Anlässlich des Welt-Hepatitis Tages am 28. Juli macht die deutsche Leberstiftung auf die Virusinfektion aufmerksam. Weltweit sterben jährlich 1,45 Millionen Menschen an Hepatitis.
In Deutschland sind nach Meinung von Experten etwa fünf Millionen Menschen von einer Lebererkrankung betroffen. Täglich werden über 4 000 Menschen weltweit das Opfer einer Hepatitis. Die Leberentzündung ist somit immer noch eine der gefährlichsten Krankheiten.
Leberentzündung bleibt oft unentdeckt
Das liegt auch daran, dass es am Beginn der Krankheit keine spezifischen Symptome gibt. Deshalb ist die Leberentzündung auch so tückisch, denn das Organ leidet still. So fühlen sich viele Patienten oft matt und angeschlagen. Manche sagen, sie hätten einen dumpfen Schmerz im rechten Oberbauch oder Gelenkschmerzen. Diese ersten Anzeichen werden beim Arzt dann oft fehl-diagnostiziert, meistens als harmloser grippaler Infekt.
Aufklärung bringt erst ein Test der Leberwerte. Doch sind diese auffällig, wird auch das häufig unterschätzt. Deshalb bemerkt man eine Hepatitis erst, wenn sie schon weit fortgeschritten ist. Dann stellt sich die typische gelbliche Verfärbung der Augen und der Haut ein, weshalb die Hepatitis auch „Gelbsucht“ genannt wird.
Die wenigsten Betroffenen suchen daher rechtzeitig einen Arzt auf. „Das ist fatal, weil die Folgen unentdeckter Leberentzündungen dramatisch sein können“, sagt Professor Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung. Eine unbehandelten Hepatitis kann zu Leberzirrhose und Leberzellkrebs führen. In akuten Fällen sogar zum Tod, da die Leber zerstört ist.
Impfungen gibt es gegen Hepatitis-A und -B
Generell gibt es zwei Arten von Leberentzündungen: die chronische und die akute. Von chronischer Hepatitis spricht man, wenn die Erkrankung bereits länger als sechs Monate andauert. Die Leberentzündung wird meist durch die Hepatitis-Viren A, B und C hervorgerufen.
Hepatitis-A ist eine typische Reisekrankheit. Die Viren werden hauptsächlich auf fäkal-oralem Weg übertragen, mangelnde hygienische Verhältnisse sind die Hauptursache. Grundsätzlich kann Hepatitis-A überall vorkommen, vermehrt treten die Viren aber in Entwicklungsländern oder südeuropäischen Ländern auf. In Kontakt kommt der Körper mit den Viren meist durch verschmutztes Leitungswasser, Eiswürfel, Fisch oder auch mit Fäkalien gedüngtes Gemüse.
Die Erkrankung verläuft im Vergleich zu Hepatitis-B und -C recht harmlos. Es sind bisher keine chronischen Verläufe festgestellt worden. Das Gute an der Hepatitis-A: ist sie vollständig ausgeheilt bleibt eine lebenslange Immunität. Bei Kindern verläuft Hepatitis A oft unbemerkt und ohne wesentliche Beschwerden. Dadurch stecken sich häufig Erwachsene an, auch ohne zu Wissen, dass es sich um Hepatitis handelt. Gegen Hepatitis-A kann man sich impfen lassen. Das Robert- Koch Institut in Berlin empfiehlt eine Impfung vor allem bei Reisen in tropische Gebiete.
Hepatitis-B kann bei der Geburt übertragen werden
Gefährlicher ist die Hepatitis-B. In Deutschland ist die Viruserkrankung meldepflichtig. Nach sechs Monaten heilt sie entweder aus oder wird chronisch. Es gibt verschiedene Krankheitsverläufe. Ist die Infektion asymptomatisch, also ohne Symptome, heilt sie meist ab. Ist sie aber akut, kommt es bei 0,5 bis 1,5 Prozent der Erkrankten zu massiven Zerstörungen der Leber. In 60 bis 80 Prozent der Fälle führt das zum Tod, wenn nicht schnellstens eine Lebertransplantation vorgenommen wird.
Übertragen wird das Virus durch sexuelle Kontakte, „needle sharing“ unter Drogenabhängigen, aber auch bei der Geburt von Mutter auf Kind. In Industrieländern werden auch Blutspenden auf Hepatitis-B-Viren untersucht, in Entwicklungsländern vermuten Experten, dass dabei nicht so genau vorgegangen wird, wie es eigentlich notwendig wäre. Auch gegen Hepatitis-B gibt es eine Impfung. Diese wird für Kinder ab zwei Monaten empfohlen. Dafür gibt es auch einen Kombinationsimpfstoff gegen Hepatitis-A und -B. Hat man sich bereits angesteckt, so gibt es eine medikamentöse Therapie gegen den chronischen Verlauf der Krankheit. Damit werden vor allem die Begleiterscheinungen gemildert und eine Leberzirrhose bzw. Leberkrebs verhindert.
Derzeit sind 150 Millionen Menschen von Hepatitis-C betroffen
Nach derzeitigem Wissenschaftsstand gibt es gegen Hepatitis-C keine Impfung. Übertragen wird das Virus durch infiziertes Blut, es muss dabei direkt in die Blutbahn gelangen. Meist passiert das durch offene Wunden oder Schleimhäute. Bevor man das Virus entdeckte, waren die Hauptursache infizierte Bluttransfusionen. Seit Hepatitis-C Infizierte aber vom Blutspenden ausgeschlossen und alle Spenden auf das Virus überprüft werden, ist das Risiko einer Übertragung auf 1: 1,5 Millionen gesunken.
Weltweit schätzt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Zahl der Erkrankten auf 130 bis 150 Millionen Menschen. Behandelt wird das Virus mit Medikamenten. Diese Therapie ist in 90 Prozent der Fälle sehr erfolgreich und kann Hepatitis-C vollständig heilen. Menschen die mit Hepatitis-C Infizierten zusammenleben, sollten darauf achten nicht dieselben Rasierklingen, Nagelscheren oder Zahnbürsten zu verwenden. Für betroffene Frauen ist auch der Kinderwunsch erfüllbar. An einem Impfschutz wird derzeit weltweit gearbeitet.
Damit die Menschen wieder aufmerksamer auf die Gefahren einer Hepatitis werden, ruft die WHO seit 2011 jährlich am 28. Juli zum Welt-Hepatitis-Tag auf. „Dieser Tag hilft, die entzündliche Erkrankung der Leber ins gesellschaftliche Bewusstsein zu rücken“, sagt Professor Dr. Manns. Dieses Jahr verbindet die deutsche Leberstiftung den Tag mit einer Aktion in den sozialen Medien. Stellvertretend für die 4 000 Menschen die täglich an Hepatitis sterben, sollen 4 000 Menschen ihr Profilbild mit dem Hashtag #4000voices (4000 Stimmen) hochladen.
Früherkennung ist essentiell
„Damit ist auch die Hoffnung verbunden, dass mehr Menschen die so wichtige Früherkennung in Anspruch nehmen. Ein Problem ist, dass Lebererkrankungen oft unerkannt bleiben. Daher müssen wir gezielt danach suchen“, erklärt Professor Dr. Manns. Die deutsche Leberstiftung arbeitet deshalb für eine kompetente Aufklärung und Informierung der Bevölkerung. Das Ziel ist, dass Lebererkrankungen seltener werden.
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