In Deutschland sterben jährlich 60.000 Menschen in Krankenhäusern an Blutvergiftungen. Experten zufolge könnte diese Zahl aber um bis zu 20.000 Fälle verringert werden. Besonders die mangelnde Hygiene in Krankenhäusern begünstigen Blutvergiftungen.
Viele Menschen glauben, dass in deutschen Krankenhäusern und Kliniken Hygiene groß geschrieben wird. Doch leider ist dies nicht immer der Fall. So sterben immer mehr Menschen in Krankenhäusern wegen der Nachlässigkeit des Personals an Blutvergiftungen. Mediziner aller Fachrichtungen sind empört über die neusten Zahlen.
20.000 Todesfälle zuviel
So sterben jährlich etwa 60.000 Menschen an Sepsis, der landläufig als Blutvergiftung bezeichneten Entzündungserkrankung auf Bakterien und weiteren Krankheitserregern. Führenden Infektionsmedizinern zufolge könnten die Todesfälle um 15.000 bis 20.000 verringert werden.
In einem internen Papier, das dem Magazin „Focus“ vorzuliegen scheint, kritisieren Experten, dass jedes dritte oder vierte Opfer mit Blutvergiftung weiter leben könnte, wenn die Früherkennung, Vorbeugung und Therapie den medizinischen Leitlinien entsprechen würde. Pro Jahr nehmen die Fälle von Blutvergiftungen in Industriestaaten um sieben bis acht Prozent zu.
Größe Schuld liegt im Medizinsystem
Die Alterung der Gesellschaft trage zwar eine Mitschuld, kann aber nicht allein für die jährlichen Steigerungen verantwortlich gemacht werden, wie es in dem Papier weiter heißt. Der größte Teil der Schuld liege im derzeitigen Medizinsystem. So werden zu wenige Menschen aus Risikogruppen gegen gefährlich Erreger wie Pneumokokken geimpft.
Außerdem achten Mediziner hierzulande zu selten auf erste Symptome einer Entzündungsreaktion. Zu guter Letzt verschärft auch der Mangel an Krankenhaushygiene das aktuelle Problem, heißt es in dem Schriftstück weiter.
Bericht wird Montag offiziell vorgestellt
Die Wirkung des aktuellen Papiers, das am kommenden Montag auf der Fachkonferenz „Sepsis Summit Berlin“ vorgestellt wird, soll ähnlich ausfallen wie eine Initiative im US- Bundesstaat New York.
Dort warb ein Vater eines im April des letzten Jahres an einer harmlosen Sportverletzung an Sepsis verstorbenen Jungen so intensiv um eine Verschärfung der Vorschriften, dass der zuständige Gouverneur „Rorys Regulations“ erließ. Diese schreiben zum Beispiel vor, dass ein Patient spätestens eine Stunde nach einer Sepsis- Diagnose Antibiotika erhalten muss.
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