne setzt sich für einen nationalen Diabetes-Aktionsplan ein. „18 EU-Staaten haben den bereits, Deutschland hinkt hinterher.“ Mit dem Plan sollen dem Mediziner zufolge die Interessen von Ärzten, Politik oder Nahrungsmittelindustrie gebündelt werden. Zudem solle ein zentrales Diabetes-Register eingeführt werden. „Wir wissen immer noch viel zu wenig darüber, wie die Leute behandelt werden“, erläutert Danne. Im Sommer hat die Bundesregierung einem nationalen Diabetesplan zugestimmt. Nun seien die Politiker am Zug, so der Kinderarzt.
Vor allem bei der Früherkennung müsse viel verbessert werden. „Hoher Zucker tut ja nicht weh“, berichtet Danne. Deshalb bemerkten leider viele Betroffene ihre Erkrankung erst dann, wenn sie Folgeerkrankungen entwickeln.
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