Bei starkem Brennen oder Juckreiz im Analbereich sind häufig Hämorrhoiden die Ursache. Fast jeder zweite über 30-Jährige leidet hierzulande daran. Für die meisten Menschen sind Hämorrhoiden dennoch ein Tabuthema, so dass viele Betroffene erst spät einen Arzt konsultieren. Die Nachrichtenagentur „dpa“ sprach mit Experten über die Gefahren eines unbehandelten Hämorrhoidalleidens. Demnach können unter anderem dauerhafte Afterschmerzen, ungewollter Stuhlabgang und Blutungen die Folge sein.
Hämorrhoiden sind Volksleiden
Entgegen mancher Annahme handelt es sich um ein regelrechtes „Volksleiden“, von dem in Deutschland schätzungsweise etwa 3,5 Millionen betroffen sind. Da viele aus Scham zu spät zum Arzt gehen, und versuchen, erste Anzeichen und Beschwerden zu ignorieren, verschlimmert sich das Leiden unnötig. Es kommt zu Komplikationen wie Analfissuren, Analfisteln, stärkeren arteriellen Blutungen oder einem Abszess.
Bei Hämorrhoiden handelt es sich um arteriovenöse Schwellkörper, die etwas oberhalb der Schließmuskeln des Anus ein ringförmiges Gefäßpolster bilden. Hämorrhoiden stellen dabei zunächst keine Erkrankung dar, stattdessen finden sie sich bei jedem Menschen und stellen einen wichtigen, natürlichen Bestandteil des Analkanals dar. „Jeder Mensch hat diese Polster. Sie dichten den Enddarm nach außen ab und verhindern, dass Stuhlreste austreten und die empfindliche Haut im Analbereich reizen“, erklärt Prof. Alexander Herold vom End- und Dickdarm-Zentrum in Mannheim gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“.
Risikofaktoren begünstigen Erkrankung
Zu einer Erkrankung kommt es erst, wenn sich das Blut in dem Gefäßpolster staut und nicht mehr ungehindert abfließen kann, in diesem Fall sprechen Mediziner von einem „ Hämorrhoidalleiden“. „Wenn auf die Blutadern längere Zeit Druck ausgeübt wird, kann das Blut nicht mehr abfließen, die Adern erweitern sich, und ihr zartes Bindegewebe leiert aus“, so Herold weiter. Der hohe Druck entsteht dabei vor allem durch eine dauerhafte Verstopfung (Obstipation) oder starkes Pressen bei der Stuhlentleerung, dementsprechend sollte laut Herold auch immer nur dann die Toilette aufgesucht werden, wenn tatsächlich Stuhldrang besteht. Daneben kommen aber noch weitere Ursachen in Betracht, wie zum Beispiel eine angeborene Bindegewebsschwäche, Übergewicht, mangelnde Bewegung oder eine Schwangerschaft. Auch bestimmte Angewohnheiten, wie langes Verweilen auf dem WC gelten als Risikofaktoren für das Hämorrhoidalleiden, „ausgiebiges Zeitungslesen auf der Toilette sollte man deshalb vermeiden“, rät Herold weiter.
Unterschiedliche Behandlung je nach Schwere
Befindet sich das Hämorrhoidalleiden noch am Anfang, ist meist eine Verödung ausreichend. Bei dieser wird in die leicht vergrößerten Polster ein Mittel eingespritzt, welches das Gewebe schrumpfen und verfestigen lässt. Parallel können Cremes und Analtampons helfen, die aber nur die Symptome lindern. Ist das Leiden schon fortgeschritten, kann auch die sogenannte „Gummibandligatur“ helfen: „Der Arzt stülpt einen winzigen Gummiring über die Hämorrhoiden. Das überschüssige Gewebe bekommt dann kein Blut mehr und fällt innerhalb der nächsten zwei Wochen mit dem Stuhl ab“. Zeigen diese Verfahren keinen Erfolg oder liegen Hämorrhoiden im noch weiter fortgeschrittenen Stadium vor, hilft in der Regel nur eine operative Entfernung der Knoten.
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